Das Sonderpädagogische Zentrum «Bachtelen» hat vor kurzem zum ersten Mal in seiner Geschichte einen Doktor bekommen. Mathias Mejeh hat in Zusammenarbeit mit der Institution dort seine Doktorarbeit verfasst.
Eigentlich versuche ich, mir keine allzu grossen Vorstellungen zu machen, was mich erwartet, wenn ich mich mit einer mir bis dahin unbekannten Person zum Interview treffe. Etwas überrascht bin ich dann doch vom Erscheinungsbild des Wissenschafters mit Doktortitel: Entgegen tritt mir ein lässig gekleideter jüngerer Mann, der ganz offensichtlich Sport betreibt. Er heisst Mathias Mejeh, 31-jährig, geboren in Deutschland (Saarbrücken) und spricht perfekt einheimischen Dialekt. Im Bachtelen ist er ganz offensichtlich kein Unbekannter, denn während unseres Gesprächs in der Cafeteria wird er immer wieder von Mitarbeitenden herzlich begrüsst.
Wie kommt ein deutscher Staatsbürger, der an der Universität Koblenz-Landau Erziehungswissenschaften studiert hat, dazu, in Grenchen seine Doktorarbeit zu realisieren? Ganz einfach. Sein Doktorvater, ein Grenchner an besagter Hochschule, vermittelte die Kontakte. So hat Mathias Mejeh nicht nur Auslands-Semester an den Universitäten in Zürich und Fribourg absolviert, sondern hat während dieser Zeit gleichzeitig als Lehrer und Betreuer im Bachtelen gearbeitet.
Während 5 Jahren hat er sich mit dem bildungspolitisch hochbrisanten Thema der «schulischen Integration von Kindern mit besonderem Förderungsbedarf» befasst. Zuerst hat er einen Fragebogen verfasst, diesen an pädagogische Fachleute, Eltern und in der Administration tätige Personen verschickt, Interviews geführt, die Daten erhoben, analysiert und interpretiert und erst dann begann die eigentliche Schreibarbeit. Zusätzlich ist er an diverse nationale und internationale Kongresse gereist, um seine Ergebnisse vorzutragen und dazu Rückmeldungen zu erhalten.
Schliesslich ist die Arbeit von Fachleuten diskutiert und von den zuständigen Gutachtern und dem Fachbereich der Universität akzeptiert worden. Sie wird in Kürze als Buch unter dem Titel «Absicht und Wirklichkeit Integrativer Bildung – ein netzwerkanalytischer Beitrag zum Neo-Institutionalismus» (Wiesbaden, Springer-Verlag für Sozialwissenschaften) erscheinen.
Gleichzeitig hat der passionierte und talentierte Fussballer die Abteilung Integrierte Sonderschule im Bachtelen mit aufgebaut. Mathias Mejeh hält grosse Stücke auf diese Institution: «Das fachliche Niveau ist sehr hoch. Das Bachtelen leistet sehr viel in allen Bereichen, in denen es tätig ist. Dazu ist es sehr gut auch über die Kantonsgrenzen hinweg vernetzt. Und vor allem gelingt es ihm immer wieder, sich den bildungspolitischen Änderungen anzupassen.»
Der Erziehungswissenschafter wohnt in Solothurn, nachdem er während einiger Jahre auch in Grenchen an der Kirchstrasse domiziliert war. Er arbeitet derzeit mit einem 70%-Pensum als Dozent für Integrative Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz in Brugg, engagiert sich dort in der Weiterbildung und Beratung von Lehrpersonen bzw. Schulleitenden und arbeitet gleichzeitig an weiteren Publikationen.
Er möchte sich auch in Zukunft in der Forschung engagieren. Als nächstes Ziel hat er sich die Habilitation gesetzt. «Es wäre schon schön, wenn ich die eine oder andere Spur in meinem Forschungsgebiet hinterlassen könnte», meint er dazu.
Auf seine Spuren kann man sich aber auch als Fussballfan machen. Mathias Mejeh hat bei Wacker und Italgrenchen gespielt und ist momentan beim FC Bellach in der 2. Liga engagiert. Da lehrt der Verteidiger die gegnerischen Stürmer allerdings vor allem mit fussballerischem Talent und Taten und weniger mit Worten das Fürchten.