Grenchen
«Ein Museum darf nicht stehen bleiben»

Der Kulturpreisträger 2015 Fred Fasnacht hat das Kultur-Historische Museum Grenchen geprägt. Im Interview spricht er über die Entwicklung des Museums.

Andreas Toggweiler
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Fred Fasnacht vor einer Ausstellung zum Centro-Hochhaus.

Fred Fasnacht vor einer Ausstellung zum Centro-Hochhaus.

Sabine Schmid

Was bedeutet Ihnen der Kulturpreis persönlich?

Alfred Fasnacht: Ich freue mich ausserordentlich über die Verleihung des Kulturpreises und danke der Stadt Grenchen für diese Auszeichnung. Der Preis ehrt mich sehr und zeigt mir, dass meine Arbeit in Grenchen anerkannt wird.

Sie haben das Museum Grenchen modernisiert und weiter aufgebaut. Hat ein Museum im Internet-Zeitalter noch eine Berechtigung?

Ein Museum muss heute das Internet für seine Arbeit und seine Aufgaben gekonnt nutzen und einsetzen. Mit der Nutzung des Internets kann ein Museum seine Existenzberechtigung und seine Aktivitäten erst recht stützen, massiv erweitern und mehrdimensional gestalten.

Zur Person: Von der Bank ins Museum

Alfred Fasnacht wurde am 15. Januar 1945 im Bürgerspital in Solothurn geboren und besuchte die Schulen in Grenchen. Nach einem Jahr in der Handelsschulabteilung des Instituts Jura in Solothurn, begann er 1961 in der Filiale Grenchen der Solothurner Kantonalbank eine Bankenlehre, welche er 1964 erfolgreich abschloss. Anschliessend arbeitete er als Banker bei der Solothurner Kantonalbank in den Filialen Grenchen und Breitenbach sowie im Hauptsitz der Bank in Solothurn.

Nach Auslandsaufenthalten in London und Montreal begann er 1970 eine Lehre als Buchhändler in der Buchhandlung Scherz in Bern. Anschliessend wechselte Alfred Fasnacht 1974 zur Stadt- und Universitätsbibliothek Bern und begann 1978 mit der Bibliothekarenausbildung, die er 1980 mit dem Diplom der Vereinigung Schweizerische Bibliothekare abschloss.

Um 1982 entdeckte er sein Interesse an der elektronischen Datenverarbeitung. Autodidaktisch begann er sich in den Themenkreis einzuarbeiten und erreichte einen hohen Wissensstand in diesem Bereich.

Alfred Fasnacht war bis zu seiner Pensionierung am 1. Januar 2008 Leiter der Informatikabteilung der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern, einer der grössten Bibliotheken der Schweiz.

Von 2005 bis 2013 war er Präsident der Stiftung Museum Grenchen. Für diese Tätigkeit, die auch einen Umbau und eine erfolgreiche Neukonzeptionierung des Museums 2008/2009 umfasste, ehrt die Stadt Alfred Fasnacht mit einem Kulturpreis. Dieser wird am Mittwoch um 19 Uhr im Sonderpädagagischen Zentrum Bachtelen verliehen. Der Anlass ist öffentlich.

Sie haben selber das ganze Inventar mit Bildern ins Internet gestellt, als erstes Museum der Schweiz. Man muss also gar nicht mehr vorbeikommen, um etwas anzuschauen ...

Das ist keinesfalls so. Das Inventar allein ist ein neutraler Bestandesnachweis der Museumssammlung. Erst in der Ausstellung werden ausgewählte Objekte in Szene gesetzt und vermitteln auch im Kontext mit den anderen Objekten eine vom Museologen gewollte Botschaft. Der Ausstellungsbesuch bleibt nach wie vor wichtig, ja unerlässlich.

Wo bewahren Sie all die Dinge eigentlich auf? Das Museum selber hat ja nicht so viel Platz.

Die Sammlung befindet sich in den ehemaligen Luftschutzräumen beim Haldenschulhaus, die leider keine optimalen Lagerbedingungen aufweisen. Es ist wichtig, dass die Stadt in einem ihrer künftigen Bauprojekte einen Kulturgüterschutzraum einplant, der die Sammlungen des Stadtarchivs und Grenchens Museen aufnehmen kann und optimale Lagerbedingungen bietet.

Wie wurde jeweils festgelegt, zu welchem Thema die nächste Ausstellung ist?

Es liegen jeweils Vorschläge vor, die von den Führungsgremien des Museums entwickelt werden. Daneben kommen durchaus auch Anfragen und Vorschläge von Vereinen, Institutionen und aus der Bevölkerung zum Zug. An Themen mangelt es nie. Die Ausstellungsplanung ist eine wichtige Komponente im Museumsbetrieb.

Wie sollte sich das Museum Ihrer Meinung nach weiterentwickeln?

Ein Museum darf nicht stehen bleiben, muss sich ständig bewegen und verändern. Die Strukturen dafür sind im Kultur-Historischen Museum gelegt. Dies nicht zuletzt mit der sich laufend verändernden Gesamtausstellung. Das Museum soll vermehrt auch die Möglichkeiten der elektronischen Medien, des Internets und der Sozialen Medien nutzen, in seine Arbeit einbeziehen. Das Hauptthema des Museums muss laufend geprüft und hinterfragt werden. Wichtig auch: publikumsnahe ‹Produkte› anbieten und enge Zusammenarbeit mit den regionalen Schulen, Bildungseinrichtungen und Behörden suchen.

Sie haben ursprünglich eine Banklehre gemacht, haben als Bibliothekar und IT-Fachmann gearbeitet. Woher das Interesse an historischen Fragen?

Meine Neigung zur Geschichte hat sich besonders während meiner bibliothekarischen Arbeit stark entwickelt. Persönlich bevorzugte ich seit meinen Jugendjahren die Grenchner Lokalgeschichte.

Sie sind weiter aktiv in Grenchen, sammeln zurzeit mit dem Verein Hangar 31 Geld für die «Repatriierung» eines historischen Flugzeuges. Wie kommt das Projekt voran?

Der Verein Hangar 31 ist aktiv und arbeitet daran, einen Sponsor oder Partner zu finden, der die nötigen Finanzmittel zur Rückführung einer Dewoitine D 26 nach Grenchen bereitstellen kann. Das Flugzeug ist ein herrliches technisches Kulturdenkmal.