Grenchner Fasnachtsplausch
Ein «Plausch», der die Fasnacht prägt - und das seit 50 Jahren

Am 15. Februar geht im Parktheater die Jubiläumsausgabe 50 Jahre «Grenchner Fasnachtsplausch» oder einfach «Plausch» genannt über die Bühne.

Andreas Toggweiler
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Die Hilari Musig (hier die aktuelle Formation) war schon vor 50 Jahren am ersten Plausch dabei und wird auch am 15. Februar auftreten

Die Hilari Musig (hier die aktuelle Formation) war schon vor 50 Jahren am ersten Plausch dabei und wird auch am 15. Februar auftreten

zvg

Die Fasnachtssoiree mit Guggenmusiken, Sketches und Schnitzelbänken feiert also ein rundes Jubiläum. Grund, einmal zurückzu­schauen auf die Anfänge des «Plausch».

Und es gibt sie tatsächlich noch, die Leute, die am ersten Anlass am 5. Februar 1970 aktiv dabei waren. Einer von ihnen ist Richard Kaufmann (76). Er hat als Schlagzeuger der Hilarimusig am ersten «Plausch» im Löwensaal teilgenommen. «Der Anlass hiess allerdings damals noch Mini Drümmeli, wohl inspiriert von der Basler Veranstaltung», erinnert sich Kaufmann, der auch heute noch aktiv in der Hilarimusig mitmacht.

Auf der Suche nach neuen Impulsen

Initiiert wurde der «Plausch» als Anlass der VFZ (Vereinigte Fasnachtszünfte Grenchen) von den drei Fasnächtlern Hans-Ruedi Fritscher, Werner Wirth und Edi Allemann. Von diesen drei Gründern lebt heute nur noch Hans-Ruedi Fritscher. Von ihm später mehr.

«Die Grenchner Fasnacht hatte so Mitte Sechzigerjahre einen leichten Durchhänger, man suchte neue Impulse», erinnert sich Kaufmann an die Motivation zur Lancierung eines neuen Fasnachtsanlasses. Durchhänger ist allerdings relativ, verglichen mit heute. «Damals gab es noch jede Menge Fasnachtbälle der Grenchner Zünfte. Diese Tradition ist leider längst passé.»

Auch an die früheren Fasnachtslokale Commerce, Löwen, Rössli, Burgunderhalle, Ochsen, Walliserkeller, Krebs, Pöstli, Bären, Tell, Helvetia und Mazzini erinnert sich Kaufmann zurück. Noch früher das Bad und das Bellevue. Viele sind heute auch verschwunden. «Der Ochsen stand dort, wo heute das Centro-Hochhaus ist», erklärt Kaufmann den Nachgeborenen. Immerhin ist die Zunftbeiz seiner Hilarizunft geblieben. Sie heisst einfach nicht mehr Commerce, sondern Baracoa.

Polizeireglement auf die Schippe genommen

An die Darbietung am ersten «Plausch» erinnert sich Kaufmann noch. «Unser Schnitzelbänkler Oskar Schild – er lebt auch nicht mehr – nahm damals das Polizeireglement auf die Schippe und wir spielten dazu die Ouvertüre «Dichter und Bauer» von Franz von Suppé. Die Hilarimusig habe übrigens nie als Guggemusik agiert, also nicht falsch gespielt. Als Musikanten der Stadtmusik habe man «richtig» musiziert, betont Kaufmann.

Der «Plausch» mauserte sich in den 1970er-Jahren zum grössten Fasnachtsanlass Grenchens mit immer umfangreichen Darbietungen und wachsendem Publikum. Er zog mangels Platz vom Löwen in weitere Lokalitäten weiter, so ins Kino Palace, ins Kino Scala (ab 1973), 1979 in den Eusebiushof und schliesslich 1981 ins Parktheater.

Auf den Samstag vor die Fasnacht verlegt

Auch wurde zu diesem Zeitpunkt das Datum vom Schmutzigen Donnerstag auf den Samstag vor Fasnacht vorverschoben. Die Hilarimusig war nicht mehr regelmässig dabei, weil sie es vorzog, im Stadtzentrum zu zirkulieren. Reprisen gab es allerdings 1995 zum 30-Jahr-Jubiläum, 1999, 2000 und 2005 (40 Jahre). Damals erfolgte der letzte offizielle Auftritt am «Plausch», mit einer fulminanten Stückauswahl und zwei Cancan-Tänzerinnen, die beim Publikum für Furore sorgten.

Der Erfolg des «Plausch» hielt insbesondere in den 1990er-Jahren an. Es gab ab 1996 jeweils zwei Aufführungen am Samstagabend und Sonntagnachmittag. Bekannte Fasnächtler wie Heinz Westreicher, Teddy Buser, Urs Wirth, Roger Rossier, Rolf Probst und René Finger prägten die Szene.

Die Fasnacht hat sich verändert

Heute sind die Fasnachtsdarbietungen anders geworden. Multimedial, klamaukiger, bisweilen auch unter der Gürtellinie. «Ich will das nicht werten», meint Richard Kaufmann dazu. «Jede Generation muss ein Stück weit die Fasnacht neu erfinden und auch Sachen bieten, welche das jeweilige Publikum ansprechen». So oder so: «Allen Teams, die den «Plausch» über all die Jahre organisiert und durchgeführt haben, sind wir zu grossem Dank verpflichtet», resümiert Kaufmann.

Speziell freut er sich allerdings darauf, dass er mit der Hilarimusig im 55. Jahr ihres Bestehens auch wieder am 50. «Plausch» auftreten kann. Überhaupt sei es den Organisatoren gelungen, weitere Grenchner Fasnachtslegenden zu einer Reprise zu bewegen. Drei Namen seien hier verraten: Urs Wirth, Heinz Westreicher und Hans-Ruedi Fritscher. Letzterer ist heute 97-jährig. Der Mitbegründer des allerersten «Plausch» von 1970 wird es sich nicht nehmen lassen, die Jubiläumsausgabe zusammen mit dem aktuellen, auf diese Ausgabe abtretenden Organisator Daniel Wisard zu eröffnen.

Hinweis
Der Vorverkauf für den diesjährigen 50-Jahre-Jubiläums-«Plausch» startet am kommenden Samstag ab 11 Uhr bis 14 Uhr im Restaurant Baracoa, gepaart mit dem traditionellen Risottoessen.