Beste Unterhaltung bot der Freitagstalk im Kultur-Historischen Museum zum Thema Fasnacht. Grenchner Fasnächtler diskutierten über Zukunftsperspektiven der Narren.
Was aus der Not geboren wurde, könnte auch in Zukunft Bestand haben: die Komprimierung der Grenchner Fasnacht auf vier Tage. Darauf deuten auf jeden Fall einige Voten hin, die am Freitagstalk des Kultur-Historischen Museums zum Thema «Fasnacht: Früher, heute und in Zukunft» geäussert wurden.
Dabei entlockte Museumsleiter Marco Kropf seinen illustren Gästen nicht nur Informatives, sondern auch Anekdotisches mit viel Unterhaltungswert. Kein Wunder, standen doch mit Ehrenobernarr Heinz Westreicher und dem ehemaligen Hilari-Ober Urs Wirth zwei Protagonisten der Grenchner Fasnacht Red und Antwort, die diese während Jahrzehnten massgeblich mitgeprägt haben und es teilweise noch heute tun.
Dazu beleuchtete der amtierende Obernarr Patrick Meier die momentane Situation. Rückblick: Als der Bundesrat am 16. Februar die meisten Coronamassnahmen aufgehoben hatte, blieb nur noch wenig Zeit, die närrischen Tage zu planen. Dazu Obernarr Patrick Meier:
«Eigentlich hatten wir uns bei der VFZ (Vereinigte Fasnachtszünfte, so etwas wie das Parlament der Fasnacht, Anm. d. Red.) schon auf eine Absage geeinigt. Aber nach dem Motto geit nid, gits nid haben wir den Delegierten dann ein zwar abgespecktes, aber immer noch attraktives Programm vorgeschlagen.»
Der Obernarr betonte dabei die tragende Rolle von Obergugger Mischu Baier. Aber auch die verschiedenen Zünfte und Guggen hätten prächtig mitgearbeitet und so den Grenchnerinnen und Grenchner doch noch vier tolle karnevaleske Tage beschert.
Urs Wirth unterstützte den eingeschlagenen Weg:
«Es war schon lange mein Credo, die Fasnacht zu komprimieren, den Böögg am Sonntag, wenn die Leute nach dem Umzug eh schon in der Stadt sind, zu verbrennen.»
Das letzte Wort dazu wird naturgemäss die schon angesprochene VFZ haben, die sich in Kürze zur «Uschotzete» trifft, an welcher jeweils Fazit über die närrischen Tage gezogen wird.
«Die Fasnacht ist und bleibt die grösste kulturelle Veranstaltung in unserem Land und natürlich auch in der Stadt», betonte Urs Wirt im Laufe des Gesprächs. Support erhielt er von Heinz Westreicher: «Bester Beweis dafür ist die Tatsache, dass ich zusammen mit Fasnachtsorganisationen von Olten und Solothurn den Kulturpreis des Kantons Solothurn (1990) für die Pflege eines wichtigen Kulturgutes entgegennehmen konnte.»
Er machte noch auf einen anderen Aspekt aufmerksam: «Einzigartig an der Fasnacht ist das gemeinschaftliche kreative Arbeiten. Personen verschiedenster Generationen und sozialer Schichten treffen sich während Wochen, schreiben Verse, entwerfen und kreieren Larven und Kleider, studieren eigenwillige Guggenlieder ein, zimmern originelle Wagen etc., etc.»
Apropos gemeinsam. Die Beiden, der langjährige Spiritus Rector der Hilari-Zunft sowie der Ehrenobernarr, waren mit ihren diversen gemeinschaftlichen Auftritten am Plausch einst verantwortlich dafür, dass das mitunter etwas verkrampfte Verhältnis zwischen den Zünften sich merklich und nachhaltig entspannte.
Ganz zum Vergnügen der Anwesenden im Museum erzählten Heinz Westreicher und Urs Wirth anekdotisch von ihren unvergessenen Darbietungen. Besonders köstlich beschrieben sie dabei die (qualvollen) Vorbereitungen, bis sie als Erzengel Cherubim und Seraphim im Parktheater-Himmel schwebend die Leute bestens unterhielten.
Und was bringt die Zukunft: Höchstwahrscheinlich nächsten Februar eine Fasnacht mit dem Motto «se la wi». An vier oder doch wieder an sieben Tagen? On verra.