Grenchner Wahlen
Ein Grenchner Hausmann hat das Stadtpräsidium im Visier

Der Grenchner Philipp Ubeländer ist der wilde Kandidat für Gemeinderat und Stadtpräsidium. Ein sehr selbst überzeugter dazu. Er sieht durchaus Chancen für das Stadtpräsidium.

Patrick Furrer
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Manch einer fragt sich, wer dieser Philipp Ubeländer ist, der einfach mal so als Parteiloser für den Gemeinderat und vor allem für das Stadtpräsidium kandidiert. Ein 26-jähriger Hausmann, der zum Nachwuchs schaut, während die Mutter Teilzeit arbeitet. Einer, der im öffentlichen Leben bisher nicht wahrgenommen wurde.

So viel ist sicher: Angst vor seinen Gegenkandidaten hat der gelernte Landwirt nicht. Die Politiker machten heute nur Politik für sich selber, sagt er. Er aber sei der Mann aus dem Volk für das Volk. Der Mann für die «Kleinen» insbesondere, da er deren Sorgen kennt, sucht er doch seit längerem selber erfolglos nach einer Arbeitsstelle. Was auf dem politischen Parkett so diskutiert wird, verfolgt er eifrig, und er hat eine eigene Meinung. Eine ganz eigene. «Darum mache ich auch nicht Parteipolitik», sagt Philipp Ubeländer. Sein grosses Vorbild ist Abzockerschreck Thomas Minder, der seine Initiative gegen alle Kritiker durchsetzen konnte. Dieses Wunderstück möchte ihm Philipp Ubeländer gerne nachmachen.

Engagiert, zuverlässig, tüchtig

Seit er acht war, lebt Philipp Ubeländer mit Unterbrüchen in Grenchen. Er fühlt sich als 100%iger Uhrenstädter, war Hornusser, Fussballgoalie und amtet als Gruppenführer beim Zivilschutz. Leute, die ihn kennen, finden, er sei engagiert, zuverlässig und tüchtig. Auf andere wirkt er etwas realitätsfern und sehr selbstüberzeugt. Den Gemeinderat will man ihm nicht frühzeitig nehmen – dass er aber auch noch Stadtpräsident werden will, darüber schmunzeln viele nur.

Ubeländer selbst lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. «Ich bin jung, und ich habe Lust, zu kämpfen.» 10 000 Flyer und 50 A3-Plakate hat er drucken lassen. Dass er mit den grossen Parteien nicht mithalten kann, ist ihm egal. 200 Franken hatte er sich als Budget gesetzt. «Ich habe dann aber rasch gemerkt, dass das nicht reicht», sagt er. Deshalb hat er das Budget nun auf 350 Franken erhöht.

Mutig. Zu mutig

«Man weiss nie, was in den Köpfen der Leute vorgeht», sagt Stadtpräsidiumskandidat Philipp Ubeländer. Und er hat recht. Sogar in Bezug auf sich selbst. Dass er ernsthaft glaubt, gegen einen Boris Banga oder François Scheidegger bestehen zu können, irritiert. Ein paar Proteststimmen allein machen noch keine Wahl.

Gemeinderat werden, das ist die eine Sache. Um Stadtpräsident zu sein, braucht es mehr. Was der engagierte Polit-Neuling an Eifer hat, fehlt ihm an Erfahrung. Seine Energie steht fehlendem diplomatischem und politischem Feingespür gegenüber. Es hätte nicht geschadet, erst einmal etwas kleinere Brötchen zu backen. Dabei verbrennt man sich nämlich weniger schnell die Finger. Der Grat zwischen jugendlichem Mut und Selbstüberschätzung ist schmal. Für Philipp Ubeländer offensichtlich zu schmal. (fup)

Staat soll weniger kontrollieren

Zu Grenchen steht Philipp Ubeländer. «Es ist eine starke Stadt», sagt er. Nicht nur, dass Grenchen durch seine Industrie bekannt sei. Es sei auch viel freundlicher und persönlicher als andere Städte. Würde er gewählt, möchte er sich vor allem in vier Bereichen einsetzen. Beim Sozialen würde er Sozialschmarotzer bekämpfen, Menschen, die aber wirklich Probleme haben, stärker unterstützen – etwa mit einem Gratis-Anwalt oder neu zu schaffenden Arbeitsstellen für Un- oder Angelernte. Als Lieblingsthema bezeichnet er die erneuerbaren Energien. Ubeländer ist ganz klar für den geplanten Windpark, nur sollte der grüne Strom nicht dazu führen, dass alle mehr zahlen und die Unternehmen einmal mehr abkassieren.

«Es darf nicht sein, dass Reiche immer reicher und Arme immer ärmer werden», poltert er. Ausserdem will sich Ubeländer für mehr Sicherheit auf der Strasse und hindernisfreie Fussgängerwege einsetzen. Eine sinnvolle Familienpolitik liegt ihm ebenfalls am Herzen. Er fordert beispielsweise weniger staatliche Eingriffe und ist gegen den Ausbau von Krippenplätzen. Wenn aber Familien – so wie seine eigene – Hilfe nötig hätten und die Eltern zu Hause arbeiten, sollten sie unterstützt werden. Als Stadtpräsident wollte er noch mehr auf die Anliegen der Bevölkerung eingehen. «Die Leute wissen, wo der Schuh drückt. Und für die Leute politisiere ich.»

Die Chancen, Gemeinderat zu werden, schätzt Ubeländer selbst auf fifty-fifty. Sogar fürs Stadtpräsidium sieht er Chancen. Andere Gemeinderatskandidaten hingegen glauben vorderhand nicht an einen ernst zu nehmenden Gegner – erst recht nicht, wenn es ums Stadtpräsidium geht.