Startseite
Solothurn
Grenchen
Die alte Bergstrasse in Grenchen wird kein offizieller Schlittelweg. Den Behörden ist das Risiko zu gross. Daher liess der Gemeinderat die Idee am Dienstag wieder sterben.
Obwohl seit Jahrzehnten zum Schlitteln genutzt, wird die alte Bergstrasse nun doch kein richtiger Schlittelweg. Hätte der Gemeinderat entschieden, die Strasse gemäss einer CVP-Petition künftig präparieren zu lassen, wäre das Schlittelvergnügen zwar grösser und sicherer geworden, es hätten sich aber auch Haftungsfragen gestellt. Ironischerweise ist es das Thema Sicherheit selbst, das der Idee zum Verhängnis wurde: In einem Gutachten wurden Risiken und Haftungsfragen für die Landeigentümer und Betreiber überprüft, sollte es zum Unfall kommen. Die Baubehörden kamen zum Schluss, dass die möglichen Kostenfolgen für die betroffenen Parteien zu hoch seien; dies sind insbesondere die Bürgergemeinde, die Skilift AG und Grenchen Tourismus. Es ist ausserdem nicht gelöst, wer den Weg «betreiben» würde. Daher lautete der Beschlussentwurf, auf den Unterhalt eines Schlittelweges zu verzichten.
«Das Gutachten ist eindeutig und bestätigt unsere früheren Bedenken», sagte Stadtbaumeister Claude Barbey. Andreas Kummer allerdings verteidigte die Petition seiner Partei. «1026 gesammelte Unterschriften zeigen, dass der Schlittelweg ein Bedürfnis ist. Die Vorbehalte sind nachvollziehbar, dennoch sind wir nach wie vor für den Schlittelweg.» Mit dem Antrag, die Petition nicht abzulehnen, scheiterte er bei 2 zu 13 Stimmen aber deutlich.
Hubert Bläsi (FDP) erklärte, Schlitteln sei nicht ungefährlich, wie Unfallstatistiken zeigen. Dass die Stadt das Risiko nicht tragen will, sei verständlich. Doch grundsätzlich hatte kaum jemand etwas gegen einen Schlittelweg. Daniel Trummer (SP) bedauerte stellvertretend, ein Schlittelweg wäre wohl einfach «zu schön, um wahr zu sein.» Referent Polizeichef Robert Gerber erklärte, Sicherheit gehe vor, ergänzte aber: «Heute ist alles so sehr verrechtlicht, dass beinahe alles Schöne in der Schweiz verboten ist.»
Aber nicht nur, dass die Petition für einen Schlittelweg am Dienstag abgelehnt wurde – nun droht sogar ein Schlittelverbot. Grenchen Tourismus möchte einen Winterwanderweg erstellen. Das könnte bedeuten, dass man – um Konflikte zwischen Wanderern und Schlittlern zu vermeiden – ein Schlittelverbot einführen müsste. Zwar ist noch nichts entschieden, die Möglichkeit, einen Winterwanderweg zu erstellen, hielt sich der Gemeinderat aber explizit offen.
Während beim Schlittelweg die Unsicherheit möglicher Betreiber mehr Sicherheit verunmöglicht, soll betreffend Sicherheit am Bahnhof Nord sicher etwas geschehen. Die FDP (Erstunterzeichner Reto Mosimann) forderte per Postulat eine rasche Verbesserung mit einfachen Massnahmen, um die «problematische Verkehrssituation» zu entschärfen.
Die Gefahren waren im Grundsatz unbestritten. Polizeichef Robert Gerber nannte als ein Hauptproblem die Unübersichtlichkeit aufgrund der prekären Platzverhältnisse mit Parkplätzen, Bushaltestelle und Fussgängerstreifen. Nun sollen etliche Eingriffe – auch kostspieligere – geprüft werden. Denkbar sind unter anderem das Aufheben der Kurzzeitparkplätze vor dem Kiosk, das Entfernen des Fussgängerstreifens oder gar die Einführung einer Begegnungszone und die Änderung der BLS-Parkplatzzufahrt. Einzig Marc Willemin (SVP) mahnte explizit, auch günstigere, kleinere Massnahmen in Betracht zu ziehen. Der Gemeinderat beschloss schliesslich einstimmig, alle möglichen Massnahmen zu prüfen. Was umgesetzt wird, wird erst zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.