Grenchen
Ein historisches Thema mit Aktualitätscharakter

Autorin und Regisseurin Iris Minder spricht über das Stück «Wiiberheer» und erzählt dabei, wie sie darauf gekommen ist, die Zeit des Franzoseneinfalls zu beleuchten.

Nadine Schmid
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Einblick in eine Probe in Minders Theateratelier.

Einblick in eine Probe in Minders Theateratelier.

Nadine Schmid

Am 16. Juni wird mit der Uraufführung von «Wiiberheer» das achte Freilichtspiel von Autorin und Regisseurin Iris Minder in Grenchen eröffnet. Gesamthaft treten mit den Schauspielern, inklusive Kinder und Musiker 39 Personen auf. Seit Februar wird zweimal wöchentlich geprobt, gegen die Uraufführung hin werden es bis zu vier Proben die Woche sein.

Die Zuschauer werden dabei nach Grenchen ins Jahr 1798 zurückreisen, in die Zeit des Franzoseneinfalls. Die Idee, ein Stück zu dieser Thematik zu realisieren, kam Minder, weil sie die Helden des Franzoseneinfalls – Elisabeth Frei, Maria Schürer und Söuzejoggeli – interessierten.

Der Fokus im Stück liegt aber nicht auf der Historik. Erlasse wie die Ausweisung der Flüchtlinge und der historische Franzoseneinfall vom 1. März 1798 werden zwar eine Rolle spielen, jedoch ist dabei immer der Mensch im Zentrum. Minder: «Mich interessiert nicht das Militärische und Geschichtliche als solches, sondern die Menschen. Was geschieht mit ihnen in einer solchen Situation? Ich benutze das Historische immer als Transportmittel für Aktuelles.» Somit geht es um Fragen wie, ob die Grenchnerinnen und Grenchner ihr Hab und Gut in Sicherheit bringen oder ob sie den gewohnten Alltag in Verzweiflung weiterleben. Ängste aber auch Hoffnungen, das es nicht allzu schlimm wird, sind präsent.

Verschiedenste fiktive Schicksale werden beleuchtet, so beispielsweise das des Grenchner Ehepaars Urs und Charlotte Ris und deren zwei Enkelinnen. Eine weitere Figur ist Noldi Pfluger, Vertreter der Stadt Solothurn, der in Grenchen für Ordnung sorgen soll. Und die zwei Flüchtlinge, Lilou und Jules, suchen in Grenchen um Hilfe.

Bezüge zu heute

Das Stück zieht klare Bezüge zur Gegenwart. «Direkt vor unseren Grenzen ist zwar kein Krieg, aber überall rundum, und dann ist da auch die Flüchtlingsthematik, die auch im «Wiiberheer» thematisiert wird», führt Minder aus, die sich seit fünfundzwanzig Jahren mit verschiedenen schauspielerischen Gruppen und zahlreichen eigens geschriebenen Stücken in Grenchen und Umgebung kulturell engagiert und sich einen Namen geschaffen hat.

Dabei sind die Grenchner Freilichtspiele einzigartig. «Sie finden regelmässig alle zwei Jahre statt und immer mit einer Uraufführung, das hebt von anderen Freilichtspielen ab. Ausserdem sind unsere Produktionen nicht profitorientiert. Die Perspektive liegt eher auf dem Innovativen, Kreativen, auch auf dem Familiären und Überschaubaren», so Minder. Deswegen würde man bei ihren Produktionen auch keine opulenten Bühnenbilder oder Kostüme zu sehen bekommen. Wichtig sei ihr besonders das direkte, authentische Spiel. Aber auch der Blick zum Liebevollen und zum Humor.

Uraufführung ist am 16. Juni auf dem Eichholzhügel. Spielplan, Tickets online und Reservationen sowie weitere Infos: www.freilichtspiele-grenchen.ch; Vorverkaufsstelle: Bücher Lüthy, Bettlach- strasse 8, Grenchen, 032 653 14 89.