Hotelpläne
Dubioser Investor plant luxuriöse Hotel-Appartements in Grenchen

Ein Zürcher Investor will mit ausländischem Kapital 202 Luxus-Hotelappartements in Grenchen bauen. Experten bezeichnen das Vorhaben als unrealistisch, was den Investor, der auch schon in den Schlagzeilen war, ziemlich unbeeindruckt lässt.

Andreas Toggweiler und Oliver Menge
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Auf diesem Maisfeld südwestlich der SWG soll der neue Hotelkomplex mit Restaurant gebaut werden, sobald die Baubewilligung vorliegt.

Auf diesem Maisfeld südwestlich der SWG soll der neue Hotelkomplex mit Restaurant gebaut werden, sobald die Baubewilligung vorliegt.

Oliver Menge

In Grenchen vis-à-vis dem Riedern-Stadion will ein Zürcher Investor ein riesiges Apartment-Hotel bauen – mit Eigenkapital von der Londoner Börse. Die Pläne werden mit Skepsis beäugt, nicht zuletzt wegen der Vergangenheit des Unternehmers.

Das Profil mitten im Maisfeld ist seit kurzem sichtbar und soll das Ausmass des Hotelprojektes aufzeigen. Eine Unterlage, mit der der Initiant kürzlich bei den Grenchner Behörden für das Projekt weibelte, spricht von 246 Business Apartments, die zu einem Preis von 48 Millionen Franken erstellt werden sollen – inzwischen sind es noch 202. Und das ist nur eines von verschiedenen Projekten in der Schweiz, welche ein Konsortium der Firmen Albego Real Estate AG und Mettler 2Invest realisieren (wollen). In Derendingen beispielsweise wurde ein Baugesuch für 60 Wohnungen für 27 Mio. Fr. eingereicht. Das Projekt an der Löhrstrasse ist hingegen noch hängig vor Verwaltungsgericht.

In Grenchen hat man allerdings grosse Vorbehalte gegenüber der Albego Real Estate AG. Denn mit dem Immobilienentwickler Goran Zeindler ist in der Szene ein Akteur wieder aufgetaucht, der vor 12 Jahren bekannt wurde durch nicht gerade schmeichelhafte Artikel des «Beobachters». Verschiedene Bauherren hatten mit dem damaligen Baudienstleister Zeindler schlechte Erfahrungen gemacht. Es kam zu Millionenverlusten, die Bauherren zogen Zeindler vor Gericht, ohne allerdings viel erreichen zu können.

Geld aus London

Ein gutes Jahrzehnt später ist Zeindler wieder da, mit einem neuen Geschäftsmodell. Er will für seine lange Liste von Bauprojekten Geld an der Londoner Börse auftreiben und hat dafür in England die «Zeindler European Property Group PLC» gegründet. Für Hunderte Millionen will die Firma gemäss einem Prospekt in der Schweiz Wohnungen bauen. Und das in einer Zeit, wo Experten vor der Implosion des Wohnungsmarktes warnen. Das Geld der Banken komme, verspricht Zeindler den Investoren, welche für die notwendigen 20 Prozent Eigenkapital aufkommen sollen.

Der Prospekt der englischen Firma, mit dem Zeindler die Grenchner Behörden beeindrucken wollte, spart nicht mit vollmundigen Ankündigungen. In der Schweiz plane man Investitionen von 512 Millionen Franken, das Land sei bei allen Projekten gesichert, die Verträge mit den Bauunternehmern unterzeichnet und die Baubewilligungen vorhanden. 80 Prozent der Baukosten seien durch die Banken gesichert.

Unrealistische Vorstellungen?

«Die Rendite, welche der Investor den Kapitalgebern da verspricht, ist für die Region Solothurn absolut unrealistisch», sagt ein versierter Immobilienunternehmer aus der Gegend nach Durchsicht der Akten. Dazu stelle sich die Frage, ob mit dem Konstrukt nicht gegen das Gesetz gegen den Grundstückserwerb für Ausländer verstossen werde. «Jedenfalls bezüglich unrealistischer Einschätzung etwas vom Schlimmeren, was ich bis jetzt gesehen habe», so der Experte. Das Konstrukt mit einer ausländischen Kapitalfirma sei zwar nicht absolut exotisch, es wurde beispielsweise beim Sulzer-Areal in Zuchwil angewandt. «Aber dort ging es um Gewerbe, nicht um Wohnungen.»

Goran Zeindler ist auf Anfrage nicht um die Antwort verlegen: «Die sogenannten Experten kommen einfach nicht draus, aber da habe ich kein Problem damit, kann gut damit leben. Ich bin da völlig entspannt.»

Er verspricht sich sehr viel von seinem Projekt. «Gerade mit der ganzen Uhrenindustrie und den neuen Ansiedlungen von Firmen braucht es so etwas in Grenchen. Da hat es ja ausser dem ‹Airport› nichts, und auch dieses kann einem Vergleich mit unserem Projekt nicht standhalten.»

Zur Frage des ausländischen Kapitals sagt Zeindler: «Ich bin Schweizer Bürger, wohne aber zeitweise in London, wo ich einen Fonds laufen habe.» Dies sei auch der Grund, weshalb man in den letzten zehn Jahren wenig über ihn habe lesen können in der Schweizer Presse. Aber das heisse nicht, dass er nicht aktiv gewesen sei. So baue er gegenwärtig das grösste Hotel der Schweiz in Rümlang zusammen mit Mettler 2Invest.

Land gehört Ivo von Büren

Die Stadt Grenchen ist jedenfalls zurückhaltend. Nachdem Zeindler sich zuerst für das Filetstück des SWG-Areals beim Bahnhof interessiert hatte – auf der Website der Albego Real Estate AG ist immer noch dieses Projekt vorgestellt –, machte man ihn auf die Parzelle neben der ehemaligen Technica aufmerksam, wo heute nun die Bauprofile stehen.

Das Land gehört Gemeinderat Ivo von Büren. Zeindler habe das Land nicht gekauft, sondern lediglich vertraglich gesichert, sagt von Büren zum Deal. «Er zahlt mir einen Mietpreis dafür.» Wenn ein Hotel komme, sei dies gut für Grenchen, wenn nicht, sei nicht viel verloren, sagt der SVP-Politiker.

202 Appartements in drei verschiedenen Grössen seien geplant, so Zeindler. Und zwar 25 und 45 Quadratmeter sowie Business-Appartements, die aus einem 25- und einem 45-Quadratmeter-Raum bestünden. Dazu komme ein gehobenes Restaurant im Komplex. «Das ist die Zukunft», so Zeindler. Denn mit dem Hotel will man sogenannte Long-stay-Mieter ansprechen.

Zur Finanzierung sagt Zeindler, es sei alles unter Dach und Fach, das Geld habe er beisammen, der Pachtvertrag mit der Betreibergesellschaft «Cosmopolitan Apartments» sei unterschrieben. Goran Zeindler ist im Übrigen Verwaltungsratspräsident dieser Gesellschaft mit Sitz in Schindellegi, Peter Mettler und Erwin Höfliger, der VR-Präsident der Albego Real Estate AG, sind Verwaltungsräte. Sobald die Baubewilligung erteilt werde, beginne man mit dem Bau.

Die Baudirektion Grenchen gibt keine Auskunft darüber, wo man mit dem Projekt steht. Stadtbaumeisterin Drazenka Dragila sagt lediglich vielsagend, man sei in intensivem Kontakt und am Arbeiten. Öffentlich aufgelegt ist das Baugesuch jedoch noch nicht.