Für einmal wagten die Veranstalter einen Schritt weg vom traditionellen Jazz. So trat an der Matinee von Sonntag die Formation «Mistura Fina» auf. Das Experiment lohnte sich, die Leistung der hervorragenden Musiker begeisterte.
Für Kenner ist die Musik des vor elf Jahren gegründeten Quartetts ein Muss. «Mistura Fina» trat denn auch nicht zum ersten Mal in der Uhrenstadt auf. Der Witterung wegen kam es nicht zu einem Open Air. Im sympathisch schummrigen Saal der «Schönegg» entwickelte sich eine spannende Konzertatmosphäre. Der Choro ist ein Stil in der brasilianischen Musik, der um 1870 in Rio de Janeiro entstanden ist. Einwanderer aus Europa brachten Polka, Walzer und Mazurka nach Brasilien. Unter dem Einfluss afro-brasilianischer Rhythmen entwickelte sich der Choro zur eigenständigen Musik. Wenn der Choro nach Europa zurückkehrt, kehrt er zurück zu seinen Wurzeln.
Stimmige Soli
Was die vier Musiker in ihrem Konzert boten, gehört zur Spitzenklasse. Allen voran glänzte der Bassist und Komponist Herbie Kopf mit wunderbarem Sound. Der Musiker mit vielen internationalen Kontakten überzeugte mit inspiriertem und leidenschaftlichem Spiel. Ademir Candido brillierte an der Gitarre und untermalte die Melodien mit stimmigen Soli. Jakob Hug begeisterte mit seinen tragenden Melodien, gekonnt und virtuos gespielt mit dem Tenor- und Altosaxofon.
Tonico da Silva sorgte mit dem Pandeiro für die rhythmische Begleitung. Erstaunlich, was er mit diesem kleinen Perkussionsinstrument alles zustande brachte. Die Brasilianer spielten mit den Schweizer Freunden einige Titel des brasilianischen Musikers und Komponisten Pixinguinha. Der 1973 verstorbene Flötist, Saxofonist und Sänger war dem Choro verpflichtet.
Auch Melancholie und Wehmut
Viel Lebensfreude und Energie vermittelten die Musiker mit ihren Interpretationen. Auch melancholische und wehmütige Melodien kamen nicht zu kurz. Die meisten gespielten Choro-Kompositionen bestachen mit hohen Tempi, einer Melodie- und Rhythmusstruktur, die auf Sechszehnteln beruht und einer sambatypischen Phrasierung. Die Botschafter des Choro in der Schweiz wurden zu Botschaftern einer Musik, die zugleich fern und nahe liegt.