Eine Rast mit Aussicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau.
Wer seinen Schritt vom Restaurant Stierenberg zum Lachenweg lenkt, der in Richtung Nordosten über die Weide führt, geht bald einmal am Haus des Jagdvereins «Auerhahn Grenchen» vorbei. Bevor links der Chäsweg abzweigt, auf dem man zum Fuchsboden und von dort zum Untergrenchenberg kommt, steht mitten in der Weide eine breite Sitzbank, gebaut in der in Grenchen üblichen Art aus Holzstämmen. Sie befindet sich auf rund 1100 m ü. M.
Die Bank ist dem Verein Vogel- und Naturschutz Grenchen gewidmet, der 2005 aus dem bereits im 19. Jahrhundert gegründeten Ornithologischen Verein heraus verselbstständigt wurde.
Ein Moment der Ruhe ist hier gleichzeitig eine Augenweide, eine Orgie der Aussicht. Der Blick geht über die Bergstrasse hinweg auf den unteren Teil der Weide. Über dem Waldrand kränzen sich die Gipfel der Alpen. Gerade voraus die drei grossen Bekannten des Berner Oberlandes mit Eiger, Mönch und Jungfrau. Rechts endet der Blick bei den Savoyer Alpen, links irgendwo weit in der Ostschweiz.
Der Hochnebel deckt das ganze Mittelland zu, nur der Turm des Bantigers guckt heraus. Man könnte sich in ein Boot setzen und hinüber zu den Alpen fahren. Aus dem Nebel sind die Geräusche der Stadt Grenchen zu hören.
Es ist früher Nachmittag. Die Kirchenglocken rufen zum letzten Geleit für einen lieben Menschen. Auf dem Flughafen ist ein Standlauf zu hören, die Flugzeugmechaniker machen offenbar einen Motorencheck.
In loser Folge sitzen wir in Grenchen und Umgebung auf ein «Bänkli» und beschreiben unsere Eindrücke. Heute: Eine Sitzbank mit spektakulärer Aussicht auf dem Stierenberg.
Bevor die kleine Wanderung den Lachenweg hinauf weiterführt, schliesst man die von der Sonne geblendeten Augen für einen kurzen Moment. Im Geist hört man das Johlen und Keuchen der ersten Grenchner Segelflieger, die von diesem Punkt bei der Bank aus mit einem Gummiseil ein Segelflugzeug in die Luft gespickt haben. Es existiert ein Foto, wie der Segelflugpilot Krebs in einem Doppeldecker-Gleitflugzeug des Flugpioniers Willi Farner am 16. September 1933 vom Stierenberg aus in Richtung Flugplatz fliegt. Die uralte Fichte, die mit ihren Ästen lange die Bank beschützt hat, ist sicher noch Zeuge dieses historischen Fluges gewesen. Leider ist sie vor ein paar Jahren ein Opfer des Borkenkäfers geworden.
Alles hat eben seine Zeit. Ihr Stumpf mit dem freiliegenden Wurzelwerk wird aber noch lange ein Kunstwerk der Natur sein.