Grenchen
«Ganz unger üs» über Lorbeeren, Kompost und beseelte Musik

Thesi Frei und Phippu Gerber waren Gäste in der Grenchner Talkreihe «Ganz unger üs».

André Weyermann
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Mehr als ein Schwatz unter Freunden: Therese Frei und Philipp Gerber.

Mehr als ein Schwatz unter Freunden: Therese Frei und Philipp Gerber.

Tom Ulrich

Es war ein heiterer, amüsanter Abend in der wiederum vollbesetzten Centro-Lounge bei der neuesten Ausgabe von «Ganz unger üs». Jabahe-Gründerin Thesi Frei und Blues-Hexenmeister Philipp Gerber parlierten frisch von der Leber weg von ihrem Wirken, ihrem Werdegang, von Vergangenem und was noch kommen soll.

Die beiden sind seit Jahren miteinander befreundet, ebenso mit Moderator Kurt Gilomen. Ein belangloses Geplauder unter Freunden also? Keineswegs. Dagobert Cahannes und eben Kurt Gilomen verstanden es, Antworten zu provozieren, die interessierten, die auch in die Tiefe gingen, die eine Nähe zu den Zuhörenden herstellten. Und da Thesi Frei wie Phippu Gerber begnadete Geschichte(n)-Erzähler sind, blieb der Talk über die ganzen siebzig Minuten hinweg äusserst unterhaltsam.

Die ehemalige Lehrerin beschrieb, wie sie praktisch Knall auf Fall nach 28 Jahren ihren Beruf aufgab und die therapeutische Wohngemeinschaft für Frauen «Jabahe» ins Leben rief. Eine entscheidende Rolle spielte dabei die «Regierung», eine Grossfamilie aus dem Toggenburgischen, in welcher behinderte und nichtbehinderte Menschen gemeinsam zusammen wohnen und musizieren. Nach einem Konzert im Jahr 1999 dieser Regierung bei der Vereinigung Pro Jazz im damaligen «Ticino» und Gesprächen mit deren Verantwortlichen liess sie sich kurzerhand ihre Pension ausbezahlen und machte sich ans Werk.

Wer ihre Hartnäckigkeit kennt, ist nicht weiter verwundert, dass sie sich auch von administrativen Hürden, finanziellen Engpässen und anderen Unwägbarkeiten nicht mehr vom Ziel abbringen liess. Geholfen habe ihr dabei ihr Beziehungsnetz. Kurt Gilomen zum Beispiel stellte ein Benefiz-Konzert auf die Beine, das danach regelmässig zur Ausführung gelangte. Ihre Bekanntschaft zu weiteren Musikern wie «Göss» Gisiger, Jürg Rickli oder Giova Esposito führte schliesslich dazu, dass aus einer ehemaligen Rhythmusgruppe die Jabahe-Band entstand. Nachdem sie die Zukunft der Wohngemeinschaft schon vor einigen Jahren in sichere Hände übergeben konnte, wird sie auch das Zepter der Band weiterreichen. «Nun also auf den Lorbeeren ausruhen?». Augenzwinkernd meinte sie, dass die Lorbeeren von heute bekanntlich der Kompost von morgen seien: «Ich werde auch in Zukunft genug zu tun haben.»

«Blues heisst, Geschichten erzählen»

Phippu Gerber, einer der talentiertesten «Blueser» in unserem Land, war auch regelmässiger Unterstützer bei den Jabahe-Anlässen. «Blues heisst Geschichten erzählen. Blues ist das Leben, manchmal hässlich, manchmal schön, nie aber eintönig», beschrieb er seine musikalische Liebe. Seine Karriere begann in jungen Jahren als Kopf einer Heavy-Metal-Band. Er fand aber schnell zu seiner Berufung, blieb dabei weitgehend Autodidakt. Er gründete die Hardcore Bluesband, war jahrelang mit «Dögz» und Drummer Freddy Steady unterwegs, zuletzt mit Marc Amacher.

Ein zweites Standbein hat er sich als Stage-Manager aufgebaut. «Man ist für vieles verantwortlich, manchmal spielt man auch Kindergärtner, manchmal Psychiater. Man muss auf jeden Fall ein Freund von chaotischen Zuständen sein», gibt er Einblick in diese Tätigkeit. Er könne seinen Traum als Selbstständiger im Musikbusiness ausleben.

Phippu Gerber tönte am Mittwoch im «Centro» an, dass er wieder vermehrt selber spielen wolle. «Gute, beseelte Musik kannst du nur machen mit Leuten, die du gerne hast», lautet sein Credo. Man darf sich also auf ein Wiedersehen mit alten Bekannten freuen und auf das eine oder andere neue Gesicht.