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SWG-Chef Per Just erläuterte an der Gemeinderatssitzung die Strategie für die Zukunft des städtischen Energieversorgers: Möglichst Weg von fossilen Energiequellen.
Der Gemeinderat Grenchen hat am Dienstag erstmals in einer Videokonferenz getagt. Die Öffentlichkeit wurde mittels eines Audio-Livestreams hergestellt. Von den drei offiziellen Traktanden war nur eines mit einem Ratsbeschluss verbunden. Im Zentrum standen Informationstraktanden, vorab über die Dekarbonisierungsstrategie der Städtischen Werke SWG.
Es geht dabei um eine Abkehr von CO2-lastigen Energiequellen im Sinne der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 bei gleichzeitiger Sicherung der Ertragslage der SWG. Dies werde sich unter den Rahmenbedingungen einer gleichzeitigen Marktöffnung für Strom und Gas abspielen, sagte SWG-Geschäftsführer Per Just. Die Marktöffnung bedeute einerseits eine Dynamisierung, anderseits auch mehr Regulierung.
Mit Sicherheit werde in Zukunft der Stromverbrauch zunehmen, einerseits aufgrund der sich entwickelnden Elektromobilität, anderseits durch den Einsatz von Wärmepumpen für Heizzwecke. «Diese Entwicklung führt einerseits zu weniger Erträgen bei gleichzeitig steigenden Risiken - ausser bei den erneuerbaren Energien», fasste Per Just zusammen. Aufgrund der Jahreszeiten seien Inkongruenzen zwischen der Stromproduktion und dem verbrauch festzustellen: «Der reichliche Solarstrom, der im Sommer produziert wird, lässt sich dann nicht zu Heizzwecken einsetzen.»
Entscheidend sei deshalb die Windenergie, welche im Winter die höchste Ausbeute liefert.
Für Per Just ist deshalb klar, dass deshalb der Windpark auf dem Grenchenberg realisiert werden sollte bei gleichzeitig besserer Ausschöpfung des Solarpotenzials:
«Mit diesen beiden Quellen könnte die Stadt bis zu 27 Prozent des Energiebedarfs decken.»
Die SWG beabsichtige deshalb die Forcierung der neuen Geschäftsfelder Biogas, Wärmeverbünde und ökologische Stromproduktion. Just zeigte auch neue technische Möglichkeiten auf zum Aufspüren von Energiesparpotenzial, beispilsweise mit Ortho-Thermografie (Wärme-Luftbilder) oder bei der Heizkostenabrechnung. Zusammenfassend unterstrich der SWG-Chef die Bedeutung des Windparks für die Sicherung der künftigen Ertragslage.
«Wenn wir ihn nicht realisieren können, werden wir einen markanten Ertragseinbruch gewärtigen müssen. Nicht von heute auf morgen, aber im Zuge einer schleichenden Entwicklung.»
Bei der Diskussion im Rat unterstrich Vize-Stadtpräsident Remo Bill (SP), dass auch Grenchen seinen ökologischen Fussabdruck verkleinern müsse. Es gehe nicht mehr an, dass beispielsweise in Staad wegen Ortsbildschutz der Bau von grösseren Solaranlagen verhindert werde. Konrad Schleiss (FDP) wies auf die Möglichkeit der Biogasproduktion in der Kompostieranlage hin während Peter Brotschi (CVP) nach möglichen Partnern für Energieverbünde fragte. Hierzu konnte Just noch nichts Konkretes sagen. Alex Kaufmann (SP) riet, dass die SWG je nach Entwicklung beim Windpark auch nach Fusionspartnern Ausschau halten sollte.
Das einzige Entscheidtraktandum des Abends reihte sich ein in eine Abfolge von Vorlagen, die sich mit der Leitung und der politischen Aufsicht der Städtischen Werke SWG befassen. Gestern lag das Anforderungsprofil für SWG-Verwaltungsräte vor. Der Rat hatte früher entschieden, dass dieses Gremium künftig nicht mehr nach politischen, sondern nach fachlichen Kriterien bestellt werden soll.
Laut Bruno Heynen, Berater des Gemeinderates hinsichtlich dieser Vorlagen, soll der SWG-Verwaltungsrat (insgesamt) folgende Kenntnisse aufweisen: Unternehmensführung, Branchenkenntnis, Finanz- und Rechnungswesen, Controlling, Ingenieurwesen, Corporate Governance, Recht, Compliance und Risk Management, Personalführung. Dazu Politikerfahrung, Unabhängigkeit, Kommunikationsfähigkeit und verschidene weitere Skills. Auch sollte Diversität berücksichtigt werden. Der Rat verabschiedete das Anforderungsprofil einstimmig.