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Daniel Graf, der neue Parteipräsident der FDP Grenchen, will nicht mehr mit anderen Personen verwechselt werden. Transparenz sei für ihn kein Problem, daher hat er als Fasnachts-Aktion sein CV und Arbeitszeugnisse an die Parteimitglieder versandt.
Während die SP mit ihrer im Juli letzten Jahres deklarierten Absicht, Auszüge aus dem Betreibungsregister, aus dem Strafregister oder gar die definitive Steuerveranlagung ihrer Gemeinderäte bis Anfang 2015 ins Internet zu stellen, offenbar immer noch zuwartet, wird sie in ihren Transparenzbemühungen vom neuen FDP-Präsidenten glatt überholt: Weil ihn in Grenchen niemand kennt, hat Daniel Graf gleich sein ganzes CV und diverse Arbeitszeugnisse an die Parteimitglieder vermailt.
Diese staunten teilweise nicht schlecht, als sie am Fasnachtsdienstag ein E-Mail des neuen FDP-Präsidenten erhielten. Darin stellt Graf augenzwinkernd fest, dass er in Grenchen dauernd mit anderen Personen gleichen Namens verwechselt werde. So hätten ihn die Leute beispielsweise gefragt, wie man Rosen schneidet oder den Wert eines Hauses schätzt, was doch darauf hinweise, dass man ihn für jemand anderen halte.
Und so überkam Graf, eingefleischter Fasnächtler bei den Hilari Broders, wohl eine fasnächtliche Anwandlung. Nebst einem kompletten Lebenslauf verschickte er gleich noch die Arbeitszeugnisse seiner bisherigen Arbeitgeber ETA, Sauser und Piab. Wenn man das Mail nicht genau liest, käme man gar noch auf die Idee, Graf verschicke auf diese Weise seinen Parteikollegen eine Blindbewerbung. Er nimmt nämlich gerade eine Auszeit.
«Soweit habe ich gar nicht gedacht», versichert Graf auf Anfrage. «Mir ging es lediglich darum, die Verunsicherung, die offenbar zurzeit herrscht, aus der Welt zu schaffen.» Besonders die Gespräche und Begegnungen an der Fasnacht hätten gezeigt, dass dies offenbar nötig sei. Er sei halt in seinem bisherigen Berufsleben oft im Ausland gewesen und deshalb in Grenchen nicht bekannt, meint Graf weiter. Dass die Aktion auch einen «fasnächtlichen Touch» habe, sei sogar gewollt. Gleichzeitig wolle er auch demonstrieren, dass «totale Transparenz für ihn kein Problem» sei.
Die Reaktionen auf das Mail seien bis jetzt positiv, versichert er und hält fest, dass er die Unterlagen nur an die Parteimitglieder verschickt habe (in Grenchen ist die FDP Mitgliederpartei).
Es gehe ihm keineswegs darum, sich für irgendwelche Ämter in Position zu bringen oder auf einen Listenplatz zu aspirieren. «Im Gegenteil, ich habe ja sogar das Parteipräsidium nicht von mir aus gesucht.» Er schreibt im Mail zudem, dass er ab 1. März wieder einen Job hat. Wer sein neuer Arbeitgeber sein wird, will er noch nicht verraten. «Die Arbeitsstelle wird aber in der Region Solothurn sein.»