Grenchen
Geschichte erleben: Im Museum werden alle Sinne angesprochen

Die Stiftung Museum setzt sich dafür ein, dass die Geschichte von Grenchen greifbar wird. Sie organisiert aber nicht nur die Ausstellungen, sondern sammelt auch die wichtigsten Ereignisse, die sich in heutiger Zeit in der Stadt abspielen.

André Weyermann
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Stiftungsrats-Präsident Lukas Walter will mit seinem Team das Museum auf Erfolgskurs halten.

Stiftungsrats-Präsident Lukas Walter will mit seinem Team das Museum auf Erfolgskurs halten.

Ein Museum gibt es in unserer Stadt bereits seit den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts. So richtig bei den Leuten angekommen ist es aber erst mit der Eröffnung als Kultur-Historisches Museum 1999 im ehemaligen Rainschulhaus an der Absyte, das übrigens das erste in Grenchen erbaute Schulhaus ist (1821–1823) und dem einen oder anderen Einheimischen noch unter dem zärtlich-ironischen Übernamen «Uni am Stutz» bekannt sein dürfte. Einen weiteren Bekanntheitsschub erhielt das Museum mit dem Umbau und Ausbau, welcher 2009 abgeschlossen wurde. Damals erfuhr das Museum auch eine Neuausrichtung hin auf das Schwerpunktthema «Industrialisierung».

Für den Betrieb des klassizistischen Schmuckstückes ist die Stiftung Museum, welche 1984 gegründet wurde, zuständig. Stiftungsträger sind zu gleichen Teilen die Stadt Grenchen und die Museums-Gesellschaft Grenchen. Präsidiert wird die Stiftung seit Anfang 2014 von Lukas Walter, der das Amt von Kulturpreisträger Alfred Fasnacht übernommen hat und in dessen achtjähriger Amtszeit er als sein Vizepräsident wirkte.

Geschmack getroffen

«Unser Gesellenstück war wohl die Tripoli-Ausstellung», erinnert er sich noch gut an diese Zusammenarbeit. Damals hat man so richtig den Nerv der Grenchner Bevölkerung getroffen. Es folgten weitere wegweisende Ausstellungen, in welchen die (engen) Fesseln des Museums gesprengt und die Stadt als Ausstellungsraum mit einbezogen wurde: 50er-Jahre, Generalstreik, 200-Jahr-Jubiläum katholische Kirche St. Eusebius. Die Verantwortlichen des Museums haben sich auch nie gescheut, mit anderen Kulturschaffenden zusammenzuarbeiten. Erinnert sei an dieser Stelle an die äusserst erfolgreichen szenischen Führungen mit Sandra Sieber oder Tom Muster.

«Das Museum ist gemäss den alten Griechen ein Ort, wo Wissen und Kultur gesammelt und vermittelt wird», erklärt Lukas Walter die Museumstätigkeit. Das KHM richte sich vor allem an Kinder, Jugendliche und Familien, erklärt der 51-Jährige weiter. Und dabei liegt man offensichtlich goldrichtig. Die Besucherzahlen sind in den letzten Jahren bis auf gut 3000 gestiegen. Dies ist vor allem dem Umstand zu verdanken, dass die Macher um Museumsleiterin Angela Kummer einerseits ihre Ausstellungen nach neuesten museumspädagogischen Grundsätzen konzipieren. Verschiedene Sinne werden jeweils angesprochen. Man kann nach Herzenslust schauen, anfassen, ausprobieren, hören oder gar riechen. Andererseits werden diverse Programme und Attraktionen angeboten, welche eben die anvisierten Besucherinnen und Besucher ins Museum locken. Als besonderer Renner haben sich dabei in letzter Zeit die Kindergeburtstage erwiesen.

Vom Dorf zur Industriestadt

Kernstück des Museums bleibt natürlich die Dauerausstellung, wobei das Kultur-Historische Museum nicht mehr eine Dauerausstellung im üblichen Sinn präsentiert. Die Gesamtausstellung «Vom Bauerndorf zur Industriestadt» zur Geschichte der Industrialisierung widmet sich sechs Themenbereichen, wovon jeweils ein Thema als Sonderausstellung konzipiert ist. Dadurch erfahren Teile der Ausstellung regelmässig Veränderungen. Das Publikum erfährt so die Grenchner Geschichte und die Industrialisierung immer wieder neu.

Wichtig ist dabei für Lukas Walter auch, dass die Region mit einbezogen wird. «Es ist ja nicht so, dass die Industrialisierung an Grenchens Dorfgrenze haltgemacht hätte. Die Gemeinden in der Umgebung waren und sind ebenso betroffen», führt er dazu aus. Deshalb war es nur logisch, dass verschiedene Nachbargemeinden ihren Gastauftritt im Museum hatten oder noch haben werden. Sie sollen künftig noch nachhaltiger in die Ausstellung aufgenommen werden.

Auch beim Musesol am Drücker

Seit 2010 amtet der studierte Betriebswirtschaftler auch als Präsident des kantonalen Museumsverbandes «MUSESOL». Diese Vernetzung sei wichtig und für die beteiligen Museen von Vorteil. Es sei zum Beispiel einfacher, Leihgaben zu erhalten, wenn man die entsprechenden Leute kenne.

Das Museum ist aber nicht nur Ausstellungsmacher, sondern hat auch die Aufgabe, alles Relevante zur Geschichte der Stadt und Region Grenchen zu sammeln. Eine Tätigkeit, die nicht nur aufwendig, sondern auch kostspielig ist. Und für die kaum genügend Mittel zur Verfügung stehen. Das Kultur-Historische Museum ist deshalb auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Für Legate und Schenkungen ist man also äusserst dankbar.

Keine Sommerferien

Das Museum macht übrigens keine Sommerferien. Für Juli und August stehen diverse Führungen und Kindernachmittage auf dem Programm. Und im September wird wieder die Stadt zum Ausstellungsraum, wenn die grosse Schau zu «100 Jahre Moutier-Grenchen-Lengnau-Bahn» eröffnet wird. «Die Grenchnerinnen und Grenchner können sich auf einige Überraschungen freuen», verspricht der Präsident der Stiftung Museum.