Kleintheater Grenchen
Duo schön&gut bot hochkarätiges Kabarett mit Dynamik

Gelungener Auftakt in die neue Saison des Kleintheaters Grenchen. Das Duo schön&gut überzeugte restlos mit seiner neuesten Produktion.

André Weyermann
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Das Duo schön & gut (Archiv)

Das Duo schön & gut (Archiv)

zvg

Für ihr viertes abendfüllendes Programm haben sich Anna-Katharina Rickert und Ralf Schlatter das hochaktuelle Thema einer Gemeindefusion als Rahmenhandlung auserkoren. «Schönmatt» heisst es und wurde von der Sonntagszeitung zum besten Kabarett-Stück der Saison 2013 auserkoren.

Der Anfang ist noch ganz beschaulich und überschaubar. Schnell nimmt das Ganze aber Fahrt auf und die beiden Künstler stellen eindrücklich unter Beweis, wieso sie verschiedenste Preise (Salzburger Stier, Schweizer Kabarettpreis Cornichon) eingeheimst haben. So kommen die Besucher im gutgefüllten Kleintheater in den Genuss eines ebenso tempo- wie abwechslungsreichen Abends. Manchmal mit handfestem Klamauk, viel öfters aber mit geistreichen Wortspielen, Wortverdrehungen und inspirierender Satire rütteln die beiden am Bild einer heilen Schweiz.

Dabei tauschen sie schon mal die Rollen, unterlegen das Gesagte mit einprägsamer Musik. Ihre Wortduelle scheinen mit spielerischer Leichtigkeit daherzukommen und sind doch von geradezu literarischer Qualität, mit Anlehnungen an den einen oder anderen Grossen der Zunft oder an die unbestrittenen Könige des gehobenen Klamauks, die «Monty Python».

Innovativ, gewagt mit viel Poesie

Das Publikum jedenfalls ist gefordert, denn die beiden Protagonisten verstehen sich auch in Neu- und Umdeutungen geläufiger sprachlicher Wendungen. Kaum ist der Sinn einer Pointe erfasst, gilt es die nächste Wortkaskade aufzusaugen, denn irgendwo lauert bestimmt wieder eine Wortschöpfung, die zuerst verdaut werden will. So sitzt man atemlos dabei und wird Wort für Wort mit einem neuen Sprachbewusstsein konfrontiert: innovativ, gewagt und doch auch immer wieder in herrliche Poesie getränkt und mit einem kräftigen, wohltuenden Schuss Selbstironie versehen.

Getarnt durch harmlose Melodien singen und spielen die beiden gegen die «Schergen der Volkspartei» an, gegen die übertriebene Angst der Schweizer, gegen selbstgerechte Klimapolitik und gegen Auswüchse im Vatikan («Steter Tropfen höhlt den Vatikan»). Exemplarisch dafür mag die Demontage der Kyoto-Beschlüsse stehen, die schon dadurch diskreditiert werden, dass sie mit dem Beatles-Hit «Yellow Submarine» musikalisch unterlegt werden.

So bereichern schön & gut ihre Heimat-Saga aus dem Emmental um ein weiteres, herrliches Kapitel. Die Enge des lieblichen Landstriches bietet schon allein Stoff für amouröse Verwirrungen, kleinere und grösser Missverständnisse und Skandälchen. Anna-Katharina Rickert und Ralf Schlatter durchbrechen aber auch gekonnt die Talsperre und zerpflücken genüsslich und wortgewaltig auch diverse Missstände in der grossen weiten Welt. Sie tun dies mit viel Verve, intellektuellen Höhenflügen, erden sich aber gelegentlich ebenso mit volksnahem Witz.

Das ist wahrlich grosses, politisches und poetisches Kabarett.