Arbeitsplatz Flughafen
Er ist ein Urgestein unter den Flugmechanikern

René Vock wartet seit 40 Jahren Luftfahrzeuge am Flughafen Grenchen. «Ich bin nicht Pilot und wollte es auch nie werden», sagt der 62-Jährige über sich. Aber Luftfahrzeuge seien faszinierende Maschinen.

Peter Brotschi
Drucken
Flugzeugmechaniker René Vock (62) kennt sich bei vielen Flugzeugtypen aus.

Flugzeugmechaniker René Vock (62) kennt sich bei vielen Flugzeugtypen aus.

Peter Brotschi

Zwei Flugzeuge stehen vor der Halle der Firma Mécanair auf dem Flughafen Grenchen, eine zweimotorige DA-42 und eine einmotorige DA-40 einer französischen Flugschule aus Strassburg. René Vock erledigt die letzten Handgriffe. Nach der Mittagspause werden die Piloten erwartet, die die beiden Flugzeuge ins heimatliche Elsass zurückfliegen werden.
Dass Luftfahrzeuge einst sein Leben bestimmen werden, war dem René Vock überhaupt nicht in die Wiege gelegt.

Jobs am Flughafen

Der Flughafen ist für Grenchen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. In unserer Serie «Arbeitsplatz Flughafen» stellen wir verschiedene Menschen, Firmen und Tätigkeiten vor, die man auf dem Flughafenareal antrifft.

Heute sind wir zu Besuch bei Flugzeugmechaniker René Vock.

Geboren und aufgewachsen ist er tief in den Bergen. Zuerst im urnerischen Wassen, dann in Saas-Balen im Wallis, wo sein Vater am Bau der Staumauer der Mattmark arbeitete. Nach dem Abschluss der Schule in Biel erlernte er den Beruf des Maschinenmechanikers und kam nach Grenchen, wo er in der Maschinenfabrik Technica eine Stelle fand. Da befand er sich schon in der Nähe des Flugplatzes.

Und prompt vernahm er, dass bei der Firma Farner Flugzeugmechaniker gesucht werden. Da er schon als Knabe für die Fliegerei geschwärmt hatte, bewarb er sich – und wurde bei den Farner Flugzeugwerken eingestellt. Seit dem 1. März 1978 bestimmen Flächenflugzeuge und Helikopter sein Berufsleben.

Flugpionier Willi Farner persönlich gekannt

René Vock ist sichtlich stolz, dass er Willi Farner, den bekannten Flugpionier, der 1933 in Grenchen die Flugzeugwerke gründete, noch persönlich gekannt hat. Vorerst galt es aber, aus dem Maschinenmechaniker Vock einen Luftfahrzeugmechaniker zu machen. Er besuchte den Grundkurs bei der Swissair Technik in Zürich-Kloten. Ungezählte Weiterbildungskurse folgten während der beruflichen Tätigkeit. Ein Luftfahrzeugmechaniker steht nämlich wie ein Pilot unter der Aufsicht des Bundesamtes für Zivilluftfahrt. Für jeden Typ Luftfahrzeug bedarf es einer Lizenz, bevor daran gearbeitet werden darf.

«Bei Farner kam ich zuerst in die Militärabteilung», erinnert sich René Vock. Im Laufe der Zeit wurde er zum Spezialisten auf den Armeeflugzeugen Pilatus P-2, Pilatus P-3 und Dornier Do-27. Zwischendurch folgte bei der Luftwaffe die Schulung auf die Helikoptertypen Alouette II und Alouette III. René Vock ist einer der noch letzten aktiven Zeugen eines schon fast vergessenen Kapitels Grenchner Industriegeschichte, dass nämlich während Jahrzehnten bei Farner Militärflugzeuge in der Wartung waren. Schöne Erlebnisse verbinden ihn mit dieser Zeit. Besonders das Mitfliegen auf den Testflügen, wenn die militärischen Werkpiloten die Helikopter und Flächenflugzeuge nach der Revision abgenommen haben.

Anspruchsvolle Branche

«Ich bin nicht Pilot und wollte es auch nie werden», sagt René Vock über sich. «Aber Luftfahrzeuge sind faszinierende Maschinen. Wenn man an ihnen arbeitet, muss man zweihundert Prozent bei der Sache sein.» Doch es gibt nicht nur Licht in der Fliegerei. Es sei wirtschaftlich eine nicht einfache Branche, was sich eher negativ auf den Lohn eines Luftfahrzeugmechanikers auswirke. Dieser Umstand und längere Abwesenheiten im In- und Ausland bedingen laut René Vock, dass die Familie hinter seinem Beruf stehe. Er ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Töchtern.

Fliegerlatein

Von Farner zu Mecanair

Ein Luftfahrzeug geht von Zeit zu Zeit nicht in den «Service», wie es bei den Autos genannt wird, sondern in die «Wartung». Während Jahrzehnten prägte die Firma Farner das Geschehen in Sachen Flugzeugwartung auf dem Flughafen Grenchen mit. Kurz nach der Gründung des Flugplatzes im Jahr 1931 wurde der damals bekannte Techniker, Flugpionier und Militärpilot Willi Farner von Uhrenfabrikant Adolf Schild nach Grenchen geholt, um arbeitslose Uhrenarbeiter im Flugzeugbau zu beschäftigen. Daraus entstanden die Farner Flugzeugwerke, die jahrzehntelang erfolgreich im Bau und Unterhalt von Luftfahrzeugen tätig waren.

Später kam es zu Hand- und Namensänderungen: Von «Farner Air Service» zu «Fast Aero Space Technologies Grenchen» und «Aircraft Service Grenchen AG», bis schliesslich die auf dem Flugplatz Fribourg-Ecuvillens ansässige Firma Mécanair in Grenchen bei der Flugzeugwartung einstieg.(pbg)

Nach verschiedenen Handänderungen, welche die einstige Firma Farner durchgemacht hat (siehe Kasten), ist Vock heute bei der Firma Mécanair tätig, einem modern geführten Betrieb. Der 62-jährige Luftfahrzeugmechaniker ist das Urgestein in einem relativ jungen Team. Seine kaum bezahlbare Erfahrung und die Lizenzen für viele Luftfahrzeugtypen sind sehr wichtig für das Unternehmen. «Für mich ist es schön, in einem guten Team zu funktionieren», sagt er, ganz seinem gutmütigen und bescheidenen Charakter entsprechend. «Dann können wir miteinander die hohen Ziele in dieser hektischen und nicht immer einfachen Zeit erreichen.»

Vock trägt viel dazu bei, dass die Flotte der in Grenchen ansässigen Lufthansa Aviation Training und die Flugzeuge der Flugschule Grenchen voller Zufriedenheit betrieben werden können. Auch die Douglas DC-3 und die in Grenchen stationierten Beech 18 runden sein Fachwissen ab. Überhaupt sind Flugzeugoldtimer seine grossen Leidenschaft, die ihn über die Pensionierung hinaus begleiten wird.

Arbeit, die fliegt

Inzwischen ist die Mittagspause vorbei. Die französischen Piloten sind aus Strassburg eingetroffen und übernehmen die beiden Maschinen, an denen die Firma Mécanair die Wartung vorgenommen hat. Für René Vock immer ein grosser Moment, wenn die Flugzeuge nach zum Teil wochenlanger Arbeit wieder in die Luft gehen. Es ist eben nicht nur Arbeit, die man sieht. Es ist Arbeit, die sogar fliegt.