Entgegen aller Erwartung stimmten die 58 Archer Stimmberechtigten an der Gemeindeversammlung gegen eine Verpachtung der Elektrizitätsversorgung.
An der letzten Gemeindeversammlung des Jahres wird dem Souverän standardmässig der Finanzplan über fünf Jahre zur Kenntnisnahme präsentiert sowie das Budget fürs kommende Jahr zur Genehmigung vorgelegt. Eigentlich immer eine kurze Angelegenheit. So stellten sich einige der 58 anwesenden Stimmberechtigten eine kurze Versammlung in der Mehrzweckhalle Arch vor. Die Temperaturen in der Halle sprachen auch für eine rasche Behandlung der Geschäfte, sassen doch einige Anwesende mit warmen Jacken ausgerüstet in der Halle und froren dennoch.
Das dritte Geschäft – die Elektrizitätsversorgung – wurde zum Teil hitzig behandelt und es tauchten viele Fragen und sogar Unverständnis aus einzelnen Reihen der Versammlung auf. Der Gemeinderat wollte den anwesenden 4,8 Prozent der Stimmberechtigten schmackhaft machen, die Elektrizitätsversorgung an die SWG per 1. Januar 2023 zu verpachten und verlangte gleichzeitig vom Souverän, ihn mit dem weiteren Vollzug zu beauftragen.
Gemeinderat Marcel Flury wies die Versammlung darauf hin, dass die Herausforderungen im Stromgeschäft zunehmend an Komplexität zunehmen und erheblich fachliche Anforderungen stellen. Es standen vier Varianten zur Weiterverfolgung offen, und zwar: «Eigentümerin zu bleiben oder für die Betriebsführung Verantwortung zu übernehmen», so Flury. «Andererseits haben wir eine Verpachtung und sogar den Verkauf zusammen mit einem externen Berater im Energiesektor weiterverfolgt», erläuterte Flury das Vorgehen.
Mit einer Verpachtung will der Gemeinderat Arch die Rolle der Gemeinde neu definieren. Als verpachtende Netzeigentümerin fliesse unter anderem ein vereinbarter Pachtzins zu. Aktuell erhält Arch aus der Elektrizitätsversorgung eine Entschädigung von rund 183'000 Franken pro Jahr. Mit der Verpachtung an die SWG könnten die Archer rund 251'000 erwarten.
Kritische Stimmen aus der Versammlung fügten an, dass die Mehreinnahmen nicht der Bevölkerung zugutekommen; diese mit einer Verpachtungsvariante an die SWG sogar noch tiefer in die Tasche greifen müssten. Einige störten sich auch an der Kriterienbewertung, die dazu führte, dass die Wahl auf die SWG fiel. Eine stattliche Anzahl störte sich zudem am Umstand, dass die Verantwortlichen zu wenig in die Zukunft geblickt hätten mit einer stärkeren Gewichtung des Zugangs zu Energieprodukten aus erneuerbaren Energien.
Auch dem auswärtigen Energieberater Nico Waldmeier gelang es mit seinen Ausführungen nicht, die Stimmbürgerinnen und -bürger zu überzeugen. Der aus der Versammlung gestellte Rückweisungsantrag wurde mit nur einer Stimme Unterschied abgelehnt. Dem Antrag über die Verpachtung der Elektrizitätsversorgung und die Gemeinderatfreigabe über den weiteren Vollzug erteilte der Souverän eine knappe Abfuhr.
Dieses Geschäft hat einmal mehr gezeigt, dass in unserer Demokratie Geschäfte, die evtl. an der Urne angenommen werden, an einer Gemeindeversammlung – je nach Voten – weniger Chance haben. Der Gemeinderat ist nun gefordert.
Die Gemeindeversammlung stimmte der bisher geltenden Steueranlage von 1,75 Einheiten und der Liegenschaftssteuer von 0,8%o des amtlichen Wertes einstimmig zu. Für das Jahr 2022 wird ein Defizit von 197'700 veranschlagt, was den voraussichtlichen Bilanzüberschuss per 31.12.2022 auf rund 3,9 Millionen Franken reduziert.
Heinz Egger, Gemeinderat Ressort Bau und Infrastruktur, stellte den Anwesenden das Sanierungsprojekt des Gemeindezentrums, welches 1986 gebaut wurde, sowie den Anbau an den Kirchgemeindesaal für die Nutzung als Lagerraum vor. Dem Souverän leuchtete es ein, dass undichte Fenster gegen Westen sowie defekte Radiatoren ausgewechselt werden müssen. Ebenfalls die Teppiche entsprechen nicht mehr der heutigen Zeit.
Zahlreiche Anwesende bemängelten am Projekt den Anbau, welchen sie als zu klein, ästhetisch störend und nicht ganz zweckmässig befanden. Ebenfalls wurden Stimmen laut, die sich bei einer Sanierung eine grössere Küche wünschten, da der Saal für private Anlässe vermietet wird wie auch Vereinen für Anlässe zur Verfügung steht. «Eine Vergrösserung der Küche würde zu einer erheblichen Kostensteigerung führen», wandte Egger ein. Der Souverän stimmte dem Sanierungskredit über 500'000 Franken zu, forderte den Gemeinderat aber auf, die Pläne des Anbaus nochmals zu verbessern.
Nur zur Kenntnis gebracht werden musste die Verpflichtungskreditabrechnung über die Erschliessung des Spismattweges.