Richard Werlen verziert seit 50 Jahren Grenchens und Solothurns Abzeichen für die Fasnacht. 140 Abnehmer beglückt er insgesamt mit einer eigens bemalten Plakette.
Die Solothurner geniessen bei Richard Werlen zwar Priorität, Grenchner Plaketten hat er aber auch schon reichlich angemalt. Sein Kundenkreis ist gross und treu, Hauslieferung ist im freiwilligen Unkostenbeitrag inbegriffen. Doch wer ist dieser Plakettenmaler überhaupt?
Werlens Vater war mit Kollegen, alle stellenlose Mineure aus dem Wallis, nach Solothurn gezogen. Dort wurde Richard Werlen vor 61 Jahren geboren. In seiner Grenchner Wohnung stehen unzählige Farbtöpfe auf dem Tisch. «Früher arbeitete ich mit Ölfarben», berichtet er. Heute gestaltet er die Kunstwerke mit Acrylfarben. «Sie sind rasch trocken», nennt er die Vorteile. Werlen zeigt Einzelstücke aus seiner Kollektion.
Auf dem Tisch legt er die Kleinode aus, erinnert sich an Mottos und Geschichten. Bereits im Alter von 11 Jahren hat er Plaketten mit Farben verschönert. Diesem Hobby ist er treu geblieben. Er kaufte Plaketten in Silber, Bronze und Gold, hat viele Stunden aufgewendet, mit feinen Pinseln Details hervorgehoben und kleine Kunstwerke geschaffen.
Teil der Fasnachtsszene
«Drei Kunden sind letztes Jahr verstorben», zeigt er auf einer Liste mit Namen und Adressen. 140 Abnehmer sind geblieben. Werlen hat seine Plaketten fristgerecht abgeliefert, an Börsen an die Besteller verteilt oder die Kunden zu Hause besucht. «Meine Arbeit ist gratis», verrät der gelernte Tapissier, der heute als Chauffeur arbeitet. Er nimmt aber gerne einen Zustupf, wenn die Leute zufrieden sind.
Richard Werlen war Mitglied der Solothurner Winkelzunft, hat als Schlagzeuger bei den Chrumm-Durm-Sumpf-Chronikern gespielt, war Gugger bei den Maroni-Fääger in Zuchwil und hat in dieser Zeit seine Frau Marlis kennen gelernt. 1986 zog das Paar nach Grenchen. Zwei Kinder haben die beiden Fasnachtsbegeisterten grossgezogen und sind stolze Grosseltern. Bei der Gründung der Wittijätter Grenchen waren sie dabei, in der Zwischenzeit sind sie aber ausgetreten.
Närrische Zeit ist allgegenwärtig
«Ich brauche gutes Licht und eine Brille», meint Werlen zum Herstellungsprozess seiner Unikate. Jeweils fünf Plaketten legt er sich zurecht und bemalt diese in verschiedenen Farben. Heuer war kein Stress angesagt, weil die Fasnachtstage erst im März beginnen. In der Wohnung von Marlis und Richard Werlen ist die närrische Zeit allgegenwärtig. Grossformatige Plaketten sind ausgestellt, eine Sammlung kleiner Gemälde des Hauptgassleists bedecken die Wände und in den Schubladen lagern kiloweise Plaketten.
Weil er selbst in der Firma Rolla tätig war, die die Grenchner Plaketten eine Zeit lang herstellte, befinden sich in seiner Sammlung auch künstlerisch verzierte Fasnachtsanstecker der Uhrenstadt. Nun wird Richard Werlen die Farben wieder für einige Monate einlagern. Die Arbeit ist getan, und er kann sich ins Fasnachtsgetümmel vor seiner Haustüre stürzen.