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Die «Bricoleurs» helfen älteren Menschen beim Verrichten ihrer alltäglichen Arbeiten. Unter dem Patronat der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde hat sich eine Gruppe von zwanzig Freiwilligen gebildet.
Mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen Probleme lösen. So kann der Begriff «Bricolage» umschrieben werden. Und seit dem 1. September stehen die «Bricoleurs» in den Startlöchern, um die kleinen Probleme der älteren Generation zu lösen. Kleinere Reparaturen im Haushalt, technische Probleme bei Radio und Fernsehen, Transporte grösserer Gegenstände, Gartenarbeiten und vieles mehr. Unter dem Patronat der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde hat sich eine Gruppe von zwanzig Freiwilligen gebildet. Die 65 bis 75-jährigen rüstigen Rentner haben zum Ziel, älteren Menschen bei ihren Verrichtungen zu helfen. «Jetzt ist die spannende Einstiegsphase», sagt Martin Joss, ehemaliger Präsident der Kirchgemeinde und Organisator des Projekts. Denn die Freiwilligen seien noch längst nicht ausgelastet. Nach vierzehn Tagen kam die erste Anfrage.
Edwin Tobler war die Person, welche den Premiereneinsatz leisten durfte. Der frühere Präsident der Kirchgemeinde, Rolf Enggist, habe ihn gefragt, ob er beim Freiwilligenprojekt mitmachen wolle. Dieser hat die Idee ins Leben gerufen. «Ich bin seit fünf Jahren pensioniert und habe daher Zeit», sagt Edwin Tobler. Nebst seiner 20% Pensum-Stelle als Abwart in der Grenchner Kirchgemeinde steht er nun als «Bricoleur» bereit. Als ersten Einsatz verrichtete er Gartenarbeit bei der Bettlacherin Rosmarie Burkhalter. Sie hat eine Rückenoperation hinter sich und geht daher an Krücken. Während dreier Einsätze à zwei Stunden jätete Herr Tobler Unkraut in den Kieswegen ihres Gartens. «Frau Burkhalter war sehr zufrieden und dankbar», sagt Tobler. Die Hilfe nahm Frau Burkhalter gerne an.
«Ich habe am Frauen-Zmorge im Frauenverein von den Bricoleurs erfahren», sagt die Rentnerin. Dort habe sie einen Flyer erhalten mit allen Informationen. «Es sollte mehr Freiwillige geben, die helfen.» Das sieht auch Edwin Tobler so. Obwohl sich Viele in seinem Umfeld gemeinnützig engagieren würden, gäbe es dennoch Viele, die «Brach liegen» würden, wie Tobler selber sagt. Im kommenden Frühling wird es bei Frau Burkhalter wieder Arbeit geben. Da müssen nämlich die Vorhänge runter und die Fenster geputzt werden.
Wer die Dienste in Anspruch nehmen will, kann sich beim Telefondienst melden. Dort wird man mit Martin oder- Veronika Joss verbunden, um sein Anliegen einzugeben. Veronika Joss ist organisatorisch für das Projekt tätig. «Viele Rentner brauchen Hilfe aber haben sich nicht dafür, Hilfe anzunehmen», sagt Veronika Joss. Die Angst vor dem Verlust der Selbstständigkeit stehe den Menschen oft im Weg. «Wir wollen den Leuten die Hemmschwelle nehmen, Hilfe anzunehmen», sagt Joss.
Die Hilfsbereitschaft sei von Anfang an sehr gross gewesen. «Die zwanzig Freiwilligen haben sich sehr schnell gemeldet», sagt sie. «Vielleicht hat die nächste Generation nicht so viel Glück in den Lebensumständen», beschreibt Joss die Motivation der Freiwilligen. «Deshalb wollen sie sich gemeinnützig engagieren.» Zudem könne die freiwillige Arbeit zu vielen guten Begegnungen führen. «Nach getaner Arbeit gibt es oft noch einen Kaffee und einen Schwatz», sagt Joss.
Eine solche Begegnung hat auch Edwin Tobler erfahren. «Ich habe das Gesicht von Frau Burkhalter schon vom Mittagstisch der reformierten Kirche gekannt. Bei meinem Einsatz haben wir uns dann wiedererkannt», sagt Tobler.
«In einem Jahr werden wir eine Bilanz über die Entwicklung des Projekts ziehen», sagt Martin Joss. Man möchte möglichst viel Arbeit annehmen. Doch auch da gebe es Grenzen. «Wir wollen das Gewerbe nicht konkurrenzieren.» Zudem könne jedes System ausgenutzt werden. Die Arbeit der Bricoleurs richtet sich an kleinere Hilfe im Haushalt. Für die groben Arbeiten seien immer noch die Unternehmen zuständig.