Fasnacht
Balkon-Chesslete, «Schenkeli», Denkmal und Mobile auf Marktplatz: Grenchner Narren sorgen für freudvolle Momente

Ab dem Schmutzigen Donnerstag gehört die Stadt Grenchen normalerweise den Närrinnen und Narren. Das die Fasnachtszeit dieses Jahr nicht so opulent und publikumswirksam ausfallen würde, war angesichts der herrschenden Umstände schon bald einmal klar. Dennoch wurden coronakonforme Aktionen geplant.

André Weyermann
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Auf dem Marktplatz wurde ein unübersehbares wie tolles Denkmal hingezaubert.

Auf dem Marktplatz wurde ein unübersehbares wie tolles Denkmal hingezaubert.

André Weyermann

Die Verantwortlichen der traditionellen Volkskultur liessen sich nicht unterkriegen und machten getreu dem geltenden Moto «Se la wi» das Beste aus der Situation mit kleinen, aber feinen, sympathischen und vor allem pandemiekonformen Aktionen, die etwas Lebensfreude in die Stadt tragen.

Chesslete im Home Office

Oberchesslerin Sheena Ettlin im "Home Office"
4 Bilder
Obernarr Patrick Meier (links) und Obergugger Michel Baier
Sabine Baier gibt laut
Mehlsuppe aus dem take away: Jeanine Scheidegger und Martin Werren

Oberchesslerin Sheena Ettlin im "Home Office"

zvg

So wurde zur Chesslete auf dem Balkon ermuntert, eine Aufforderung, die laut verschiedenen Zeugenaussagen auf mehr als nur beachtlichen Widerhall fiel. Einige Unentwegte liessen es sich zudem nicht nehmen, in Kleinstgruppen den Fasnacht-Weckruf ins Zentrum zu tragen. Eine Mehlsuppe vom Passage war der verdiente Lohn: «take away» zwar, aber nicht minder köstlich mundend.

Und die weissgewandeten Gestalten bedachten am Donnerstagmorgen einen Teil jener Mitmenschen, die sich dem Arbeitsprozess nicht entziehen konnten, mit einem besonderen Präsent. Die Pendelnden am Südbahnhof wurden mit «Schenkeli» überrascht, kredenzt von den Backkünstlern Egli und Gassler.

Pendler erhielten ein «Schenkeli».

Pendler erhielten ein «Schenkeli».

André Weyermann

Die neuste, gehaltvolle Ausgabe des heiter-witzigen Fasnachtblattes Gosche sowie karnevalesk dekorierte Schaufenster weisen in der Stadt zudem darauf hin, dass die Narrengemeinschaft weiterhin kreativ ist, bereit in besseren Zeiten das Szepter wieder endgültig zu übernehmen.

Ein weiterer Beweis für die Präsenz und den Ideenreichtum wurde termingerecht auf dem Marktplatz installiert. Dort, wo sonst der Böög am Aschermittwoch ein Raub der Flammen wird, wurde von den Hilari-Narren ein ebenso unübersehbares wie tolles Denkmal hingezaubert, das den «Platz mit Platz» tatsächlich aufwertet.

Unter anderem hat darauf die «Schnibako» folgende Verse verewigt:

«Corona isch e fiesi Sach/üs gäng e Schritt vorus/Zum erschte Mou sit hundert Johr/ verstummt dr Fasnachtsb-Blues/Im nöchste Johr wenn’s düre isch/ si mir wie neu gebore/Singe tanze lache mir/ und schlöh euch Sprüch um d’Ohre.».

André Weyermann

Treffender und poetischer kann man es kaum beschreiben.

Aufs Wochenende wartet unter dem Stadtdach übrigens eine weitere Attraktion: Oberggugger Mischu Baier wird am Samstag ein künstlerisch-närrisches Mobile installieren, unterlegt mit kakophonischen Klängen ab Band (über Mittag).

Das alles zeigt: Die Fasnachtskultur lebt, zwar angepasst an die momentanen Bedingungen, aber immer noch kraftvoll genug, um mit mehr als nur einem Farbtupfer das Ortsbild zu bereichern.

Das Chessler-Team findet sich beim Südbahnhof ein
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Obernarr Patrick Meier ist bereit
Die Reisenden sind übberrascht...
...erfreut...
... froh...
... und dankbar für die kleine Stärkung
auf dem Weg isn Geschäft.
Fasnachts-Nostalgie
Die Analyse der Schnibako...
auf dem "Fasnachtsdenkmal" auf dem Marktplatz

Das Chessler-Team findet sich beim Südbahnhof ein

Andre Weyermann