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Der deutsche Kabarettist Florian Schröder bot im Grenchner Kleintheater eine temporeiche Show mit gelungenen Improvisationen. Er zeigte sich auch als Meister der Parodie.
Es fing ja an wie eine harmlose Plauderei und Anbiederung ans Publikum, als der Künstler verkündete, dass er aus dem gleichen Ort stamme wie unser Fussball-Nationaltrainer. Aber dann war Schluss mit Gemütlichkeit.
Florian Schröder liess wahre Satzkaskaden auf die Anwesenden los, gespickt mit Wortspielereien, mehr oder weniger versteckten Anspielungen und Sprüchen, die ihresgleichen suchen und des Öfteren die politische Korrektheit aufs Trefflichste aushebeln.
Sätze wie «der Bachelor ist die Fortsetzung der Realschule in dreckigeren Räumen» treffen punktgenau und sind doch von einer unvergleichlichen Originalität.
Deutsche Besonderheiten
Lustvoll nahm er dazu deutsche Besonderheiten wie das Raucherquadrat auf Bahnhöfen ins Visier und folgerte: «Ein Volk, das sich so etwas einfallen lässt, muss vom Ausland wieder gefürchtet werden.» Urkomisch auch die Vorstellung, wie Angela Merkel in einer grossen Koalition den «pfundigen» Sigmar Gabriel umarmt und ihn so auf «Rösler-Niveau» (4 Prozent) wegdrückt.
Generation der Jein-Sager
Schröder entlarvte im Weiteren selbstironisch-liebevoll die Generation der Jein-Sager, die sich bei der Heirat nicht einmal auf einen Namen einigen könne, was dann zu solch abstrusen Konstrukten wie «Leutheusser-Schnarrenberger» führen müsse. Eine Generation auch, die «Schawatten» trage, einen Schal, gebunden wie eine Krawatte, und Aperol Spritz trinke.
Der Versuch schliesslich, sich bei Starbucks und einer thailändischen Bedienung einen kleinen, italienischen Cappuccino zu erhaschen, erinnerte im Scheitern der praktischen Umsetzung und der Verzweiflung des Bestellenden fatal an einen gewissen Werbespot, der unlängst über die heimischen Bildschirme flimmerte. Allein, Florian Schröder verzückte auch ohne Zuhilfenahme von visuellen Hilfsmitteln die Zuschauer.
Er zeigte sich aber auch als Meister der Parodie. Die Bundeskanzlerin, ihren Vorgänger oder die Talk-Grössen Lanz, Beckmann und Jauch («Talkshows als Waterboarding») traf er präzise und den Skandal-Bischof Tebartz-van Elst liess er die groteske Aussage tätigen, dass er die Katholische Kirche mit seiner Protzerei ja nur arm machen wollte – genauso wie dies Papst Franziskus verlange.
Treffer um Treffer gelandet
In seinem gut zweistündigen Programm setzte der Künstler Treffer um Treffer, auch oder insbesondere, wenn er improvisierte, sich auf das Publikum einliess und dessen Bemerkungen in seinen Redefluss einbaute. Zwar musste er seine ganze Kunst aufbieten, um aus den Zuschauenden Konkretes über die hiesigen Steuerverhältnisse herauszulocken (diskret ist halt nun mal diskret). Schliesslich gelang ihm aber auch dies. Und wir versprechen es dir, du «Schumi des Kabaretts»: Solltest du dereinst genug Kohle gescheffelt haben, wird es uns eine Ehre sein, dich als «Vermögens-Asylanten» bei uns aufzunehmen.