Mit einem Workshop lud der Grenchner Flughafendirektor Ernest Oggier im Airport zur «Kropfleerete» in Sachen Lärmstörungen. Fehlende Steigrouten, laute Skydive-Maschinen und schwarze Schafe unter den Piloten verschärfen das Problem.
Drei Monate nach seinem Stellenantritt lud Flughafendirektor Ernst Oggier zum längst fälligen runden Tisch. Die «Kropfleerete» zum Thema Fluglärm stand unter dem Arbeitstitel «Workshop Para». Sinn der Veranstaltung, die am Donnerstag im Airport Hotel Grenchen stattfand, war es, Problembereiche zu definieren und Handlungswege zu finden.
Mit am runden Tisch sassen drei Lärmbetroffene aus Lengnau und Biel. Deren Ärger über den Fluglärm, speziell der Fallschirmspringer, nahmen Fachpersonen der Flughäfen Grenchen und Biel-Kappelen, Fallschirmspringer beider Startpisten sowie Vertreter von Skyguide entgegen. Ernest Oggier stellte zu Beginn fest: «Fluglärm ist ein regionales, nicht nur ein Grenchner Problem.» Es gehe um Vorsorge. Worum es aber nicht gehe, erklärte Oggier, sei die Abschaffung des Fallschirmsports. Doch der sollte noch ein paar Mal kritisiert werden.
Die Gesprächsrunde verlief meist sachlich. «Beschwerdeführer» Bruno Schaad aus Lengnau zeigte Verständnis für die Flughäfen, die an Vorgaben gebunden sind und wirtschaftlich arbeiten müssen. Bezugnehmend auf die Fallschirmspringer meinte er aber: «Das Problem ist, dass für das Freizeitvergnügen einer Minderheit Tausende unter Lärm leiden müssen.»
Begleitet wurde Schaad vom zweiten Lengnauer in der Runde, Hermann Wüger. Er kritisierte vor allem die «schwarzen Schafe» unter den Piloten, die ihre Volten nicht korrekt und über bewohntem Gebiet fliegen. Hans Schaller aus Biel, Leserbriefschreiber, sah für Biel ähnliche Probleme. Er habe beobachtet, wie die Piloten teils direkt über das Spital, und damit über lärmsensible Zone, fliegen.
«Systembedingte» Lärmprobleme
Chrigel Schrepfer, Vorstandsmitglied und Pilot des Para-Clubs Grenchen, hielt dem entgegen, dass es sich beim Fallschirmspringen nicht bloss um ein Freizeitvergnügen handle. «Einen Anteil der Arbeit machen auch Aufträge der Armee aus, ausserdem ist Fallschirmspringen heute für viele Menschen zu einem wichtigen Alltagsausgleich geworden.» Als Konflikte führte er aber auf, dass beispielsweise der sogenannte Climb Sector – ein sicherer Sektor, wo die Flugzeuge steigen, um die gewünschte Absprunghöhe zu erreichen – vorgegeben ist, und es aufgrund der Luftverantwortlichkeiten mit Genf, Bern und Zürich keine Ausweichmöglichkeiten gibt. So werden stets die gleichen Regionen belastet.
Der aktuelle Climb Sector liegt bei der Taubenlochschlucht bei Biel. Zudem herrschte heute so viel Luftverkehr, dass man oft nicht sofort landen kann, was ebenfalls unnötigen Lärm verursache. Henri Schürch vom Fallschirmklub Swissboogie (Kappelen) stütze die Ausführungen Schrepfers. Vor allem die fehlende Möglichkeit, auf andere Steigrouten ausweichen zu können, sei ein grosses Problem.
Markus Binggeli von Skyguide Grenchen erklärte, wie eingeschränkt man bei der Freigabe von Flugrouten sei. «Von Grenchen aus haben wir nur wenig mitzubestimmen.» Robert Seckler, Flugplatzleiter Biel-Kappelen, wies ebenfalls auf die Problematik der Steigrouten hin.
Lösungswege in Angriff nehmen
In der Diskussion konnten auch Lösungswege aufgezeigt werden. Als erstes soll das Problem der Steigsektoren behoben werden. Für den Raum Biel hat Henri Schürch von Swissboogie bereits drei mögliche Alternativen erarbeitet, die nun von Skyguide geprüft werden, wie Samuel Ellenberger – Vertreter der Skyguide Regional- und Militärflugplätze – versprach. Die Alternativen liegen in den Räumen Mühleberg, Neuchâtel und Jura. Zudem soll auch eine Variante für Grenchen geprüft werden, ein Sektor, der vermutlich weiter südlich liegen wird. Ob mit einem Wechsel künftig andere Gebiete zusätzlich lärmbelastet würden, blieb offen.
Zugesichert wurde, dass sowohl die Flughäfen wie auch die Fallschirmspringer Anrufe ernst nehmen und entsprechende Abklärungen treffen, wenn Piloten beobachtet werden, die vernunft- und rücksichtlos über bewohnte Gebiete fliegen. Erneut gefordert wurde, dass der Para-Club Grenchen prüft, wie das neue Flugzeug noch lärmarmer betrieben werden könnte. Da das niedertourige Fliegen aus Para-Sicht nur bedingt Sinn macht, wird nun ein besserer, fünfrotoriger Propeller geprüft. Dieser muss jedoch zertifiziert sein, bevor man ihn einsetzt. Zufrieden darüber, zumindest teilweise zu einem Konsens gefunden zu haben, wurde der runde Tisch nach drei Stunden beendet. Ein weiterer Workshop ist für Anfang 2013 vorgesehen.