In der Eusebiuskirche in Grenchen wurde gestern mit Gitarre und Orgel musiziert.
Erdrückt die Orgel mit ihrem gewaltigen Klangvolumen nicht die Gitarre? Und: passen denn unkonventionelle Kompositionen aus der Unterhaltungsmusik überhaupt in einen Sakralraum, mögen sich viele im rund 50-köpfigen Publikum am Nachmittagskonzert gedacht haben.
Doch die Programmgestaltung, die Eusebius-Organist Alberto Knechtle und sein Solothurner Gast Stefan Feingold erarbeitet hatten, umspannte wohlabgewogen im 65-minütigen Konzert eine Musikepoche von Bach bis fast in die Gegenwart. Wie am Beifall abzulesen war, gefiel diese vielfältig bunte Zusammenstellung. Bei Stefan Feingold handelt es sich um den aktuellen kantonalen Kulturpreisträger in der Sparte Musik, der – wie an seinem gedankenreichen „Figurado für Gitarre solo D-Dur“ zu hören war- auch komponiert.
In seinem elektronisch verstärkten Spiel auf der Orgelempore beherrschte er technisch versiert die klassische Spielweise. Zauberhaft gelang im Zusammenspiel mit der Orgel etwa das lyrische Largo D-Dur von Antonio Vivaldi (1678-1741) mit Melodieführung durch die Gitarre oder solistisch „Mi Favorita“ von Daniel Fortea (1878-1939) im zärtlichen Dreivierteltakt. Kirchenmusiker Alberto Knechtle, der die Vesper mit der viersätzigen Sonate d-Moll für Orgel von Ernst Friedrich Richter (1808-1879) und dem jubelnden Prelude und Fuge G-Dur von Johann Sebastian Bach (1685-1750) umrahmt hatte, liess auf seinem Instrument auch mitreissende Jazzimprovisationen erleben.
Anknüpfend an legendäre „Woodstock“-Kompositionen erinnerte er in wenigen Worten in augenblicklich unruhigen Zeiten an das weltweite Bedürfnis nach Frieden. „Swingend“ gelang in gemeinsamer Interpretation danach „Autumn Leaves“ (Joseph Kosma, 1905-1969), der bekannte, sehnsuchtsvolle Hit „House oft the rising sun“ (The Animals), der in der Klangfülle etwas überwältigende „Samba PaTi“ von Carlos Santana und schliesslich das zeitlos-beglückende „Summertime“ von George Gershwin (1898-1937).