Das Grenchner Stadtorchester bot im Parktheater mit seinem Frühlingskonzert ein bemerkenswertes Programm mit weniger bekannten Komponisten an.
In mindestens dreifacher Hinsicht war das Frühlingskonzert des Stadtorchesters Grenchen am Samstag im Parktheater, am Sonntag in der Kirche Oberwil, interessant und auch mutig. Die Werkwahl beschränkte sich auf zwei Komponisten der Vorklassik und mehrere Namen der Neuzeit, worunter eine Uraufführung. Es gab eine Begegnung verschiedener Kulturen mit den beiden Stücken des sudanesischen, in Ägypten wirkenden Komponisten Ali Osman. Das Orchester bestand ausschliesslich aus Streichern und verzichtete auf die sonst üblichen Bläser-Zuzüger.
Gegen den Strich
Die Werke der Vorklassik entstammen der Feder von zwei Söhnen Johann Sebastian Bachs. Carl Philipp Emmanuel war einer der bedeutendsten Komponisten seiner Zeit, er wirkte in Berlin und Hamburg und hatte grossen Einfluss auf die Musikentwicklung seiner Zeit. Für Joseph Haydn war er ein grosses Vorbild und sein Stil, der vorwiegend mit der Epoche des «Sturm und Drang» verbunden wird, wirkte über Haydn bis zu Beethoven, aber sogar noch bis zum jungen Mendelssohn nach. Wilhelm Friedemann hatte nicht eine so breite Wirkung, aber er war ein genialer Kopf. Beide stehen heute etwas im Schatten bekannterer Meister, weil sie in einer Periode des Umbruchs wirkten und andere ihre Neuerungen zur Reife brachten.
Beide Sinfonien, die das Stadtorchester unter der Leitung von Daniel Polentarutti darbrachte, sind vor allem für die hohen Streicher inklusive Bratsche nicht einfach zu spielen wegen ihres «durchbrochenen» Stils und auch der häufigen Brüche in Tempo und Charakter, wie auch einer manchmal «gegen den Strich» verlaufenden melodischen Linie. Dessen unbeirrt legte der Dirigent den Schwerpunkt auf eine angemessene Interpretation, und trotz gewisser Unzulänglichkeiten im Technischen oder der Intonation entstand ein gutes und belebtes Klangbild, das auch neuere Erkenntnisse in der stilgerechten Wiedergabe berücksichtigte.
Arabisch gefärbte Musiksprache
Der sudanesische Komponist Ali Osman schrieb ein Stück für die Oboistin Barbara Jost. Schade konnte er der Uraufführung – unter anderem wohl wegen Visum-Schwierigkeiten – nicht beiwohnen. Die Solistin wie das Orchester hatten alle Mühe darauf verwendet, die stark arabisch gefärbte Musiksprache möglichst adäquat und überzeugend wiederzugeben. Die «Sudanese Impressions» wie auch das folgende Stück «Fusion» für Streicher und das Schlaginstrument Rie, in welchem auch die Streicher über grössere Strecken zu Perkussionisten wurden, fanden bei den Ausführenden sichtlich Anklang und hatten den verdienten Erfolg.
Sehr schön gelang auch die Rhapsodie für Englischhorn und Streicher des Engländers Gordon Jacob, mit ihren eher romantischen, im Mittelteil aber auch stark synkopierten Klängen. Den Abschluss bildete ein Concerto grosso für Streichorchester von Ralph Vaughan Williams, dem man anmerkte, dass es für Laienmusiker und dazu für ein Riesenorchester geschrieben war. Es wirkt etwas plakativ, auch wenn das Streichorchester mannigfach aufgeteilt wird und vom Quartett über Sextett und andere Gruppierungen bis zum Tutti verschiedenste Kombinationen eingesetzt werden.
Die anwesenden Hörer spendeten vor allem der Solistin wie auch dem Orchester und seinem Dirigenten den durchaus verdienten Beifall.