Die historische Dewoitine D 26 «Stadt Grenchen» des Vereins Hangar 31 steht mit gebrochener Kurbelwelle in Thun.
Das historische Flugzeug Dewoitine D 26 des Grenchner Vereins «Hangar 31» scheint vom Pech verfolgt. Nach einem zum Glück glimpflich verlaufenen Unfall bei der Landung im August 2016, bei der sich das Flugzeug überschlug, kam es am 1. September 2018 in Thun zu einem weiteren Zwischenfall, der sich nach der Landung als schwerwiegender Motorschaden erwies. Die Dewoitine steht seither im Hangar in Thun und ist bis auf weiteres gegroundet.
Der Zwischenfall lief laut Bericht der Schweizerischen Sicherheits-Untersuchungsstelle Sust folgendermassen ab. Der Pilot startete mit dem ehemaligen militärischen Trainingsflugzeug HB-RAG, in Formation mit der baugleichen HB-RAI auf der Graspiste 32 in Thun. Nach dem Start stellte der Pilot auf 600 Fuss über Grund unübliche Vibrationen fest. Er verringerte umgehend die Leistung, führte eine Platzrunde durch und landete das Flugzeug sicher auf der Graspiste.
Am Folgetag wurde vom Unterhaltsbetrieb an der Kurbelwelle ein tiefer, korrodierter Riss festgestellt. Dieser lag unterhalb des Propellerkonus und war erst nach Demontage des Propellers sichtbar. Die weitere Demontage führte dann sogar zum Bruch der Kurbelwelle an dieser Stelle.
Nach einem Unfall vom 19. August 2016, bei dem unter anderem der Propeller brach, wurde der Motor nach den technischen Vorgaben des Herstellers Hispano-Suiza über mehrere Monate während des Winterhalbjahrs 2016/17 kontrolliert und wieder instand gesetzt. Dabei sei unter anderem die Kurbelwelle einer Magnetpulverprüfung unterzogen worden. Es wurden keine Auffälligkeiten festgestellt. Nach dieser Instandsetzung hatte der Motor zum Zeitpunkt des neuerlichen Vorfalls weitere rund 20 Betriebsstunden.
Ist es somit denkbar, dass der Unfall von 2016 Schäden hinterliess, die nicht entdeckt wurden? Peter Brotschi, Präsident des Grenchner Vereins Hangar 31, der die Dewoitine betreibt, verweist auf die im Bericht erwähnte genaue Untersuchung des Motors nach dem Überschlag. «Das Flugzeug wurde nach der Reparatur technisch abgenommen. Bei jeder Berührung des Bodens durch einen Propeller, ist eine Untersuchung Pflicht», betont Brotschi.
In ihrem Bericht hält die Sust fest, dass der Pilot «sicherheitsbewusst», also richtig gehandelt hat. «Aufgrund der stark vorgeschädigten Kurbelwelle war die Wahrscheinlichkeit eines Triebwerkausfalls in geringer Flughöhe hoch, was zu einer Notlandung geführt hätte», kommt sie zum Schluss. Weil aber bezüglich des untersuchten Vorfalls keine weiteren Ergebnisse zu erwarten seien, die für die Verhütung eines solchen Zwischenfalls notwendig wären, wurde die Untersuchung mit dem vorliegenden summarischen Bericht abgeschlossen.
Einen Rüffel für die Betreiber des Flugzeuges gibt es aber doch. Sie hätten den Motorschaden unverzüglich an die Sust melden müssen: Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle wurde am 2. November 2018, also erst rund zwei Monaten später, über den schweren Vorfall informiert, nachdem am 23. Oktober 2018 vom Unterhaltsbetrieb eine Meldung über das EU-Meldeportal (occurrence report) eingegangen war. «Eine unverzügliche Meldung des schweren Vorfalls, wie dies gemäss Art. 17 VSZV vorgeschrieben ist, erfolgte nicht.» Unfälle und schwere Vorfälle müssen gemäss Luftfahrhandbuch der Schweiz unmittelbar nach dem Zwischenfall an die Alarmzentrale der Schweizerischen Rettungsflugwacht (Rega) gemeldet werden, welche die Meldestelle der Sust darstelle.
«Es war uns zu jenem Zeitpunkt nicht bewusst, dass dies als schwerer Vorfall taxiert wird. Für uns war es eine Motorpanne», meint Brotschi, der selber jahrelang Privatpilot war. Er sei an diesem Wochenende an der Smart Flyer Challenge in Grenchen gewesen und der Grund des Motorschadens sei erst bei der Demontage entdeckt worden.
Wie geht es jetzt weiter? Darüber werde der Verein Hangar 31 anlässlich seiner nächsten Generalversammlung verhandeln, erklärt Präsident Brotschi. Ein Datum steht noch nicht fest. «Unser primäres Ziel ist, eine passende Kurbelwelle aufzutreiben für diesen Originalmotor», erklärt er. Dies sei allerdings nicht einfach, da die meisten historischen Dewoitines nicht mehr mit Originalmotoren unterwegs seien. Schlimmstenfalls müsse man eine Kurbelwelle anfertigen, was aber 30'000 Franken kosten könne.