Fussball
FC Grenchen: Das französische Experiment ist gescheitert

Grenchen hat ein Sorgenkind. Und das seit längerem: der einst stolze FC. Cupsieger 1959 und lange Jahre unverzichtbarer Bestandteil in der höchsten Klasse im Schweizer Klubfussball. Am Donnerstag geht es um die Existenz.

Daniel Weissenbrunner
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Investor Jean-Michel Pradeau (rechts) mit Trainer Najib Melhi (links) und Alain Maire, dem Vertreter der Investorengruppe.

Investor Jean-Michel Pradeau (rechts) mit Trainer Najib Melhi (links) und Alain Maire, dem Vertreter der Investorengruppe.

Foto Wagner

Die Grenchner Gegenwart hat mit Fussballromantik wenig gemein. Am Donnerstag treffen sich die Mitglieder des Vereins im Klublokal des Stadions Brühl. Ordentliche und ausserordentliche Versammlungen zusammengezählt, ist es das fünfte Mal innerhalb eines Jahres.

Diskutiert wird nicht über sportliche Visionen. Es geht um viel Grundsätzlicheres. Um die Existenz. Zu behandeln gibt es nur ein Traktandum: die Wahl des Vorstandes und dessen Strategie. Schon wieder.

Rosige Zukunft in Aussicht gestellt

Es sind keine drei Monate her, als mit grossem Getöse der neuen Führung das Vertrauen ausgesprochen wurde. Investor Jean Michel Pradeau stellte dem angeschlagenen Klub mit einer kräftigen Finanzspritze eine rosigere Zukunft in Aussicht. Und das erst noch ohne persönliche Opfer. Das war nebenbei bemerkt gar nicht nötig. Die Hauptdarsteller nahmen sich reihenweise selber aus dem Rennen.

Von der ursprünglichen Besetzung sind nur noch zwei Personen übrig geblieben. Trainer Najib Melhli und Nadia Aubry. Als vorläufig Letzter verabschiedete sich am Wochenende Alain Marie, zuständig für Kommunikation und die Stimme der angeblichen Investoren.

Es floss kein Geld in die Kasse

Keine 100 Tage nach Beginn der Liaison mit Apotheker-Besitzer Pradeau sind die Probleme des FC Grenchen akuter denn je. Es ist noch kein Euro beziehungsweise Franken in die Klubkasse geflossen. Und die internen Spannungen haben in den vergangenen Wochen einen neuen unrühmlichen Höhepunkt erreicht.

Weshalb Monsieur Pradeau sein Portemonnaie nicht öffnen will, darüber lässt sich trefflich spekulieren. Anfragen blieben unbeantwortet und vom designierten Vorstand sind keine Informationen erhältlich, weil sie es, gemäss eigenen Aussagen, schlicht nicht wissen. Denkbar schlechte Voraussetzungen für den x-ten Neustart in den letzten beiden Jahren.

Dennoch besteht Anlass zur Zuversicht: Die neuen, oder je nach Betrachtungsweise alten Gesichter, die sich für den Vorstand zur Verfügung stellen, besitzen keine generösen Geldquellen. Sie vermeiden es auch, sportliche Businesspläne zu erstellen, die verlockend klingen mögen, aber in der jetzigen Phase völlig fehl am Platz sind.

Vertrauen herstellen

Was momentan zählt, mag banal klingen, ist aber der einzige Weg, um den Verein aus dem Schlamassel zu reiten: Nachdem viel Geschirr im Klub, mit der Stadt, mit Partnern zerschlagen worden ist, geht es darum, wieder Vertrauen herzustellen und den Beweis zu erbringen, dass der FC Grenchen zur Kooperation bereit ist.

Die Mitglieder haben es am Donnerstag in der Hand, diesem nachhaltigeren Weg zuzustimmen. Ein Weg, der unbequem sein wird, der die Fusionsfrage neu aufwirft und der nicht per se 1.-Liga-Fussball garantiert. Der aber keinem Sand in die Augen streut.

Der FC Grenchen muss nicht als protzige Marke positioniert werden, sondern als zuverlässiger Partner.