Arch
Geplante Coop-Tankstelle stösst auf Widerstand

Auf dem freien Landstück beim Kreisel in Arch möchte Coop eine Tankstelle mit sechs Zapfsäulen und einem Coop-Pronto-Laden mit 120 Quadratmeter Verkaufsfläche errichten. Doch Widerstand regt sich im Dorf.

Andreas Toggweiler
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Infoanlass Coop Tankstelle

Infoanlass Coop Tankstelle

Andreas Toggweiler

Das Baugesuch wurde bereits publiziert und es läuft eine Einsprachefrist bis 25. März. In Arch formiert sich Widerstand gegen das Projekt, so dass Gemeindepräsidentin Barbara Eggimann die Bauherrschaft dazu bewegen konnte, das Projekt näher vorzustellen. Wohl an die 200 Personen versammelten sich am Mittwochabend im Gemeindezentrum, um näheres zu erfahren, aber auch um Ärger und Wut zum Ausdruck zu bringen.
Architekt Etienne Bornand, der im Auftrag von Coop projektiert, erläuterte kurz das Bauvorhaben in der gemischten Zone, das analog aussehen werde, wie rund 400 weitere Coop-Tankstellen in der Schweiz. Man könne mit 12 Arbeitsplätzen rechnen. Die Öffnungszeiten des Shops: 6-22 Uhr, Tankstelle durchgehend.

Projekt für Tankstelle in Arch Coop will beim Kreisel eine Tankstelle mit Shop bauen.

Projekt für Tankstelle in Arch Coop will beim Kreisel eine Tankstelle mit Shop bauen.

Andreas Toggweiler

Statthalteramt zuständig

Da die Investitionssumme die Millionengrenze überschreitet, ist das Regierungsstatthalteramt für das Baubewilligungsverfahren zuständig, wie Marina Gafner (Leiterin Bau) weiter erläuterte. Es sind zudem diverse kantonale Fachstellen involviert, insbesondere das Tiefbauamt, da die Tankstellenausfahrt auf die Kantonsstrasse mündet.
Gerade dieser Umstand war danach Gegenstand umfangreicher Kritik. Diverse Anrainer konnten nicht verstehen, dass sie ihre Liegenschaften in den letzten Jahren rückwärtig erschliessen mussten und ihnen eine Ausfahrt in die Kantonsstrasse verboten wurde. Und jetzt das: ein Bauprojekt, das quasi von den direkten Zu- und Wegfahrten in die Kantonsstrasse lebt. Das sei eine stossende Ungleichbehandlung, wurde wiederholt moniert. Befürchtet wird zudem ein Verkehrschaos, weil die Ausfahrt nahe beim Kreisel ist. «Schon jetzt hat es an dieser Kreuzung zu viel Verkehr mit entsprechenden Staus.»

Projekt zonenkonform

Barbara Eggimann verwies dabei auf die Zuständigkeit des Tiefbauamtes und hielt fest, dass das Projekt zonenkonform sei. Viel mehr als das festzustellen könne die Gemeinde in ihrem Mitbericht nicht.
Die Kritik am Tankstellenshop war aber viel mannigfaltiger und von grundsätzlicher Natur: Es gebe genug Tankstellen in Arch und der Shop zerstöre das Kleingewerbe, das sich nach dem Rückzug von Coop aus dem Dorf mühsam etabliert habe. «Ausgerechnet Coop, die ihre Filiale geschlossen hat, will unsere Läden jetzt mit rundum die Uhr Öffnungszeiten bodigen. Und im Baugesuch steht der Grossverteiler nicht einmal mit seinem Namen dazu», war noch die mildeste Kritik, die sich Bornand anhören musste. Dieser betonte wiederholt, dass er kein Vertreter von Coop sei, sondern nur der Architekt.

Scheut Coop die Diskussion?

«Aber auch Sie verdienen Geld mit dieser für das Dorf schädlichen Entwicklung», heiss es. «Und wieso ist denn niemand von Coop hier?» Grossen Applaus gab es für die Kiosk-Betreiberin, die 100 Meter vom Bauplatz weg keine Perspektive mehr sähe für ihr Geschäft – «und dies trotz 90-Stunden Wochen, wenn ich keine Stellvertretung habe.» Sie habe sich in den letzten Jahren allmählich eine Einkommensgrundlage erarbeitet, welche jetzt zerstört werde.

Fast ausnahmslos alle Voten waren kritisch: auch die anderen Tankstellen im Dorf wären gefährdet und der Volg-Laden. Und überhaupt: Warum müsse man noch mehr und noch billigeres Benzin verkaufen, jetzt wo alle von Nachhaltigkeit und E-Mobilität sprächen.

«Wir haben es selbst in der Hand»

Immerhin wies ein Votant darauf hin, dass die Archer mit ihrem Einkaufsverhalten diese Entwicklung selber steuern könnten. «Wir haben es selbst in der Hand.» Klar wurde aber auch, dass sich das Projekt primär an den Durchgangsverkehr richtet: An all jene, die aus dem Bucheggberg Richtung Autobahn unterwegs sind und umgekehrt.
Viel Kritik musste sich auch die Gemeindepräsidentin anhören. Sie setze sich in dieser Sache nicht für das Dorf ein. Es sei ihre Aufgabe, Widerstand zu leisten oder diesen zumindest im Mitbericht der Gemeinde zum Ausdruck zu bringen. «Die Gemeinde soll für uns einstehen», wurde ultimativ gefordert.

Wie kann man sich wehren?

Eggimann sieht sich mehr in der Vermittlerrolle. «Ich sehe, dass es viel Widerstand gibt», räumte sie ein. «Es gibt aber auch viele Leute, welche im Projekt eine Steigerung der Attraktivität von Arch sehen. Diese artikulieren sich aber weniger laut.» Sie fasste den Auftrag, sicherzustellen und auf der Homepage in den nächsten Tagen zu kommunizieren, wie sich die Archer gegen das Bauprojekt noch wehren könnten.
Eine Rolle zwischen Stuhl und Bank spielen die Landbesitzer, die Erbengemeinschaft Schwab, welche das Land Unternehmer Willi Gyger und seiner Solviva-Gruppe vertraglich zugesichert haben. Dies in der Erwartung, es entstehe hier ein Altersheim. Der Betreiber verschiedener Altersheime, darunter auch des «Sunnepark» in Grenchen, hat dies aber nicht realisiert, sondern jetzt diese ungeliebte Alternative präsentiert.

«Heim wäre nicht ausgelastet»

Angesprochen auf diesen Umstand meint Willi Gyger, er habe tatsächlich ursprünglich vorgehabt, in Arch ein Pflegeheim mit Notaufnahme zu bauen. Nachdem aber in Grenchen in der (eigenen) neuen Überbauung Sunnepark Pflegewohnungen entstünden, sei eine Auslastung dieses Heimes nicht mehr gewährleistet gewesen. So habe er das Landstück einem befreundeten Immobilienentwickler freigegeben.
Gyger meint, er habe gar nicht gewusst, dass eine Tankstelle geplant werde, findet aber, dass diese an dieser Lage nicht die schlechteste Nutzung sei. Und es würden Arbeitsplätze entstehen. «Vielleicht wäre die betroffene Kioskbetreiberin auch froh, wenn sie nicht mehr 90 Stunden arbeiten müsste, sondern 40», sagt Giger.