Grenchen
Ein Film zeigt, wie man mit Suizid umgehen kann

Zum internationalen Tages der Suizidprävention wurde im Kino Rex der Film «Dem Himmel zu nah» der Schweizer Regisseurin Annina Furrer gezeigt mit einem anschliessenden Podiumsgespräch.

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Szenenbild aus dem Film «Dem Himmel zu nah».

Szenenbild aus dem Film «Dem Himmel zu nah».

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«Ich bin Annina Furrer sehr dankbar, gibt es diesen Film», so die Aussage von Katrin Huber (Name geändert), die ihre Schwester vor gut acht Jahren durch einen Suizid verloren hat. Sie war Teilnehmerin am Podiumsgespräch im Anschluss an den Film «Dem Himmel zu nah». Der Film schildert auf eindrückliche Art und Weise, wie vielschichtig das Thema Suizid ist, wie unterschiedlich Menschen darauf reagieren und welche vielfältigen Wege entstehen, mit diesem Schicksal zu leben.

Katrin Huber als Angehörige schilderte den unterschiedlichen Umgang ihres Umfeldes nach dem Suizid ihrer Schwester: So erlebte ihre Familie die Reaktionen im Dorf von herzlicher Anteilnahme bis hin zum Unverständnis. Am Anfang sei es vor allem die Arbeit auf dem Hof und die Betreuung der Kinder gewesen, die der Bauernfrau die nötige Ablenkung brachten. Gesprochen habe sie viel mit ihrem Mann darüber, aber irgendeinmal mochte er auch nicht mehr darüber reden. Sie aber hatte immer noch das grosse Bedürfnis, über den Suizid ihrer Schwester zu reden. So gestand sie sich ein, dass sie Hilfe brauchte. Ihr Weg war die Selbsthilfe.

Dem Leiden ein Ende bereiten und dafür mit dem Leben bezahlen, diesen Plan hatte Daniel Göring, der als Betroffener am Gespräch teilnahm. Durch jahrelanges Arbeiten unter hoher Belastung und dauerndes Ignorieren der Zeichen der Erschöpfung, war er in seinem Leben an einen Punkt gekommen, wo es für ihn nur noch die eine Lösung gab: Verschwinden, und zwar für immer. Auf sehr offene Weise schilderte er dem Publikum, wie es für ihn so weit kommen konnte, dass er für sich nur noch den Tod als Perspektive sah. Daniel Göring hat seinen Suizidversuch überlebt und engagiert sich heute aktiv in der Förderung der psychischen Gesundheit in unserer Gesellschaft.

Dr. Thorsten Mikoteit, Stv. Chefarzt und Leitender Arzt des Behandlungszentrums für Angst und Depression der psychiatrischen Dienste der Solothurner Spitäler, brachte den Fokus der professionellen Hilfe in das Gespräch ein. Er machte den Anwesenden Mut und forderte sie dazu auf, Menschen aus dem privaten und beruflichen Umfeld, denen es schlecht geht oder die sogar Suizidabsichten äussern, direkt anzusprechen und danach zu fragen. Es gehe darum, Menschen in Verzweiflung zu ermutigen, private oder wenn nötig auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. «Wir müssen darüber reden, denn darüber reden tut gut.» Diese Botschaft spiegelte sich in allen Aussagen an diesem Abend und in Gesichtern im Saal. (mgt)