Gemeindeversammlung Grenchen
Die Diskussionen um die Fussballinfrastruktur blieben weitgehend aus

Ein schon im letzten Herbst eingereichtes Postulat von Christian Schlup, das vom Gemeinderat ein Konzept und die Finanzierung der Infrastruktur im Stadion Brühl fordert, wird von der Gemeindeversammlung erheblich erklärt.

Oliver Menge
Drucken
Das Stadion Brühl.

Das Stadion Brühl.

Oliver Menge

Es kam wie erwartet - und doch nicht. Postulant Christian Schlup, Vertreter des FC Grenchen 15, meldete sich ein erstes Mal, als es um die Genehmigung der Rechnung ging. Im Beschlussantrag wurden vom Gemeinderat einzelne Vorfinanzierungen der grossen, anstehenden Bauprojekte vorgeschlagen. Unter anderem sollten 1,25 Millionen Franken für die Sanierung des Stadthauses (Gesamtkosten rund 6 Millionen) verwendet werden.

Schlup stellte den Antrag, die 1,25 Mio. Fr. sollten stattdessen für die «Vorfinanzierung neue Infrastruktur im Stadion Brühl» verwendet werden. Sein Antrag scheiterte allerdings mit 23 Ja zu 34 Nein bei 3 Enthaltungen.

Beim Traktandum, in dem es um sein im Oktober 2021 eingereichten Postulat ging, verlas Stadtschreiberin Luzia Meister zunächst den Postulatstext. Schlup beauftragt den Gemeinderat, ein Konzept und die Finanzierung der Fussballzone in Bezug Infrastruktur im Stadion Brühl aufzuzeigen.

Schlup schildert im Postulat in seiner Ausgangslage den steten Zulauf von Juniorinnen und Junioren, die Knappheit der Kabinen, die heiklen Garderobesituationen aufgrund der Damenmannschaften - inzwischen vier an der Zahl, die dringend notwendigen Renovationen des Restaurants und der Tribüne, die nicht mehr zeitgemässen WC-Anlagen in der Nord-Stehrampe sowie die Tatsache, dass Italgrenchen sein Klubhaus verliert.

In seinen Konzeptgrundlagen führt Schlup den Abbruch der Nordrampe und das Errichten eines Restaurants mit WC-Anlagen an, den Umbau des alten Restaurants zu (Damen?)kabinen, die Sanierung der Haupttribüne und die Nutzungsvereinbarung der Fussballzone FCG 15 und Italgrenchen.

Vizestadtpräsident Remo Bill, Koordinator in Sachen Fussball, brachte die Argumente der Verwaltung vor - der Gemeinderat hatte das Postulat zuhanden der Gemeindeversammlung als erheblich erklärt und verschiedene Abklärungen wurden bereits getroffen.

Das ist seitens Verwaltung und Politik geplant

Bill erklärte, das Konzept zur Betonsanierung liege vor. Länger damit zuzuwarten bedeute eine Gefährdung der Sicherheit und eine massive Kostensteigerung. Die Infrastruktur werde erneuert: Im Innern werde man Garderoben einbauen, das Restaurant komplett erneuern, nach Norden öffnen und mit einer Glasfront versehen. Die Nordstehrampe werde saniert und zeitgemässe WC-Anlagen eingebaut.

Bill führte nochmals die Argumente an, die man in dieser Zeitung bereits lesen konnte: Die Stehrampe gehört zum denkmalgeschützten Ensemble. Denkmalpflegerisch sei es heikel, die einfach abzureissen und durch einen Neubau zu ersetzen. Die Kosten für die Tribünensanierung und einen Neubau müssten zusammengenommen werden - Einheit der Materie - das sei vom Amt für Gemeinden bestätigt worden.

Und das führe unweigerlich zur Urnenabstimmung, weil die magische Grenze von 2,5 Millionen Franken überschritten würde. Und das wolle man unter allen Umständen verhindern, weil angesichts der hohen Ausgaben, die auf die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger zukommen - Stadthaus, Kastelsschulhaus etc. die Erfolgschancen an der Urne gering seien.

Aber man sei daran, einen Vorschlag auszuarbeiten, der am 6. Juli der Gemeinderatskommission vorgelegt werden soll. Der Gemeinderat empfehle der Gemeindeversammlung, das Postulat erheblich zu erklären.

Postulant ist eher ernüchtert

Postulant Christian Schlup äusserte sich etwas frustriert. Denn offenbar war dies nicht der erste Anlauf, den man unternommen hatte. «Hätte ich 2015 gewusst, was die Fusion für Folgen nach sich zieht, wäre ich wohl bei Wacker geblieben».

Die Verantwortlichen, die zum Teil schon seit 40 Jahren und mehr unglaublich viel gratis Arbeit leisteten, fühlten sich hintergangen, sagte Schlup. Man sei zwar sehr dankbar für die Kunstrasenfelder und es mache viel Freude, den grossen Betrieb dort zu sehen - mehr als auf dem Marktplatz - aber es gehe einfach nicht vorwärts.

Schlup sagte, er habe schon etwas resigniert und stellte auch die «Drohung» in den Raum, der gesamte Vorstand werde womöglich zurücktreten, jetzt, wo man die angeschlagene Reputation des FC Grenchen langsam wieder hergestellt habe.

Stadtpräsident François Scheidegger betonte, nachdem FCG 15-Doyen Marcel Bolliger resigniert auch nichts mehr sagen wollte, dass man schon viel in den Fussball investiert habe: 6,2 Millionen Franken in den letzten 10 Jahren.

Die Gemeindeversammlung erklärte schliesslich das Postulat grossmehrheitlich bei einer Enthaltung als erheblich.