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Gesünder gehen mit «X10D» – Grenchner will Schuh jetzt international vermarkten

Der Schuh «X10D» – entwickelt von Physiotherapeut Jan Swager van Dok aus Grenchen – soll international vermarktet werden.

Oliver Menge
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Physiotherapeut Jan Swager van Dok mit dem neuen Modell X10D two.

Physiotherapeut Jan Swager van Dok mit dem neuen Modell X10D two.

Oliver Menge

Vor gut vier Jahren entwickelte der Grenchner Physiotherapeut Jan Swager van Dok zusammen mit dem Schuhspezialisten Tobias Schumacher einen neuen Alltagsschuh, dessen spezielle Sohle dem Träger ein verbessertes Abrollen und dadurch einen aufrechteren und gesünderen Gang ermöglicht. Der X10D (englisch für extend, sich aufrichten) soll den Fuss möglichst direkt aufs physiologische Gangbild lenken.

Beim X10D markiert eine grüne S-förmige Linie entlang der Bodenkontaktfläche optisch und spürbar den optimalen Bewegungsablauf. Der Schuh ist speziell für die urbane Umgebung geschaffen, für harten und ebenen Untergrund und eignet sich nicht fürs Gelände. Und ganz im Gegensatz zu anderen Gesundheits-Schuhen, dient der X10D für die meisten Personen als Trainingsgerät, mit dem die Fuss- und Skelettmuskulatur trainiert und gestärkt wird. «Wir sehen zunehmend körperliche Beschwerden, die auf schwache Füsse zurückzuführen sind», so Swager van Dok.

Moderne Schuhtechnologie sei ausschliesslich darauf konzipiert, dass man mit schlechter werdenden Füssen doch noch einigermassen vorwärts komme. «Was weh tut, wird gedämpft, was die eigene Muskulatur nicht halten kann, wird mit Einlagen unterstützt.» Ganz anders beim Grenchner Schuh. Das Tragen des X10D bedeute für die ersten Wochen in der Regel keine Entspannung, sondern Arbeit. Das Ziel sei ein starkes und stabiles Fundament, die Voraussetzung für eine optimale, aufrechte Haltung und einen leichten Gang ohne körperliche Beschwerden.

Der Schuh war bisher ausschliesslich in ausgewählten Schweizer Fachgeschäften, bei Swager van Dok und Schumacher erhältlich und wird bei ärztlicher Verordnung auch von der Krankenkasse bezahlt.

Farbige Variante kommt

Seit rund drei Jahren wird der «X10D one» verkauft, ein schwarzer Lederschuh mit farbig markierter Abrolllinie auf der Sohle. Im Juni nun kommt die farbige Variante «X10D two» auf den Markt. «Wir haben festgestellt, dass insbesondere Frauen am X10D interessiert sind und etwas für ihren Gang tun wollen. Das schwarze Modell ist da fast etwas zu klassisch.» Schon für kommenden Herbst ist ein weiteres, neues Modell in passenden Farben geplant und ein ganz klassischer, komplett schwarzer Schuh soll folgen. Verantwortlich für Design und Gestaltung ist Swager van Doks Tochter Nina. Ausserdem beteiligt ist der Solothurner Patrik Galli als Finanz- und Strategiemanager.

Nun will man den internationalen Markt aufmischen: «In Kürze geht die erste Lieferung unserer Schuhe nach Russland. Dort sollen sie in einem exklusiven Schuhgeschäft angeboten werden.» Man sei auch in Verhandlungen mit deutschen, holländischen und italienischen Anbietern, so Swager van Dok.

Wissenschaftliche Studie

Doch damit nicht genug: In den letzten Tagen erhielt Swager van Dok die Resultate einer wissenschaftlichen Studie der österreichischen Universität St. Pölten, die besagen, dass der X10 D einen ganz bestimmten Muskel, den Gluteus Medius, einen Muskel der unteren Skelettregion im Hüftbereich überdurchschnittlich positiv beeinflusst und stärkt. Dieser Muskel ist äusserst wichtig für die Beinführung und die Rumpfstabilität. Versuchspersonen, die im Zeitraum von fünf Wochen den Schuh während 80 Stunden getragen haben, wiesen ausserdem eine erhöhte Stabilität der Fussgelenke auf und liefen schneller mit einer höheren Kadenz und einer grösseren Schrittlänge. Ihr Gang wurde also effizienter.

«Wir haben diese Resultate zwar schon immer vermutet und auch behauptet, dass der Schuh den Gang verbessert. Aber dass man nun auch mit wissenschaftlichen Messmethoden zum selben Ergebnis kommt, freut uns natürlich sehr», so der Therapeut. «Das ist so etwas wie mein persönlicher Lottosechser.» Zwar habe die Berner Fachhochschule auch schon Studien durchgeführt, Druckmessungen gemacht etc. Nur sei er selber an diesen Studien massgeblich beteiligt gewesen. Die österreichische Studie aus St. Pölten hingegen sei komplett unabhängig und dementsprechend wertvoll.

Die X10D-Schuhe werden in China produziert – in hochspezialisierten Produktionsstätten – keineswegs eine Billigproduktion. Das Material, aus dem der Schuh gefertigt wird, besteht aus hochwertigem Rindsleder, einer PU-Mittelsohle, welche in sich mit weiterem Stabilitäts- und Wahrnehmungselement ausgestattet ist, sowie einer präzis angeordneten PU-Aussensohle. Einzig bei den Farben hätten die chinesischen Mitarbeiter manchmal etwas Mühe. «Wir haben das lindengrüne Modell für den Frühling lanciert, mit einer ganz bestimmten Pantone-Vorgabe. Aber das grün, das die Chinesen lieferten, war zwar grün, aber eben irgendein grün. Die Chinesen liefern schnell und in sehr guter Qualität, aber bei den Farben tragen sie manchmal eine komische Brille «, so Swager van Dok schmunzelnd.

Die drei Produktionsstätten nördlich von Hong Kong werden von einem Agenten, einem Südkoreaner, geleitet, wie der Physiotherapeut berichtet. Ein sehr kompetenter und fähiger Mann, den er auch persönlich inzwischen gut kenne. «Man muss vor Ort sein, immer wieder, sonst schleichen sich Fehler ein, die man fast nicht mehr wegbringt. Und unser Agent vor Ort koordiniert alles hervorragend.»

Investoren gesucht

Nun ist man auf der Suche nach Investoren. Swager van Dok macht sich keine Illusionen: «Das wird nicht schnell ein Millionenprodukt, sondern bleibt vorläufig ein Nischenprodukt.» Auch wenn der X10D wahrscheinlich für 70 – 80% der Menschen mit Fuss-, Hüft- oder Rückenproblemen respektive auch präventiv eine gute Sache wäre, sei die Kommunikation enorm wichtig: «Der erste Eindruck ist entscheidend. Bei diesem Schuh muss man etwas tun, man muss sich ein wenig anstrengen, zumindest am Anfang. Und da den gesunden Effekt zu vermitteln, ist nicht so einfach und braucht Fachkompetenz.»

Die richtigen Beratungs- und Verkaufskanäle zu finden, sei ebenfalls wichtig. «Wir haben einige interessierte Investoren, die aber grossen Wert auf Online-Handel legen. Unseren Schuh ohne kompetente Beratung zu vertreiben, macht für uns aber wenig Sinn, weshalb wir auch in die Schulung von externen Wiederverkäuferinnen investieren werden.»

Trotzdem gibt es Bestrebungen diese Online Beratung zu ermöglichen, dafür ist eine Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz eingegangen worden, 15 Informatik Studenten arbeiten an der Entwicklung einer App, mithilfe derer potenziellen Käufer anhand der Beurteilung ihrer Fuss- und Beinstellung erfahren können, ob der X10D geeignet ist für sie.