Alt Bundesrat Samuel Schmid sprach am ökumenischen Bettagsgottesdienst. Er plädierte nicht nur Dankbarkeit, sondern auch dafür, Verantwortung zu übernehmen. Der prominente Redner lockte zahlreiche Besucherinnen und Besucher in den Konzertsaal.
«Die Welt ist zum Dorf geworden», betonte alt Bundesrat Samuel Schmid und ging damit auf Tücken der Globalisierung ein. «Ein Problem auf dieser Seite des Erdballs wird sofort auch zum Problem auf der anderen Seite. Die Distanz hat ihre Schutzwirkung verloren.» In Anbetracht der Konflikte zwischen Religionen und Kulturen, die gerade bezüglich Integration in der Schweiz immer wieder zum Thema werden, stelle sich die Frage, ob wir überhaupt Brücken schlagen können, oder ob es Unverträgliches zwischen den Kulturen und Religionen gebe.
Jeder Tag ein Bettag
Schmid bezog sich dabei auf die Schweizer Philosophin Jeanne Hersch und sagte: «Sie hat gezeigt, dass es viel mehr gemeinsame Wurzeln gibt, als wir uns bewusst sind.» So würden etwa in Kinderliedern der ganzen Welt gleiche Werte zum Ausdruck kommen. Obwohl im Namen der Religionen noch immer viel Unrecht geschehe, könne man von einer gemeinsamen Basis der Menschlichkeit sprechen. «Unser Ziel ist es, diese Basis zu beleben, sie zu verstärken und zu verbreitern, und an dieser Brücke zu bauen», so Schmid. Denn die Verkleinerung der Welt führe unmittelbar zur Vergrösserung der Verantwortung. In diesem Sinne ermunterte Schmid, jeden Tag des Jahres zum Bettag werden zu lassen. «Wir brauchen das, weil wir frei und verantwortlich sind, und weil wir zum Handeln verurteilt sind.»
Schmid machte auch auf die Aktualität des Bettags aufmerksam. Konflikte zwischen Andersdenkenden waren es nämlich, die den Bettag als weltlichen Sonntag im Kirchenjahr zu einem Fixpunkt machten. Sein Gewicht erhielt dieser im Umfeld der Gründung des Bundesstaats 1848, als das junge Staatsgebilde und der Religionsfriede zwischen Katholiken und Reformierten noch auf wackligen Beinen standen. Mit einem gemeinsamen Dank-, Buss- und Bettag wollte man auf die Verwurzelung in der christlichen Tradition hinweisen und dem noch fragilen Staatsgebilde durch die gemeinsame Besinnung ein festigendes Element geben.
«Im weltlichen Konzertsaal»
«Da der Bettag den weltlichen Sonntag im Kirchenjahr darstellt, wird er exemplarisch im weltlichen Konzertsaal abgehalten», sagte Gemeindepräsident Hans-Peter Berger. Die fruchtbare Zusammenarbeit der beiden Ebenen äusserte sich denn auch im Organisationskomitee, dem nebst Berger Christian Friedli (Bürgergemeindepräsident), Lilo Schütz (Präsidentin der reformierten Kirchgemeindekommission) und Christian Merkle (katholischer Pfarreileiter) Vertreter der weltlichen und der kirchlichen Seite angehörten.
Musik und viel Publikum
In Bezug auf die gemeinsamen Wurzeln spielt auch die Ökumene eine grosse Rolle. Diese ist Schmid «seit Jahrzehnten» ein Anliegen. «Die Ökumene findet in Langendorf nicht nur baulich und architektonisch statt, sondern sie wird gelebt», lobte der alt Bundesrat.
Der Anlass fand in der Gemeinde grossen Anklang und lockte zahlreiche Besucherinnen und Besucher an. Die Musikgesellschaft Langendorf untermalte den Gottesdienst musikalisch.