Grenchen
Eine Schranke für den Postparkplatz – Parkkontrolle kann gespart werden

Eine Schranke beim Postparkplatz soll die Kontrolle vereinfachen und Dauerparkierern einen Riegel schieben.

Andreas Toggweiler
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Das Ei des Kolumbus für den Postparkplatz? Der Gemeinderat entscheidet heute über ein Schrankensystem.

Das Ei des Kolumbus für den Postparkplatz? Der Gemeinderat entscheidet heute über ein Schrankensystem.

Andreas Toggweiler

Nach dem Kauf des Postparkplatzes durch die Stadt Grenchen soll dort eine Schranke montiert werden. Der Gemeinderat wird heute abend über einen Kredit für Umbau- und markierungsarbeiten in der Höhe von 131'000 Fr. beschliessen. Dieser scheint weitgehend unbestritten.

Vor drei Jahren hat der Gemeinderat mit 12 gegen 3 Stimmen einer Erhöhung der Parkgebühren zugestimmt. Die Mindestparkgebühr im Zentrum wurde von 50 Rp. auf 1 Franken erhöht. Damit sei das sehr kurze Parkieren, z. B. 15 Minuten. «sehr teuer» geworden, heisst es in der Vorlage der Stadtpolizei zuhanden des Gemeinderates.

Gratis auch ohne Parking Pay App

Nicht erwähnt wird dabei allerdings, dass für alle, die mit dem Handy und der App «Parking Pay» zahlen, die ersten 15 Minuten sowieso gratis sind. Nicht weniger als 368 Gratisparkplätze finden sich zudem in den Katakomben des Coop-Centers mit Liftausgang direkt auf den Zytplatz. Dort kann man bis zu 1 Stunde gratis parkieren.

Dennoch wurde unlängst in einer Motion erfolgreich die «Wiedereinführung von Kurzzeitparkplätzen und die Aufhebung der Mindestparkgebühren» im Stadtzentrum gefordert. Dies als Beitrag zur Gewerbeförderung im Stadtzentrum.

Polizei kann sich Kontrollen sparen

Die Vorlage mit dem Schrankensystem ist als Reaktion auf diese Motion zu verstehen. Damit könne man auch in der oberen Hälfte des Stadtzentrums die Möglichkeit für «kurzweiliges Gratisparkieren» zugunsten des Gewerbes anbieten. Gemeint ist mit der etwas missglückten Wortwahl in der Vorlage freilich nicht, dass man während des Gratisparkierens von der Polizei auch noch bespasst wird. Im Gegenteil. Diese muss sich künftig dort nicht mehr blicken lassen und kann die Parkzeitkontrolle dem elektronischen Schrankensystem mit Parkkarte überlassen.

Damit wird ein mehrfaches Ärgernis für Grenchen teilweise abgestellt. Denn es ist so, dass die Stadtpolizei zwar für die Kontrolle zuständig ist und dafür Arbeitszeit aufwendet, die Busseneinnahmen der Parksünder fliessen aber generell in die Kasse des Kantons. Böse Zungen behaupten, dass gerade wegen dieses «Mecano» der Eifer der Stadtpolizei beim Ausstellen von Parkbussen bisweilen etwas erlahme. Warum Autofahrer und Gewerbler vergraulen, wenn nicht mal die Stadtkasse profitiert?

Progressiver Tarif soll Rotation bringen

Das Schrankensystem erscheint in diesem Licht in der Tat als ein Ei des Kolumbus. Der Autofahrer muss beim Verlassen des Parkplatzes in jedem Fall bezahlen, die Polizei kann sich die Kontrolle sparen, was sich positiv auf den Nettoertrag der Parkplatzeinnahmen der Stadt auswirkt, und der Tarif kann so gestaltet werden, dass flexible Gratiszeiten, die dem Gewerbe entgegenkommen, eingeführt werden können.

Durch eine stark progressive Ausgestaltung der Parkgebühren kann der Belegung der Parkplätze durch Dauerparkierer (z. B. in der Nacht, durch Personen, welche keine Jahresparkkarten lösen wollen) verhindert werden. Im Coop-Parking ist es beispielsweise nach Ablauf der einstündigen Gratisparkzeit folgendermassen: 1,5 Stunden 50 Rp, bis 2 Stunden 1.50 Fr., danach wird es progressiv teurer: 3 Stunden 6 Fr., 4 Stunden 9 Fr., 5 Stunden 13.50 Fr., danach jede weitere Stunde 4 Fr.

Mit progressiven Preisen der Parkzeit soll zudem eine für das Gewerbe wichtige Rotation sichergestellt werden. Mit dem neuen Schrankensystem wird es auch möglich sein, über Parking Pay zu bezahlen, was in vielen Schweizer Parkhäusern schon möglich ist.

Den einzigen Nachteil des Schrankenprojekts sieht man in der Nähe zur Kreuzung Rainstrasse/Centralstrasse und damit zum Busbahnhof Postplatz. Dies habe man aber bei der Planung der Einfahrt berücksichtigt, die nicht direkt aus der Rainstrasse heraus erfolgt, sondern über den Platz neben dem Imbiss Pasha Food , sodass sich eine kurze Kolonne von Fahrzeugen ohne Verkehrsbehinderung bilden kann.

SVP-Fraktion ist einverstanden

Die Schrankenlösung überzeugt sogar SVP-Gemeinderat Marc Willemin, der als ehemaliger MFK-Mitarbeiter ansonsten mit Argusaugen die Grenchner Verkehrsprojekte verfolgt. «Unsere Fraktion wird dieser Lösung zustimmen», stellt Willemin in Aussicht, denn sie könne gleich mehrere Probleme in einem Durchgang lösen.

13 Parkplätze verschwinden

Bleibt noch die Frage: Wo genau wird die Schranke installiert? Man habe diesbezüglich verschiedene Varianten geprüft und sich in Zusammenarbeit mit der Baudirektion für eine Einfahrt an der Südostecke entschieden. Die Platzierung der Schranke und die notwendigen Kurvenradien sowie der Umstand, dass die Parkplätze der heutigen Norm angepasst werden (grössere Autos bzw. weniger Parkschäden), hat gegenüber heute den Verlust von 13 Parkplätzen zur Folge. Neu sollen es noch 33 sein. Dazu kommen drei Töffparkplätze und einige Veloabstellplätze ausserhalb der Schranke.

Der Parkplatzverlust von rund einem Viertel töne zwar zunächst nach viel, heisst es. Die Zahl entspreche aber in etwa den Bussen für Nichtzahler, die während einer Kontrolle ausgestellt werden. «Somit werden die Einnahmen aufgrund der Parkplatzreduktion nicht vermindert». (at.)