Seit kurzer Zeit ist auf Grenchens Strassen ab und zu ein wirklich altes Auto unterwegs. Ein Peugeot 172 R aus dem Jahr 1925.
Das niedliche Gefährt mit seinem knatternden Vierzylindermotor, das perfekt instand gestellt wurde, löst allenthalben Erstaunen und Bewunderung aus.
Der Oldtimer gehört den Brüdern Gerhard und Patrick Truffer, und zwar erst seit einem guten Jahr. Vorher stand das Fahrzeug über 30 Jahre lang unbenutzt in einer Garage in Pieterlen, bevor es quasi wiederentdeckt wurde. Truffers konnten das Auto aus dem Nachlass der befreundeten Familie übernehmen und haben es in zahlreichen Arbeitsstunden wieder fahrtüchtig gemacht. Als Automechaniker hat Gerhard Truffer das nötige Fachwissen und auch Zugang zu den nötigen Werkzeugen und Apparaturen, die er bei Kollegen benutzen kann.
Viele Wochenenden haben die beiden an ihrem neu erworbenen Peugeot herumgewerkelt. Es gibt praktisch keine Ersatzteile mehr für ein Auto dieses Alters, also mussten diese selber angefertigt werden. Als französisches Auto, das mit verschiedenen Carrosserieformen von 1925–1927 immerhin einige Tausend Mal gebaut wurde, ist im westlichen Nachbarland aber noch dies oder jenes Teil auf Spezialkanälen erhältlich.
So etwa die speziellen Bremslichter mit dem «Stop»-Schriftzug. Die Reifen werden als Replikas in Kleinststückzahlen hergestellt und sind deshalb umso teurer. «Das Schwierigste war allerdings, die nötigen Dokumentationen aufzutreiben», erklärt Gerhard Truffer. Denn wenn man nicht weiss, dass beispielsweise die Zündreihenfolge der Zylinder im Viertaktmotor umgekehrt als üblich ist, hat man keine Chance, das Auto wieder zum Laufen zu bringen.
Doch es läuft, wie nach einer kurzen Drehung an der Anlasserkurbel unschwer festzustellen ist. Der Anlasser sei zwar vorhanden, aber um die Mechanik zu schonen, werfe man das Fahrzeug lieber von Hand an.
Patrick Truffer dreht damit eine kurze Demo-Runde durchs Quartier. «Es ist wirklich ein Fahrzeug aus der Anfangszeit des motorisierten Individualverkehrs und es macht Freude, damit ab und zu herumzufahren», erklärt der Hobby-Tüftler, der seinen Bruder bei den Arbeiten tatkräftig unterstützte. Jedenfalls finde man breite Beachtung beim Publikum. Insbesondere die Kinder winken dem knatternden Gefährt zu.
Natürlich ist der Peugeot vom Strassenverkehrsamt zu gelassen und geprüft. «Soweit man da etwas prüfen kann», meint Patrick Truffer lachend. Denn für den Bremsprüfstand war das Fahrzeug mit einer Spurbreite von weniger als 1 Meter schlicht zu schmal. Es wiegt rund 600 kg, die Carrosserie mit einem neckischen blauen «Entenfudi» ist zu einem Grossteil aus verkleidetem Holz gebaut. Der Vierplätzer erreicht mit seinen etwa 12 PS aus 720 Kubikzentimeter Hubraum je nach Gelände eine Geschwindigkeit von 40–60 km/h. Genug jedenfalls für einen kleinen Sonntagsausflug mit dem inzwischen 94-jährigen Veteranen.