Grenchner Fest
Ein Tanzkurs macht fit für die «Zeitreise» in die Fünfzigerjahre

Um gewappnet zu sein für das 50er-Jahre-Grenchner-Fest, wird ein Tanzkurs angeboten.

Oliver Menge
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Peter Gerber gibt in der Musigbar einen speziellen Tanzkurs für «Jive und Discofox».

Peter Gerber gibt in der Musigbar einen speziellen Tanzkurs für «Jive und Discofox».

Hanspeter Bärtschi

Jeden Dienstag um halb neun Uhr abends kommt Leben in den Saal des Rössli an der Bielstrasse 7. Klänge von Chuck Berry und anderen Grössen aus den Fünfzigern ertönen und eine Gruppe von rund 20 Personen bewegt sich im Takt dazu und vollführt gemeinsam Tanzfiguren: «Side by Side, Hip Bump, Flirt, Stop ’n’ Go, American Spin, High Spin, promenade» und wie sie alle heissen, die klassischen Figuren des «Jive», des Vorläufers des Rock ’n’ Roll. Inmitten der Paare tanzt Peter Gerber mit einer zufällig ausgewählten Partnerin.

Ab und zu unterbricht er, stoppt auf seinem Handy die Musik und erklärt der Gruppe eine neue Figur oder korrigiert, wenn er Fehler sieht. «Rückplatz – Wechselschritt – Wechselschritt», so der Jive-Grundschritt, dem alle Figuren unterliegen. «Die Leute haben wirklich grossen Spass, lernen gut und applaudieren jedes Mal am Ende der Stunde», so Gerber.

«Back to the Fifties»

Das Grenchner Fest 2018 steht einmal mehr unter dem Motto der goldenen Fünfzigerjahre. Es wird am Freitag, 31. August, um 18 Uhr auf dem Marktplatz offiziell eröffnet und dauert bis am folgenden Sonntagabend. Auf dem Programm stehen zahlreiche Konzerte, eine Gewerbeausstellung, Vintage-Fahrzeugtreffen, thematische Stadtführungen des Museums, Lunapark etc. Grenchner Vereine und eine Festwirtschaft sorgen für die Verpflegung. Das OK unter Präsident Theo Heiri freut sich, wenn viele Festbesucherinnen und -besucher im Fifties-Look erscheinen. Alle Details unter www.grenchnerfest.ch

Treibende Kraft: Luzia Meister

Unter den Tänzern ist auch Stadtschreiberin Luzia Meister zu finden, die einen Grossteil zum Erfolg dieser Tanz-Geschichte beigetragen hat, einer Geschichte mit einigen glücklichen Zufällen: Die damalige Chefin des Standortmarketings, Kultur und Sport, Barbara Pestalozzi, und Stadtschreiberin Luzia Meister liebäugelten schon vor etwa fünf Jahren mit dem Gedanken, die Zeit der Schmalzlocken, Petticoats, Röhrenjeans, Lederjacken und der ersten heissen Rock-’n’-Roll-Bands, die Zeit der Grenchner Hochblüte in einer Neuauflage des Grenchner Fests wieder auferstehen zu lassen.

Mit dem Abgang von Pestalozzi schien auch die Idee gestorben zu sein. Meister – fasziniert von der für Grenchen so prägenden Epoche – liess die Vision jedoch nicht mehr los. Ihre Idee fiel auf fruchtbaren Boden und ein Organisationskomitee wurde aktiv – mit Erfolg: Die halbe Stadt warf sich vor zwei Jahren in 50er-Jahre Klamotten, Grenchen erlebte ein rauschendes Grenchner Fest der Extraklasse, an dem sich das Gewerbe und zahlreiche Institutionen aktiv beteiligten. Es war auch rasch klar, dass das unbedingt wiederholt werden sollte, und man einigte sich auf einen Zwei-Jahres-Rhythmus.

In zwei Wochen ist es nun so weit, die Neuauflage des Grenchner Festes geht vom 31.8. bis 2.9. über die Bühne.

«Damals wurde viel getanzt»

Und weil man das Motto der letzten Ausgabe so toll fand, bleibt man dabei und lässt die Fünfzigerjahre nochmals hochleben. «Damals in den Fünfzigerjahren haben die Leute viel getanzt, viel mehr, als das heutzutage noch üblich ist. Und ich fand es eine gute Idee, wenn man irgendetwas in diese Richtung organisieren könnte», sagt Meister. Denn für sie sei das ein wesentlicher Punkt dieser Zeit, der vielleicht vor zwei Jahren etwas zu kurz gekommen sei. Sie beschloss, sich nach einem Tanzlehrer oder einer Tanzschule umzusehen, die so etwas anbieten könnte. Und genau hier kommt der Zufall ins Spiel. Der Grenchner Peter Gerber war schon immer ein leidenschaftlicher Tänzer. Nur konnte der Vater von zwei erwachsenen Söhnen diesem Hobby während seiner aktiven Zeit im Berufsleben nur bedingt nachgehen – dazu fehlte schlicht die Zeit. Als Führungsperson bei der ETA und später als Qualitätsmanagement-Beauftragter eines Bieler KMU-Gewerbeunternehmens fand er wenig Zeit, zu tanzen. Als Opfer des wirtschaftlichen Wandels, bei dem etliche Firmen empfindliche Einbussen hinnehmen und Leute entlassen mussten, habe er beschlossen, alles zu tun, um nicht in ein Loch zu fallen. «Ich bin jetzt im 64. Altersjahr und ohne Arbeit. In dieser Situation muss man sich einfach überlegen, was man jetzt mit seinem Leben anfangen will. Denn wenn man nichts macht, ist man einfach schnell weg vom Fenster.»
Er beschloss, sein Hobby, das Tanzen, wieder aufzunehmen und an andere weiterzugeben. Der Beruf «Tanzlehrer» ist nicht geschützt. Nur der Zusatz ist geschützt: In der Schweiz ist der Tanzlehrerverband «Swissdance» das Mass aller Dinge, wenn es darum geht, Tanzunterricht in einem Studio geben zu wollen. Gerber hat vor, diese Ausbildung noch zu absolvieren. Aber vorerst geht es darum, seine ganz persönliche Freude am Tanzen an andere weiterzugeben, just for fun.
Gerber bezeichnet sich selber als Tanzlehrer-Azubi und Autodidakt. Selber besucht er Tanzstudios in Solothurn und Bern, nimmt rund sechs Stunden Unterricht pro Woche. «Ich tanze einfach fürs Leben gerne.»

Peter Gerber: «Ich tanze für mein Leben gern»

Der Grenchner Peter Gerber war schon immer ein leidenschaftlicher Tänzer. Nur konnte der Vater von zwei erwachsenen Söhnen diesem Hobby während seiner aktiven Zeit im Berufsleben nur bedingt nachgehen – dazu fehlte schlicht die Zeit. Als Führungsperson bei der ETA und später als Qualitätsmanagement-Beauftragter eines Bieler KMU-Gewerbeunternehmens fand er wenig Zeit, zu tanzen. Als Opfer des wirtschaftlichen Wandels, bei dem etliche Firmen empfindliche Einbussen hinnehmen und Leute entlassen mussten, habe er beschlossen, alles zu tun, um nicht in ein Loch zu fallen. «Ich bin jetzt im 64. Altersjahr und ohne Arbeit. In dieser Situation muss man sich einfach überlegen, was man jetzt mit seinem Leben anfangen will. Denn wenn man nichts macht, ist man einfach schnell weg vom Fenster.»

Er beschloss, sein Hobby, das Tanzen, wieder aufzunehmen und an andere weiterzugeben. Der Beruf «Tanzlehrer» ist nicht geschützt. Nur der Zusatz ist geschützt: In der Schweiz ist der Tanzlehrerverband «Swissdance» das Mass aller Dinge, wenn es darum geht, Tanzunterricht in einem Studio geben zu wollen. Gerber hat vor, diese Ausbildung noch zu absolvieren. Aber vorerst geht es darum, seine ganz persönliche Freude am Tanzen an andere weiterzugeben, just for fun.
Gerber bezeichnet sich selber als Tanzlehrer-Azubi und Autodidakt. Selber besucht er Tanzstudios in Solothurn und Bern, nimmt rund sechs Stunden Unterricht pro Woche. «Ich tanze einfach fürs Leben gerne.»

Denn Peter Gerber hatte unabhängig davon die Idee, Tanzkurse anzubieten für Standard-Tänze. Er wollte Grenchnerinnen und Grenchnern seine eigene Freude am Tanzen weitergeben, sein Wissen vermitteln und auch etwas zur Bereicherung des kulturellen Angebots in der Stadt beitragen (siehe separater Artikel).

«Die Idee hatte ich im Mai 2018, der Saal im Rössli ist unter der Woche wenig besetzt. Mit Monica Aeschbacher, welche die Musigbar betreibt, bin ich schnell einig geworden.» An der Jazz-Matinée vom 3. Juni in der Schönegg habe er dann von der Idee von Luzia Meister erfahren und war gleich begeistert, sagt Gerber. «Für mich war das ein Glücksfall. Denn ich selber wäre das Ganze langsam angegangen und hätte mich darum bemüht, mein Angebot erst einmal bekanntzumachen. Luzia Meister war für mich ein regelrechter Türöffner.» Denn kaum seien die Rahmenbedingungen geklärt gewesen, habe die Stadtschreiberin die Kurse öffentlich ausgeschrieben, und sogleich seien die ersten Anmeldungen eingegangen.

(Noch) kein Auftritt

Mittlerweile sind es rund 20 Personen, die Jüngsten um die 25 Jahre alt, die Ältesten um die 70, die jeden Dienstagabend im Rössli neue Figuren üben. «Wir wollten zuerst etwas fürs Grenchner Fest einstudieren, um es auf der grossen Bühne zu präsentieren. Aber darauf verzichten wir», sagt Gerber. Stattdessen wird im Zelt der Musigbar ab und zu am Grenchner Fest Musik aus den Fünfzigern laufen und die Tanzschüler werden zeigen können, was sie in Gerbers Tanzkurs gelernt haben.

Ob Gerber den jetzigen Kurs noch eine Runde weiterführt, ist offen. «Gut möglich, dass ich einen weiteren Kurs anhänge, je nachdem, ob das Interesse besteht. Aber ich will keine ‹Turniertänzer› ausbilden. Wer weiterkommen will, dem empfehle ich den Besuch eines Tanzstudios. Mit geht es darum, dass die Leute Freude am Tanzen haben, just for fun.»