Genug Helfer
Für die Freilichtspiele Grenchen kam die Rettung in letzter Minute

Beinahe hätte Grenchen ein weiteres Kulturgut verloren – die Freilichtspiele standen auf der Kippe. Jetzt fand man die Lösung. Genug Helfer konnten gefunden werden und die Freilichtspiele Grenchen werden in einen neuen Verein überführt.

Oliver Menge
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Iris Minder (l.) und Jürg Spahr geben ab; Daniela Sutter (Mitte) übernimmt das Präsidium des neu fusionierten Vereins «Freilichtspiel Grenchen».

Iris Minder (l.) und Jürg Spahr geben ab; Daniela Sutter (Mitte) übernimmt das Präsidium des neu fusionierten Vereins «Freilichtspiel Grenchen».

«Die letzten Wochen waren wirklich sehr aufreibend», sagt eine sichtlich erschöpfte, aber auch erleichterte Iris Minder. Die Theaterfrau, Autorin und Regisseurin hatte alle Hände voll zu tun in letzter Zeit, allerdings unverhofft. Die letzte Produktion «Wiiberheer» erfuhr durchweg positive Rückmeldungen.

Aber es war auch gleichzeitig die Abschlussproduktion für diverse Mitglieder des Vereins Theateratelier Grenchen, der unter der Leitung von Minder jeweils für die Produktion verantwortlich ist. Gleich vier Frauen des Vorstands – Doris Durrer, Regi Lüthi, Heidi Luder und Ada Güggi – gaben frühzeitig ihren Rücktritt per 2019 bekannt.

Wiiberheer – Freilichtspiele Grenchen
6 Bilder
Eine ausverkaufte Premiere
Insgesamt 14 Mal wird das Freilichtspiel aufgeführt.

Wiiberheer – Freilichtspiele Grenchen

Thomas Ulrich

Präsidentin gefunden

«Es gibt ja auch den Verein ‹Freunde Freilichtspiele› mit dessen Präsident Jürg Spahr. Wir kamen zum Schluss, dass es keinen Sinn macht, die beiden Vereine nebeneinander zu führen, sondern es sei wohl besser, zu fusionieren», erklärt Iris Minder. Sie selber wolle sich auch etwas zurücknehmen und sich auf die Theaterarbeit konzentrieren. «Darum suchten wir für den noch zu gründenden Verein eine neue Präsidentin und wurden im Januar fündig. Daniela Sutter, den Grenchnerinnen und Grenchnern sicher noch vom Uhrencup her bekannt, erklärte sich bereit, das Präsidium zu übernehmen.»

Auch für die zentrale Schaltstelle, das Sekretariat, wurde eine geeignete Person gefunden. Zusammen mit Silvan Granig, der für Werbung und PR verantwortlich war, hatte man ein tatkräftiges Team beieinander, so Minder.

Dann aber sei der Tiefschlag erfolgt. Die Person, die eigentlich für das Sekretariat vorgesehen war, zog sich aus persönlichen Gründen kurzfristig zurück, und auch Granig reichte seinen Rücktritt aus dem Vorstand ein. «Wir standen vor dem Nichts.» Dass Daniela Sutter, Daniela von Büren, die bisherige Aktuarin des Vereins «Freunde Freilichtspiele» und sie selber die ganze Vorstandsarbeit übernehmen könnten, stand ausser Diskussion. «Entweder wir finden auf die Schnelle engagierte Leute, die mitarbeiten wollen, oder man muss eingestehen, dass es die Spiele künftig nicht mehr geben wird und wir statt einer Fusionsversammlung eine zur Auflösung durchführen müssen.»

Diese Option sei bis letzten Freitag noch die Wahrscheinlichste gewesen, sagt Iris Minder. An diesem Nachmittag sei sie zu Stadtpräsident François Scheidegger gegangen, um die verfahrene Situation zu besprechen. Dessen Sekretärin Silvia Ferrari habe sich nach diesem rund dreiviertelstündigen Gespräch, in dem sie mit dem Stapi diverse Varianten durchgesprochen habe, spontan dazu bereit erklärt, das wichtigste Amt, die Schaltstelle des Vereins, nämlich das Sekretariat, privat zu übernehmen. «Sie war begeistert und Scheidegger hat ihr seine volle Unterstützung zugesichert.»

Helfer stellten sich ein

Aber es fehlten immer noch Helfer für die verwaisten Posten. «Ich startete eine grosse Suchaktion und schrieb viele Leute an, die eventuell infrage kommen konnten, und fand acht neue Helfer.» Vier Personen sind für die Abendkasse und als «Troubleshooter» vorgesehen.

Zwei Junge kümmern sich um die sozialen Medien – Facebook und Instagram –, und eine Person nimmt sich des Sponsorings an. Auch der Posten Grafik, Werbung und PR kann wieder besetzt werden: Minder fand einen jungen, engagierten Grafiker, der sich der Sache annehmen will.

Grenzwertige Erfahrung

«Der Knoten hat sich innerhalb von 24 Stunden gelöst. Das war für mich aber eine grenzwertige Erfahrung.» Ihr grosser Wunsch sei nach wie vor, dass die Freilichtspiele der Sache und nicht ihr zuliebe weitergeführt werden. «Dass sich nun so engagierte Menschen darum kümmern, ist grossartig», so Minder. Um die Freilichtspiele auf noch breitere Basis zu stellen, stehe man auch in Verhandlungen mit dem Theaterverein Seeland in Rüti über eine mögliche Zusammenarbeit.

Der neue Verein soll am 20. März an der ersten konstituierenden Sitzung aus der Taufe gehoben werden.