Grenchen
«Flawless» mischen die Tanzszene auf

Fünf Grenchner Girls von 14 und 15 Jahren bilden die Streetdance-Gruppe Flawless. Die Gruppe gibt es noch nicht lange, bereits kann sie aber einen grossen Erfolg verbuchen. Die Mädchen haben sich für die Schweizer Meisterschaften qualifiziert.

Oliver Menge
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Senkrechtstarterinnen in der Streetdance-Szene: Die fünfköpfige Grenchner Formation «Flawless».

Senkrechtstarterinnen in der Streetdance-Szene: Die fünfköpfige Grenchner Formation «Flawless».

Oliver Menge

Vielen sind die Tanzfilme «Steps» ein Begriff. Darin geht es um junge Tänzerinnen und Tänzer, die sich zusammenraufen, eine Choreografie kreieren, wie verteufelt trainieren und sich dann im Wettbewerb gegen die böse Konkurrenz durchsetzen. Die jungen Leute in den Filmen sind so zwischen 18 und 25 Jahre alt.

Dass es aber fünf jungen Girls aus Grenchen gelingt – alle erst 14 und 15 Jahre alt –, selber eine Tanzgruppe zu gründen, eine eigene Choreografie zu entwerfen, alleine zu trainieren und sich gleich im ersten Anlauf für die Schweizer Meisterschaften zu qualifizieren, ist doch sehr erstaunlich.

Lucia Wachtel, Maria-Valentina Aguiar, Lorena Martino, Elena Caracciolo und Océane Thai haben nicht bei null begonnen. Sie tanzen alle schon länger, besuchten sechs, fünf beziehungsweise zwei Jahre bei Sarah Cattin-Steiner deren Streetdance-Schule, einige von ihnen genossen und geniessen klassischen Ballettunterricht bei Barbara Bernard.

Vor ungefähr einem Jahr beschlossen sie, selber eine Tanzgruppe zu gründen. «Wir haben mit Sarah schon bei Qualifikationsturnieren für die SM teilgenommen, landeten aber immer auf den hinteren Rängen. Das war etwas demoralisierend.» Aber sie hätten viele Erfahrungen sammeln können und wüssten nun, worauf es ankomme.

Vom Luftschutzkeller ins Velodrome

Also begannen die Mädchen ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Als erster Trainingsraum musste ein Luftschutzkeller herhalten. «Es war sehr eng und immer kalt in dem etwa 2 mal 3 Meter grossen Raum. Und Spiegel hatte es auch keine», erzählt Maria, deren Eltern ihnen den Keller zur Verfügung gestellt hatten.

Elenas Eltern besuchten im Velodrome Pilateskurse bei Jan Swager van Dok und José L. Scherrer. So kam ein Kontakt zustande und die fünf Mädchen wurden eingeladen, sich die Räumlichkeiten im Velodrome anzuschauen. Die beiden Physiotherapeuten beschlossen, die Mädchen zu unterstützen, und stellten ihnen einen Raum im Velodrome zur Verfügung, den sie benutzen können, wenn er frei ist. Gross, mit Spiegeln und Soundanlage, einfach perfekt, wie sie sagen. Dreimal die Woche konnten sie jeweils 2 bis 3 Stunden trainieren und an der Choreografie feilen. «Jede von uns hat ihren Teil dazu beigetragen.

So ist auch jede mit ihrem Charakter vertreten», sagt Elena. «Das Schlimmste war sowieso die Musik», ergänzt Lorena. Es sei manchmal lange gegangen, bis man sich einig und jede einverstanden gewesen sei. Aber schliesslich habe alles gepasst und sie hätten alles zusammenschneiden und auf eine CD brennen können. Das Outfit musste bestellt werden – die bauchfreien Sweaters, die dann mit dem Namen der Dance-Group versehen werden sollten. Selbstverständlich kam zuerst das falsche Outfit, bereits bedruckt, und musste zurückgeschickt werden.

Sechs Monate harte Arbeit

Fünf Tänze wurden in einem Auftritt zusammengefasst. An der Choreografie alleine haben die Girls sechs Monate gearbeitet und sich für das erste Qualifikationsturnier angemeldet – ohne grosse Hoffnung auf Erfolg. «Wir hatten eigentlich schon ganz am Anfang davor Angst, wir würden es nicht schaffen, das durchzuziehen, haben an uns gezweifelt. Aber irgendwie ging es immer weiter und wir fünf harmonieren extrem gut, sowohl auf der Bühne als auch als Kolleginnen und Freundinnen.»

Vor ihrem Auftritt in Châtel-St.Denis am 23. April seien sie furchtbar nervös gewesen. «Wir waren so ‹hibbelig›, total Lampenfieber und so, wir konnten kaum was essen», erzählt Océane, die letzten Samstag ihren 15. Geburtstag feiern konnte – die Seniorin im Team sozusagen. Aber dann legten sie einen tollen Auftritt hin und erreichten in ihrer Kategorie Juniors Small Group den dritten Rang – was die direkte Qualifikation für die Schweizer Meisterschaften am 18. Juni in Lausanne bedeutete. Zwar stünden jetzt noch zwei weitere Qualifikationsturniere auf dem Programm, aber ihre Platzierung spiele dort keine Rolle mehr. Es gehe einfach darum, noch mehr Erfahrungen zu sammeln, deshalb nähmen sie teil.

Spass steht im Vordergrund

Welche Chancen sie sich an der SM ausrechnen, können die fünf Mädchen nicht sagen. Aber sie sind sich einig: «Wir haben schon viel erreicht und es geht uns in erster Linie um den Spass.» Sie seien stolz darauf, gemeinsam etwas erreicht zu haben, drangeblieben zu sein und Eigenverantwortung übernommen zu haben. «Tanzen schweisst zusammen», sagen sie überzeugt.

Wie es mit der Karriere der jungen Frauen weitergeht, wissen sie noch nicht. Zwei von ihnen werden ab Sommer die Kanti in Solothurn besuchen und können nicht abschätzen, wie viel Zeit ihnen dann noch fürs Tanzen bleibt. Denn für alle ist klar: Die Schule kommt an erster Stelle. Aber für Lucia beispielsweise ist klar, dass sie irgendwann selber Unterricht geben will, sie ist jetzt schon Praktikantin in Sarah Cattin-Steiners Streetdance-Schule.