Grenchen
Eine Klinik nimmt den Kampf gegen grünen Star, Venen und Falten auf

Die Klinik Pallas hat ihren Betrieb neu im Zentrum von Grenchen aufgenommen – mit Erfolg, wie ein Tag der offenen Tür zeigt: Vorwiegend ältere Menschen stehen Schlange vor der Réception.

Julian Perrenoud (Text) und Hansjörg Sahli (Bild)
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Christoph Schänzle untersucht Venen – mit neusten Geräten. Hansjörg Sahli

Christoph Schänzle untersucht Venen – mit neusten Geräten. Hansjörg Sahli

Live Falten spritzen und Venen untersuchen lassen. Zugegeben, etwas ungewohnt klang sie schon, die samstägliche Einladung ins Augenzentrum Klinik Pallas in Grenchen. Seit Januar befindet sich diese an der Kirchstrasse 10, gleich neben dem Busbahnhof. Und eben erst eröffnete diesen Monat im selben Haus die Artemedic, eine Niederlassung für Dermatologie und Venenheilkunde. Medizin und Schönheitsbehandlungen unter einem Dach – kann das gut gehen?

Wie es scheint ja. Zumindest was das Besucherinteresse an diesem bitterkalten Wintervormittag betrifft. Vorwiegend ältere Menschen stehen Schlange vor der Réception. Lassen ihre Sehkraft testen, den Augendruck messen oder ihren Körper auf heikle Muttermale untersuchen. Zweimal demonstriert Christoph Schänzle, Leiter Dermatologie Artemedic, an einer Probandin die neusten Geräte in Sachen Venenuntersuchung. Dann lässt sich eine Besucherin so genannte Hyaluronsäure unter die Gesichtshaut spritzen. Der Vorher-Nachher-Effekt soll für alle sichtbar sein, was mit Botox in dieser kurzen Zeit nicht möglich wäre.

Zur Attraktivität beitragen

Die Live-Shows am Tag der offenen Tür sollen zu dessen Attraktivität beitragen, sagt Daniel Würsch, Projektleiter Marketing, und den Besuchern den Respekt oder gar die Angst vor derlei Behandlungen nehmen. Mit einem derart grossen Ansturm hätte er aber nie gerechnet. «Wir waren schon etwas unruhig im Vorfeld», gestand er. Ohne Anmeldungen sei es schwierig gewesen, den Besucherandrang zu eruieren.

Gespannt drängen jüngere und ältere Frauen und Männer in das Operationszimmer, um mitzuverfolgen, wie Schänzle mittels Ultraschall die Beinvenen einer Angestellten untersucht. Auf dem Bildschirm neben dem Doktor blinkt der Pulsschlag ihrer Arterie rot auf. Schänzle erklärt, welche Stellen dereinst zu Besenreissern oder Krampfadern führen könnten. Zeigt, wo er bei einer Behandlung den Schnitt ansetzen, die Adern abtrennen, mit einer Drahtsonde eindringen und die lästigen Krampfadern schliesslich verschmoren lassen würde. Eine ältere Besucherin lacht und sagt: «Die hat so schöne Beine und will noch schönere.»

Medizinisches zahlt die Krankenkasse

Generell gilt in der Klinik Pallas: Medizinisches bezahlt die Krankenkasse, Ästhetisches muss jeder Patient selber berappen. Bei Phil Kaeser, Leitendem Arzt des Augenzentrums Grenchen, stellt sich diese Frage eher selten, beschäftigt er sich doch mit krankheitsbedingten Leiden. Auch er, der zusätzlich am Hauptsitz der Pallas-Gruppe in Olten arbeitet, zeigt sich über die grosse Nachfrage überrascht, will daher das Angebot in Grenchen bis zur zweiten Jahreshälfte ausbauen. Sprich: die Augenklinik an zusätzlichen Tagen öffnen und die Präsenzzeit erhöhen.

Im Bereich Schönheit wird sich die Nachfrage für die Artemedic in Grenchen erst noch zeigen müssen. Leiter Schänzle und Fachärztin Christina Wagner glauben daran. Sie beide ziehen bei ihrer Arbeit aber auch eine ethische Grenze: Könnten sie dem Wunsch eines Kunden nach eigener Überzeugung nicht nachkommen, würden sie diesen auch nicht erfüllen. Schönheit ja – aber nicht um jeden Preis.