Grenchen
Flugunfall am Boden: Geradeaus, statt abgebogen

Pilot kam vom richtigen Weg ab: Spezialisten des Bundes analysiert einen Vorfall auf dem Flughafen Grenchen.

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Der Flughafen Grenchen aus der Vogelschau.

Der Flughafen Grenchen aus der Vogelschau.

Hanspeter Bärtschi

Die Kurve nicht gekriegt hat im wahrsten Sinne des Wortes der Pilot eines Schleppflugzeugs auf dem Flughafen Grenchen: Auf dem Weg zur Piste steuerte er sein einmotoriges Flugzeug gerade aus, statt der Biegung des Gras-Rollwegs zu folgen.

Das Versehen hatte Konsequenzen: Die Maschine vom Typ Maule M7-235 blieb mit ihrem rechten Hauptfahrwerk an einem Rollwegschild hängen, worauf sich das Heckrad anhob, das Flugzeug nach vorne kippte und die Propellerspitzen die Grasnarbe touchierten. Beim Unfall wurden das rechte Fahrwerk gestaucht und der Propeller schwer beschädigt. Der Pilot blieb unverletzt.
Dieser Vorfall vom 25. August 2017 war nun Gegenstand einer summarischen Untersuchung der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust. Dem Bericht ist zu entnehmen, dass der Pilot das Flugzeug nach dem Abschluss von Wartungsarbeiten abholen und zu seinem Standort, dem Segelflugfeld Winterthur zurück pilotieren wollte.

Für die Untersuchenden "nachvollziehbar"

Der mit Plastik-Gitterplatten befestigte Grasrollweg sei dem Piloten (mit Berufspilotenlizenz) von früheren Besuchen auf dem Flughafen Grenchen bekannt gewesen, stellt die Sust fest. Allerdings sei die Sichtbarkeit der seitlichen Begrenzung eines Gras-Rollwegs «im Vergleich zu einem Hartbelag-Rollweg grundsätzlich schlechter». Und: «In Kombination mit der bei einem Heckradflugzeug eingeschränkten Sicht des Piloten direkt nach vorne wird nachvollziehbar, wieso der Pilot beim Weiterrollen übersah, dass der Rollweg eine Biegung nach rechts vollzog.» Die Tatsache, dass der zunächst parallel verlaufende Hartbelag-Rollweg am Ende keine Biegung aufweise, könne zusätzlich den Eindruck erwecken, dass dies auch für den Gras-Rollweg gilt.
Die Sust unterstreicht deshalb die zwingende Notwendigkeit, dass Piloten «bei der Flugvorbereitung und vor Beginn des Rollvorgangs» jeweils die örtlichen Dokumentationen studieren müssen. Dort wäre «im vorliegenden Fall die Biegung des Rollwegs erkennbar gewesen». Ebenso empfehle es sich, bei Wartezeiten vor der Piste den weiteren Rollweg-Verlauf zu klären. (ums.)