Von Halle keine Spur, und auch Metzger sitzen nicht häufiger dort als anderswo. Nur die angrenzende Metzgerei passt zum Namen. Seit einem Jahr wirten Andi Guillod und seine Frau Kae in der gemütlichen Beiz, die 1871 erbaut wurde.
Durch die grosse Glasscheibe an der Centralstrasse können Gäste erkennen, wer drin sitzt. Eine Schweizer Fahne und eine thailändische Flagge sind gut sichtbar präsentiert. Orchideen blühen am Fenster und sorgen für ein exotisches Ambiente. Die Geschäftsführerin Kae stammt aus Thailand und mischt ihre südostasiatische Kultur mit den hiesigen Gepflogenheiten. Die Eingangstüre öffnet sich nach drinnen. Die Tische sind wie eh und je platziert.
Eine Dame trinkt ein Glas Wein und beschäftigt sich mit einer Strickarbeit. Am Nebentisch essen einige Thai-Frauen. Die Gespräche sind lebendig, die Stimmung im kleinen Schankraum gemütlich. Eine alte Wanduhr schlägt die Stunden. Der Hinweis auf Spezialitäten ist direkt auf die Wand gemalt. Ein Gast tritt ein, holt sich eine Zeitschrift. Andi und Kae wissen, was er konsumieren will. Die Gäste werden mit Handschlag begrüsst.
Am Vormittag bevölkern Kaffeetrinker, Zeitungsleser und die ersten Apéro-Gäste die Metzgerhalle. Angeregte Gespräche füllen den Raum. Die meisten Einkehrer kennen sich. Andi eilt in die Küche. Sein Braten, den er bei niedriger Temperatur gart, will kontrolliert werden. Beim Feierabendbier treffen sich Pensionierte, Arbeiter und Angestellte, Jung und Alt. Kae und Andi sind immer noch in Form. Sie scherzen mit den Gästen, es wird viel gelacht. Kae kocht die thailändischen Spezialitäten, ihr Mann kreiert die abendländischen Menüs.
Im Gastgewerbe zu Hause
Bei Andi kann man nicht unbedingt von einem Quereinsteiger sprechen. Als Kellner kennt er das Gastgewerbe seit einigen Jahren. Als Koch und Beizer hat er Neuland beschritten, die Aufgabe macht ihm sichtlich Spass, und das Resultat lässt sich sehen. Strikte setzt Andi renitente Gäste an die frische Luft. «Wer Leute belästigt und fremdenfeindliche Parolen von sich gibt, geht raus», gibt er unmissverständlich bekannt. Jeder erhält aber eine zweite Chance bei ihm.
Wer sich anpasst und die Regeln, die in der Metzgerhalle herrschen, einhält, bleibt willkommen. «Nur mit dieser klaren Haltung kann ich meine Stube retten», erklärt er seine Geschäftspolitik. Die Erfahrung gibt ihm recht. Seine Gäste schätzen die angenehme Atmosphäre und den menschlichen Umgangston in der Metzgerhalle. Vereinstraditionen sind für das Paar wichtig. Im ersten Stock steht ein Sitzungszimmer zur Verfügung.