Die Grenchner Schule wird immer grösser, die Kinder schwieriger. Doch die Pensen der Schulleitung hinken hinterher. Der Gemeinderat hat jetzt gehandelt.
Der Gemeinderat hat am Dienstag einem Pensenerhöhungsantrag für die Schulleitungen zugestimmt. Dies allerdings nicht ohne kritische Fragen zu stellen und entgegen den Stimmen der SVP und der GLP.
Zuvor hatte Gesamtschulleiter Hubert Bläsi die Situation relativ dramatisch geschildert. Die Schülerzahl in Grenchen hat in einem Jahr um über 100 Schülerinnen und Schüler zugenommen auf neu 1728. Die Einführung des Lehrplans 21 und die für Grenchen neu eingeführte Spezielle Förderung habe zu Mehrbelastungen geführt, erläuterte Bläsi.
Durch die Bevölkerungsstruktur von Grenchen sei man auch mit sehr vielen Kindern mit sprachlichen und sozialen Defiziten konfrontiert. Die Schulevaluation durch den Kanton hatte zudem Defizite beim Arbeitsklima aufgezeigt, welche Bläsi ebenfalls primär auf die zu knapp bemessenen Ressourcen zurückführte:
«Was ich hier beantrage ist kein Wunschbedarf, sondern eine dringliche Massnahme, um den Schulbetrieb sicherzustellen. Der Ballon droht sonst zu platzen.»
Vergleiche mit den vom Gemeindeverband empfohlenen Schulleitungspensen zeigten, dass Grenchen diesbezüglich hinterherhinke. «Wir sind mit weniger Ressourcen unterwegs, als vergleichbare Gemeinden mit ähnlichen Strukturen.»
Deshalb wurden folgende zusätzliche Pensen beantragt: 60 Prozent für die neue Leitung Spezielle Förderung, 20 Prozent für die Schulleitung Sek I und 130 Prozent für die administrative Unterstützung der übrigen Schulleitungen. Für 2022 bedeutet dies Mehrkosten von 217'715 Franken (zuzüglich Sozialversicherungsbeiträge), für das laufende Jahr einen Nachtragskredit von 99'000 Franken Wobei Bläsi anmerkte, dass der Nachtragskredit aufgrund der zuerst erfolgenden Personalrekrutierung kaum ausgeschöpft werde.
Mindestens zwei Dutzend Lehrkräfte verfolgten auf der Estrade das Schicksal von Bläsis Antrag. Die SVP liess sich allerdings vom «Druck der Strasse» nicht beeindrucken, ebenso wenig der Vertreter der GLP-Fraktion. «Wir beschliessen da Beträge in der Grössenordnung eines halben Steuerprozentes», wandte Richard Aschberger (SVP) ein - «und dies jährlich wiederkehrend». Die SVP wollte zuerst die Analyse der neu gewählten Gesamtschulleiterin Nicole Hirt abwarten.
Auch Patrick Zberg (GLP) äusserte Misstrauen. Schliesslich habe man bereits an der letzten Sitzung 800'000 Franken für die Schule wegen fehlender Budgetierung eingeschossen. Kritische Fragen kamen sogar aus der SP.
«Die Schulevaluation mit nur einer gelben Ampel bildet diese Dramatik nicht ab. Woher kommt die plötzlich?»
fragte Daniel Hafner. Und dass Grenchens Bevölkerungsstruktur für die Schule eine Herausforderung ist, isei nun ja beileibe nichts Neues. Die SP unterstütze jedoch die Anträge.
«Wir haben 10 Prozent mehr Schüler in zwei Jahren, was wir hier beschliessen ist weit weniger als 10 Prozent des Schulbudgets», gab hingegen Konrad Schleiss (FDP) zu bedenken. «Wir haben eine Pflicht als Gemeinderat gegenüber der Ausbildung der Jugendlichen.»
Auch Stadtpräsident François Scheidegger unterstrich, dass die Situation ernst sei und Handlungsbedarf bestehe. «Der Gemeinderat muss Verantwortung wahrnehmen und die Schulleitungen stärken.» Der Gemeinderat folgte den Anträgen der Gesamtschulleitung schliesslich mit 10 gegen 5 Stimmen. Es wurde zudem entschieden, die Stellen nicht befristet auszuschreiben, jedoch die Ressourcen innerhalb von zwei Jahren zu überprüfen.
Der Gemeinderat hat ferner einstimmig und bei einer Enthaltung Ja gesagt zur Namensänderung der Lindenstrasse (westlicher Teil). Die Firma Fortis hatte beantragt, die Strasse nach dem Erfinder der Automatikuhr, John Harwood, zu benennen. 2024 wird die Erfindung 100 Jahre alt.