Lockerungsmassnahmen
«Es fehlen zwei Monate Umsatz»: Grenchner Läden und Restaurants sind wieder geöffnet

In Grenchen beginnt sich die Lage in Verkaufsgeschäften und Restaurants zu normalisieren, wie ein Augenschein im Stadtzentrum zeigt.

Andreas Toggweiler
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Lockdown-Lockerung am 11.Mai in Grenchen
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Agnes Chrico von der Team Papeterie. Hier gibts ein Einbahn-Regime mit Kundenobergrenze.
Uhrmacher Bruno Bertini
Bücher Lüthy
Bedienung mit Maske im Baracoa
Fitness nach dem Lockdown: Auch das City Fit hat wieder geröffnet.

Lockdown-Lockerung am 11.Mai in Grenchen

Oliver Menge

Im Coop Restaurant sitzen um 9.30 Uhr schon einige Senioren an den Tischen, lesen die Zeitung oder sind am «Käfele». Beim Eingang stehen zwei Desinfektionsstationen, das Mobiliar ist stark ausgedünnt. Überzählige Stühle und Tische sind in einer Ecke aufgestapelt. Maske trägt von den Restaurantbesuchern niemand.

Auch das Kleidergeschäft und der Schuhladen nebenan sind offen. Einen Stock weiter oben im Supermarkt ist das ganze Sortiment wieder erhältlich. An der Kasse sind Verkäuferinnen mit und ohne Maske an der Arbeit. Auch hier trägt von den Kunden kaum jemand den Mundschutz.

Draussen auf dem Zytplatz eilt das Publikum gesenkten Hauptes vorbei. Petrus hintertreibt die Lockdown-Lockerung nach Kräften. Allerdings hat bei diesem Wetter auch die Marktplatz-Szene keine Lust auf ein Tête-à-Tête, was der Polizei schon mal entgegenkommt. Denn wie angekündigt wurde mit der Wiedereröffnung der Restaurants auch das Alkoholverbot auf Markt- und Zytplatz aufgehoben. Die entsprechenden gelben Hinweistafeln der Stadtpolizei sind verschwunden.

Im «Dosenbach» am Zytplatz können immerhin 55 Personen im Laden sein. Eine Anzahl, die wohl in Grenchen kaum erreicht wird. Trotzdem hat man ein Ticketsystem eingeführt. Der Verkäufer im «Fust» trägt Maske, auch die Dame von der Import-Parfümerie gegenüber.

Allgegenwärtig sind jetzt die Plexiglasscheiben im Kassenbereich. Auch Carmen Leimer von der Mode Boutique Olivia hat sich entsprechend ausgerüstet. Rund 120 Franken hat sie für das kleine Wändchen aus Kunststoff hinblättern müssen. Der Laden an der Ecke Kapellstrasse/Marktstrasse hat zum Glück zwei Eingänge. Damit konnte ein Einbahn-System eingerichtet werden. Sie selber trägt Maske, Kunden haben Desinfektionsmittel zur Verfügung, Markierungen am Boden zeigen den Abstand an. Für mehr als vier Kunden ist zurzeit nicht Platz. Ein Wert, der auch bei anderen Geschäften als Höchstzahl angeschlagen ist.

«Es fehlen zwei Monate Umsatz»

Jetzt hofft Leimer, dass die Kundschaft wiederkommt: «Es fehlen zwei Monate Umsatz, doch die Ware musste bestellt und bezahlt werden.» Ein Corona-Überbrückungskredit half bisher über die Runden, wie die Boutique-Betreiberin bekanntgibt. «Jetzt hoffe ich einfach, dass es keine zweite Welle gibt, das würden viele Gewerbebetriebe nicht überleben», meint sie.

Erstes Mittagessen im Restaurant Baracoa: Der Betrieb wäre parat, aber die Gäste kommen erst spärlich. Wirt Mehmet Polat hat ebenfalls Tische weggeräumt, die Fläche des Aussenbereichs konnte dafür nach Absprache mit der Polizei vergrössert werden. «Wir versuchen möglichst, die Normalität für die Gäste wieder herzustellen», meint Polat und hofft, dass schönes Wetter kommt.

In der Team-Papeterie hat Agnes Chirico ebenfalls ein Einbahn-Regime mit Kundenobergrenze eingeführt. Zwar habe sie online immer wieder Bestellungen gehabt, doch dabei auch gespürt, dass die Firmen reduziert arbeiten. Das entgangene Ostergeschäft, das lasse sich nicht aufholen. «Wir versuchen, wieder loszulegen, so gut es halt geht», meint auch Uhrmacher Bruno Bertini.

Im «Bücher Lüthy» war am Montag bereits wieder allerhand los. Neuheiten, Krimis und Belletristik seien als Lesestoff besonders gefragt, heisst es.

Mietzinsreduktionen werden nun doch allmählich gewährt, wie die Umfrage zeigt. Nicht jedoch dem Fitnesscenter City Fit an der Bielstrasse, wie Betreiberin Nicole Brunner mit Bedauern festhält. Der Besitzer der Liegenschaft zeige null entgegenkommen. Ganz anders das City Fit selber: «Wir verlängern für unsere Kunden das Abo für die ganzen 55 Tage», zeigt sich Brunner grosszügig. Wie bei allen von den Krankenkassen zertifizierten Fitnesscentern mussten auch hier zahlreiche Hygienemassnahmen umgesetzt werden. Dank des guten Platzangebotes mussten aber nur wenige Geräte ausser Betrieb genommen werden.