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Die in Grenchen aufgewachsene Künstlerin Sarah Weya hat die Jury der 16. Biennale VisarteJura überzeugt. Sie kann im Spätsommer zwei ihrer Werke in Saint-Ursanne präsentieren.
Sarah Weya malt Porträts. Porträts von Menschen, die ihr begegnen und mit denen sie Geschichten erlebt. Gesichter, die aus Linien bestehen, aus Kringeln.
Gesichter mit viel Charakter. Wie zum Beispiel das Gesicht eines Verliebten, der ihr von seiner Geliebten erzählt. Auch diese malt sie. Oder das Gesicht eines Bekannten, der sich immer so furchtbar darüber aufgeregt hat, was beim Bau seines Hauses alles schiefgelaufen ist. «I bechume no Vögu», habe er oft gesagt, wenn er ihr wieder eine Story berichtet habe, erzählt die Künstlerin. Also habe sie ihn gemalt – mit den Vögeln.
«Der Vogelmann», so der Titel des Bildes, eines der beiden Werke, welche die Solothurner Künstlerin nun an der nur alle zwei Jahre stattfindenden Werkschau des künstlerischen Wirkens aus dem Jura und dem Berner Jura präsentieren kann, die vom 27. August bis zum 18. September im alten Eisenwerk «Gueulard» in Saint-Ursanne stattfindet. Weya beschreibt den «Vogelmann» als «emotional und verletzlich», Gefühle auszudrücken mache ihm Mühe und seine Introvertiertheit lasse ihn kommunikativ ermüden, doch sein Geist sei klar und er wisse, was zu tun sei.
Heimatort berechtigt zur Teilnahme
Sarah Weyas Heimatort ist die Gemeinde Clos du Doubs, welche 2009 aus der Fusion der ehemaligen Gemeinden Epauvillers, Epiquerez, Montenol, Montmelon, Ocourt, Saint-Ursanne und Seleute hervorging.
Diesem Umstand hat sie es zu verdanken, dass sie an der Ausschreibung für die Biennale VisarteJura teilnehmen konnte. Es sei das erste Mal, dass sie an einem Wettbewerb teilgenommen habe, sagt sie. «Ich musste ein Dossier mit fünf Werken einsenden – die Jury hat nun zwei davon ausgelesen. Das erfüllt mich mit Stolz.»
Voraussetzung sei eine Zugehörigkeit zum Jura, so wie auch beispielsweise nur Solothurner Künstler bei Solothurner Kunstwettbewerben oder grösseren Ausstellungen, wie der Weihnachtsausstellung teilnehmen können. Die gebürtige Grenchnerin, die mittlerweile in Lommiswil lebt und 2001 den Nachwuchsförderpreis der Kulturkommission Grenchen erhalten hat, ist aber auch sonst sehr mit dem Jura verbunden, wie sie sagt: «Ich verbringe viel Zeit im Jura und kann mir gut vorstellen, eines Tages auch dort zu leben oder zumindest ein Atelier zu haben, um dort zu arbeiten.»
Die 36-jährige Sarah Weya ist in der erweiterten Region Solothurn längstens mehr als ein Geheimtipp. Erst vor wenigen Tagen wurde ihre letzte Ausstellung (zusammen mit Lotte Gerber) im Künstlerhaus Schmiedegasse S11 in Solothurn mit der Finissage abgeschlossen. Unter anderem war «der Vogelmann» auch dort zu sehen.
Mit diesem Erfolg am Wettbewerb
VisarteJura hat die Kunstmalerin zum ersten Mal die Gelegenheit, Arbeiten in ihrem Heimatkanton, dem Kanton Jura, einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. «Ich habe mich wahnsinnig gefreut, als ich den Umschlag der Jury nach einigem Zögern endlich geöffnet hatte.»
Den Ausstellungsort, «Gueulard», in dem über 40 Künstlerinnen und Künstler im Spätsommer ihre Werke zeigen, kennt Weya nur aus dem Internet. «Dass es sich dabei um ein altes Eisenwerk handelt, in dem Menschen jahrelang unter viel Schweiss gearbeitet haben, findet ich zusätzlich speziell», so Weya.
Die Räumlichkeiten seien sehr interessant, ein fantastischer Rahmen für ihre Bilder. (om/mgt)