Die Jagd gerät immer mehr in Verruf. Dies auch nachdem ein Jäger im Grenchner Wald versehentlich einen Hund erschoss. Doch zur Aufgabe der Weidmänner gehört weit mehr als das Schiessen von Tieren.
Als der Hund Stummeli Mitte Januar von einem Jäger versehentlich erschossen wurde, entbrannte unter den Lesern eine Debatte über den Sinn und Unsinn der Jagd. Revierförster Patrik Mosimann und Anton Pürro, Obmann des Hegering Leberberg, geben Auskunft über die Situation im Grenchner Wald.
Jäger mit vielen Aufgaben
«Der Kanton Solothurn regelt Tierbestände durch die Revierjagd. Die Jagdgesellschaft pachtet ein Gebiet und zahlt dafür einen Beitrag an den Kanton», erklärt Mosimann. Der Bezirk Lebern ist in neun Reviere unterteilt. «Organisiert wird die Jagd von Präsident und Jagdleiter des Reviers.» Das nationale Jagdgesetz gibt vor, welche Tiere geschossen werden dürfen. Die Jagdgesellschaften können dies aber intern strenger regeln. «So schiessen wir in unserem Gebiet den Feldhasen nicht, da die Population gefährdet ist», fügt er an.
Das Hegen und Regeln der Tierbestände ist nicht die einzige Arbeit der Jäger. «Mit reflektierenden Alufolien entlang von Strassen versuchen wir zum Beispiel, Autounfälle zu verhindern», erzählt Mosimann. Am meisten Zeit beanspruchen die Kontrollgänge durch den Wald. Gefüttert werden die Tiere heute nicht mehr. «Nur für Wildschweine wird manchmal im Wald Futter ausgelegt, um sie von den Feldern fernzuhalten und für die Jagd anzulocken». Denn die Tiere können in der Landwirtschaft erheblichen Schaden anrichten. «Die Entschädigung der Bauern wird aufgeteilt zwischen dem Kanton und der Jagdgesellschaft», so Mosimann, «es ist also auch im Interesse der Jäger, den Bestand tief zu halten.»
Gewehre einschiessen
Wer nicht vorbestraft ist, kann die Jägerprüfung ablegen. Bis zu zwei Jahren dauert die berufsbegleitende Ausbildung. «Das benötigte Wissen reicht von der Wildbiologie bis hin zur Gesetzeslehre», erklärt Obmann Pürro. Wer das Jagdpatent hat, muss keine weiteren Tests absolvieren. «Aber immer vor Saisonbeginn werden die Gewehre bei einer Übung eingeschossen und es gibt vorzu Weiterbildungen», so Pürro. «Die Sicherheit hat oberste Priorität.»
Doch die Jagd stösst vermehrt auf gesellschaftliche Ablehnung. Dies scheint älteren Jahrgängen und Jungjägern zu schaffen zu machen. Letztere fehlen denn auch im Hegering Leberberg. «Das Jagen ist kein Hobby, das man ausführt, wenn man gerade Lust hat», betont Pürro. «Es ist eine Aufgabe, die getan werden muss. Diese Verpflichtung wollen viele nicht mehr eingehen.»
«Vielen Menschen dient der Wald als Naherholungsgebiet», so Pürro. Bei einer Treibjagd kann das Gebiet jedoch nicht einfach abgesperrt werden, der Wald muss für alle zugänglich bleiben: «Im Herbst machen wir daher mit Schildern auf unsere Tätigkeit aufmerksam.» Doch oft komme es vor, dass die Schilder von anderen Waldbenutzern einfach ausgerissen und achtlos weggeworfen werden. Dies sei ein weiteres Zeichen der sinkenden Toleranz.