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Es ist wahrscheinlich eine der wenigen Konstanten im Schweizer Fussball: Egal wie gut oder schlecht die Nati spielt – der TV-Reporter macht's verkehrt. Da dürfte sich Sascha Ruefer umso mehr über viele Komplimente aus Deutschland freuen.
EM-Qualifikation, Schweiz gegen Slowenien, es läuft die 94. Minute beim Stand von 2:2. Schär schiesst, der Ball wird abgefälscht, landet bei Drmic, der hämmert den Ball in die Maschen. Und für Kommentator Sascha Ruefer gibt es kein Halten mehr. «Jaaaaaaaaa! Toooooooor für die Schweiz! Josip Drmic!» Der 43-jährige Grenchner lässt seinen Emotionen freien Lauf, wie jeder andere Schweizer zu dem Zeitpunkt wohl auch. «Das ist ein Wahnsinn, was hier abgeht!», schreit Ruefer ins Mikrofon.
Geteilte Meinungen
Die Facebook-Seite des deutschen Fussballportals 11 Freunde stellt darauf ein Video von Ruefers Freudenschreien ins Netz. Die Reaktionen überraschen: In der Schweiz ist Ruefer umstritten, nicht zuletzt aufgrund einer peinlichen Situation Ende Juni. Er sollte den WM-Halbfinal der Frauen zwischen Deutschland und den USA kommentieren. Doch Ruefer wird vermisst. Auf seinem Telefon ist er nicht erreichbar. Später stellt sich heraus: Ruefer hat verschlafen, hat sich den falschen Tag in der Agenda angestrichen. Die ganze Schweiz lachte über Ruefer.
Doch in Deutschland sind die Reaktionen anders: «Einfach ein sympathischer Kommentator! Kann man den eventuell gegen den Reif eintauschen?» oder «Super Kommentator und auch da ist der Schweizer neutral ... Bärenstark», sind nur zwei von vielen positiven Kommentaren zu Ruefer, die unters Video gepostet werden.
Verblüffend, wie unterschiedlich die Vorstellungen der Deutschen und Schweizer sind. Hier will man – so macht es jedenfalls den Anschein – einen Kommentator, der ein Spiel sachlich kommentiert und keinerlei Emotionen zeigt (geschweige sich ausgelassen über eine Schweizer Aktion freut). Die Deutschen sehen das andersrum. Kommentatoren wie Marcel Reif, der grosse Fachkompetenz beweist, sind nicht gefragt. Sachlich sollte er sein, wenn es angebracht ist, und der Freude freien Lauf lassen, wenn der Ball im Netz landet.
Das Schweizer Nachrichtenportal Watson fragt sich derweil, ob das Sprichwort vom Propheten, der im eigenen Lande nichts gilt, auch auf Fernsehreporter zutreffe. Schliesslich gäbe es nicht wenige Schweizer Fans, die von den deutschen Reportern schwärmen und Ruefer ins Pfefferland verwünschten. Für eine Stellungnahme war der SRF-Mann gestern nicht erreichbar. Auch auf seinem TwitterKanal zeigte er keine Reaktion. Die Deutschen kommentieren indes fleissig weiter: «Ab heute schau ich Fussball nur noch, wenns Spiel von ’nem Schweizer kommentiert wird!»
Das SRF kann sich in Zukunft wohl über einen Zuwachs an deutschen Zuschauern erfreuen. Ruefer sei Dank!
Eine Auswahl der Kommentare:
«Schön zu sehen, dass es auch solche Kommentatoren gibt ... direkt im Nachbarland. Es gibt keinen einzigen Deutschen, der so kommentiert. Lauter Bratwürste.»
«Ab heute schau ich Fussball nur noch, wenns Spiel von 'nem Schweizer kommentiert wird!»
«Einfach ein sympathischer Kommentator! Kann man den eventuell gegen den Reif eintauschen?»
«Super Kommentator und auch da ist der Schweizer neutral ... bärenstark!»
«Was für ein toller Kommentator!»
«Verpflichtet den Kommentator fürs deutsche Fernsehen! Rethy, Beckmann, Reif und wie sie alle heissen, können einpacken und Kreisliga kommentieren gehen.»
«Der Kommentator gefällt mir sehr gut! Er bleibt sachlich wo es angebracht ist und lässt seiner Freude freien Lauf, wenn die Dinger im Netz landen ... Respekt!»
«So sollen mal die Deutschen kommentieren, mit Herz bei der Sache und nicht parteiisch.»
Trifft das Sprichwort vom Propheten, der im eigenen Lande nichts gilt, etwa auch auf Fernsehreporter zu? Schliesslich gibt es nicht wenige Schweizer Fussballfans, welche von den deutschen Reportern schwärmen und Sascha Ruefer dahin verwünschen, wo der Pfeffer wächst.