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Die Grenchner Familienfirma Feller Pivotages ist spezialisiert auf die Herstellung von Kleinstbestandteile für mechanische Uhrwerke und bildet damit ein Rückgrat der Schweizer Uhrenindustrie.
Seit gut einem Jahr steht an der Lebernstrasse 47 ein modernes, diskret beschriftetes Industriegebäude. Würde nicht ein «Fazzoletti» von Künstler Marc Reist einen Blickfang an der Fassade bilden, ginge man wohl achtlos daran vorüber. Schon gar nicht vermuten würde man, dass sich dahinter ein bedeutender Zulieferbetrieb der Schweizer Uhrenindustrie verbirgt.
«Diskretion und Verschwiegenheit gehören zu unseren wichtigsten Assets», sagt Martin Rüegsegger, der vor fünf Jahren die Firma Feller Pivotages SA von Rudolf Feller im Sinne einer geplanten Nachfolgregelung übernommen hat.
Um das kontinuierliche Wachstum abzusichern und Produktion und Logistik an moderne Gegebenheiten anzupassen, hat man sich danach zur Aussiedlung entschlossen. Denn an der Bettlachstrasse war man, wie so mancher Grenchner Industriebetrieb, inmitten des Wohngebiets.
«Motorteile» für Uhren
2012 zog Feller Pivotages SA in einen Neubau, der für alle Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeiter und für die nachhaltige Weiterentwicklung die angemessenen Rahmenbedingungen bietet. Die Firma ist spezialisiert auf die Herstellung von Kleinstbestandteilen für mechanische Uhrwerke, auch Mikrokomponenten genannt.
Die Teile werden selber entwickelt oder nach Kundenspezifikationen in einem zur Firmengruppe gehörenden Betrieb vorgefertigt. In Grenchen werden die Teile endbearbeitet und zu Baugruppen zusammengesetzt.
Klein wie Sandkörner
Gewisse Uhrenteile sehen von Auge so klein aus wie Sandkörner. Eine Zündholzschachtel davon umfasst bereits Tausende. Sie mit höchster Präzision herzustellen ist eines.
Das andere ist, die mikroskopisch kleinen Teile auch automatisiert verarbeiten zu können. Hier kommt eine weitere zur Gruppe gehörende Engineeringfirma mit Sitz in Biel, zum Zug.
Diese entwickelt für Feller die Automation sowie Robotik, die in Grenchen zum Einsatz kommen. Doch auch in house sind Spezialisten am Werk. So hat beispielsweise Mechatroniker Marco Kohler im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit an der Fachhochschule Bern einen Roboter entwickelt, der die als Schüttgut angelieferten Uhrenteile korrekt erkennen und der Verarbeitung zuführen kann. Modernste Technologien wie 3-D-Bildverarbeitungssysteme kommen dabei zum Einsatz.
Sorge tragen zum Wissen
Dass man diese Technologien für sich behalten möchte, ist verständlich. «Verglichen mit anderen Ländern sind wir in der Schweiz früher zu liberal damit umgegangen», erklärt Martin Rüegsegger. In den Betrieben der Feller-Gruppe herrscht deshalb nicht nur Diskretion, sondern es gibt auch klare Regeln in Bezug auf die Sicherheit im Umgang mit Informationen sowie Handhabung kundenspezifischer Projekte. Nicht zuletzt, weil bekannte Uhrenmanufakturen und - Hersteller von mechanischen Uhrwerken zu den Kunden des Unternehmens gehören.
Rüegsegger über Zahlen und Geschäftsgang zu befragen wäre müssig. Der Firma geht es offensichtlich gut, auch wenn man das nicht zur Schau stellt. Im Umfeld der Grenchner Industriezone ist eher Understatement angesagt. Der Neubau ist dennoch mit neuster Technologie ausgestattet, beispielsweise mit einer Überdruck-Lüftung, welche das Eindringen von Staub verhindert. Auf dem Dach steht eine eigene Solaranlage, welche die Hälfte des benötigten Stromverbrauches abdeckt.
Uhrmachertisch und Roboter
Noch immer ist übrigens Rudolf Feller im Betrieb anzutreffen, welcher den Betrieb in zweiter Generation führte. An die Firmengründer Armin und Erich Feller erinnert noch der Uhrmacher-Arbeitsplatz, der in einer Ecke des Bürotraktes ausgestellt ist. Kaum etwas könnte den Technologiewandel bei der Herstellung von mechanischen Uhren besser zeigen.