Gemeinderat
Ein Investor will «Serviced Flats» mitten in Grenchens Stadtzentrum bauen

Dem Grenchner Gemeinderat wurde ein Projekt für eine Wohnüberbauung an der Kreuzung Solothurnstrasse/Girardstrasse präsentiert. Auch weitere Themen wie die Nachfolge des Gesamtschulleiters oder der Vorfall rund um den Grenchner Polizeikommandanten standen auf der Traktandenliste.

Andreas Toggweiler
Drucken
Das Areal der geplanten Überbauung

Das Areal der geplanten Überbauung

Andreas Toggweiler

Investieren auf dem Landstück, das der Stadt Grenchen gehört, will die Zürcher Firma Belano. Diese existiert laut eigenen Angaben seit rund 25 Jahren und engagiert sich seit gut acht Jahren im wachsenden Markt für «Generationenwohnen», wie Daniel Dahinden von Belano Group AG im Gemeinderat ausführte. Im Verwaltungsrat sitzt auch die Zürcher alt Regierungsrätin Rita Fuhrer.

«Wir wollen kein Pflegeheim bauen», betonte Dahinden, sondern Wohnraum für alle Generationen, auch für Senioren. Zum Angebot gehört ein Conciergedienst und Services wie Reinigung, Mahlzeiten et cetera. Die Mietpreise der behindertengerecht gestalteten Apartments lägen rund 10–20 Prozent über der Vergleichsmiete für Grenchen, stellte Dahinden in Aussicht. Er verwies auf ein ähnliches Projekt in Ostermundigen mit 67 Wohnungen, wo 50 schon vermietet seien. Dahinden zeigt sich überzeugt:

«Die Nachfrage ist da, das zeigt schon die Altersverteilung der Bevölkerung.»

Investoren loben zentrale Lage

Patrick Hofmanninger, ebenfalls von Belano, betonte, man werde das Projekt zusammen mit lokalen Baufirmen realisieren. Auch für die Services werde man mit lokalen Anbietern zusammenarbeiten und für den Bau eine Projektgesellschaft in Grenchen gründen. Hofmanninger lobte die zentrale Lage im Herzen der Stadt mit nahen Einkaufsmöglichkeiten, Spitex und ÖV-Anbindung. Man werde das Projekt zusammen mit ssm Architekten Solothurn weiterentwickeln, welche schon den Architekturwettbewerb gewonnen haben.

Das Projekt wird allerdings angepasst, auch weil die östlich angrenzenden Grundstücke, die sich in Privatbesitz befinden, nicht mehr im Perimeter sind. Es wird ein Gestaltungsplan nötig sein.

«Aus diesem Grund verzichten wir auch darauf, die Illustrationen aus dem Architekturwettbewerb zu zeigen», erklärte Stadtbaumeister Aquil Briggen nach der Sitzung auf Anfrage. Er hatte zuvor den Werdegang des Grundstückes seit dem Wettbewerb von 2014 erläutert. Denn seither war Funkstille bezüglich des zentralsten Bauplatzes der Stadt. Briggen erläuterte, was seither geschehen ist: Zuerst wollte die Baufirma Implenia das Gelände entwickeln, jedoch nicht selber als Investor auftreten. Ein Investor wurde aber offenbar nicht gefunden.

Implenia zeigte sich nicht mehr interessiert

Bis 2019 herrschte der Stillstand. Implenia sei danach nicht mehr bereit gewesen, eine Reservationsgebühr für das Land zu entrichten, und so hatte die Stadt seither freie Hand. Der Investor Belano hatte sich bereits für ein Landstück am Westende der Stadt interessiert, dort wo sich ein Quartier-Fussballplatz befindet.

Die Behörden machten Belano darauf aufmerksam, dass sich das Grundstück im Stadtzentrum für ihr Projekt besser eigne, und konnte die Investoren offenbar überzeugen.

Nachfolger für Hubert Bläsi gesucht

Ende Februar 2022 wird Gesamtschulleiter Hubert Bläsi pensioniert. Wie Personalchefin Esther Müller darlegte, muss aufgrund der Kündigungsfristen von allfälligen Stellenanwärtern frühzeitig gehandelt werden. Entscheide müssten Anfang Juli in der GRK gefällt werden. Zum Entscheid lag der Antrag auf Wiederbesetzung der Stelle (100 Prozent) vor und der Vorschlag, einen Wahlausschuss zu bilden. Diesem gehören Stadtpräsident François Scheidegger (von Amtes wegen), Angela Kummer (SP), Ivo von Büren (SVP) und Peter Brotschi (CVP) an.

Hubert Bläsi

Hubert Bläsi

Oliver Menge

Die GLP verzichtete auf Einsitznahme. Nicole Hirt (GLP) fragte demgegenüber, ob die neu geschaffene Stelle des Gesamtschulleiters evaluiert worden sei (was laut Müller nicht der Fall ist, wiewohl inzwischen eine Lohneinreihung um zwei Kategorien tiefer erfolgt sei) und ob dafür eine 100-Prozent-Stelle nötig sei. «Wohl eher eine 120-Prozent-Stelle», meinte der Stadtpräsident auf diese Frage.

Hubert Bläsi stellte dem Rat den Zwischenstand der externen Schulevaluation vor. Der Bericht stelle der Schule ein mehrheitlich gutes Zeugnis aus, wobei Handlungsbedarf beim Betriebsklima (Lehrerschaft) geortet worden sei. Der Schlussbericht zusammen mit den getroffenen Massnahmen wird dem Rat am 18. Mai präsentiert. Richard Aschberger (SVP) bemängelte, die Gemeinderäte seien im Gegensatz zu den Medien, zur Lehrerschaft und zu den Eltern ungenügend informiert worden.

Überstunden ausgewiesen

Von Aschberger stammte auch eine Motion zum Thema «Transparenz bei Überzeiten», welche vom Rat grossmehrheitlich überwiesen und gleichzeitig abgeschrieben wurde: Die Antwort der Verwaltung enthielt nämlich bereits die Tabelle der Überstunden seit 2016 samt den damit verbundenen Auszahlungen.

Personalchefin Esther Müller betonte, Grenchen versuche bei Vakanzen, die Aufgaben möglichst mit eigenem Personal zu überbrücken, was zu Überstunden führe. Dafür gebe es keine Kosten für die Anstellung und Einarbeitung von Temporärkräften. Fazit: Es komme am Ende billiger.

Vorkommnisse rund um den Polizeikommandanten

Zum Schluss der Sitzung stand noch die Interpellation von Daniel Hafner (SP) «Indiskretionen in der Exekutive» zur Behandlung an. Hafner gab erneut seinem Unbehagen Ausdruck, dass die Vorkommnisse rund um die Verunglimpfung des Polizeikommandanten dem Rat keine Diskussion wert sei. Er wolle zwar keinen Persilschein für Christian Ambühl erwirken. Es stehe aber «unsere Glaubwürdigkeit und die unserer Nachfolger im Rat auf dem Spiel», meinte Hafner. Mit der Beantwortung seiner Fragen zeigte er sich erwartungsgemäss nicht zufrieden.

Er machte den Vorschlag, eine Ombudsstelle einzurichten. Eine solche sei vor einigen Jahren bereits einmal vorgeschlagen, vom Rat hingegen abgelehnt worden, erklärte der Stadtpräsident dazu.