Grenchen in den 50er-Jahren: Wo heute das Hochhaus steht, reihten sich in früheren Zeiten Gasthaus an Gasthaus.
Grenchen hat eine bewegte «Beizenvergangenheit»: Alleine im Zentrum an der Solothurnstrasse und auf der anderen Seite der Löwenkreuzung an der Bielstrasse konnte man um die Jahrhundertwende in fünf Gaststätten einkehren – vergrösserte man den Radius um ein paar hundert Meter, waren es schon Dutzende. Einige Gasthöfe hielten sich bis in die 80er-Jahre, andere mussten modernen Gebäuden weichen.
Weil das Grenchner Fest zum Thema 50er-Jahre wegen Corona ausgefallen ist, publizieren wir in einer kleinen Serie einige Bilder aus dem Grenchen der 1950er-Jahre aus der Sammlung von Theo Heiri. Ein erster Teil erschien am 15. Juli.
Ganz hinten auf dem Bild, das wahrscheinlich um 1945 fotografiert wurde, ist das Schulhaus I zu sehen. Weiter östlich in Richtung des Aufnahmestandorts folgt auf der Nordseite der Bielstrasse nach der Chryslergarage der Gasthof Schweizerhalle an der Bielstrasse 2, erbaut 1884, dessen Eckstein Anfang des letzten Jahres wieder nach Grenchen gebracht wurde.
Die ganze Häuserzeile an der Kirchstrasse mit der Schweizerhalle als Eckhaus, dem Café National, das bis 1920 noch als Restaurant in Betrieb war, dem Tea Room Steiner – bis 1952 in Betrieb – und dem Hotel Burgunderhalle mit den markanten Arkaden an der Kirchstrasse, wurde 1983 abgerissen. Dort steht jetzt der Postmarkt.
Vis-à-vis, auf der anderen Seite der Kreuzung, war das Hotel Sternen zu finden, 1870 erbaut, mit einem grossen Tanz- und Theatersaal. Meyer und Söhne eröffneten dort 1926 ihr erstes Warengeschäft und 1950 das erste grosse Warenhaus Grenchens. Nördlich folgt der «Löwen», heutiger Sitz der Ryf AG und einziges Gebäude, das zwischen Kirchstrasse und Kapellstrasse auf der Nordseite der Solothurnstrasse noch steht. Sowohl das Restaurant Sonne, vormals Rihs, erbaut 1872, als auch der noch ältere Gasthof Ochsen, erbaut 1835 und zeitweise Sitz des Posthalteramts, mussten dem Neubau des Hochhauses weichen und wurden 1972 abgerissen.
Auf der Südseite der Solothurnstrasse waren schon damals Dienstleistungsbetriebe angesiedelt, wie eine Schneiderei und ein Coiffure-Salon, wahrscheinlich ein Vorfahre des heutigen Salons Hair fashion von Laura Tschaggelar, die das Geschäft bereits in vierter Generation führt.