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Das «Baracoa» muss nach dem Covid-19-Vergehen des Wirts um seine Existenz bangen. Die Stadtpolizei Grenchen bewilligt bis 17. Juli keine Anlässe mehr. Das betrifft auch Veranstaltungen im Rahmen von «Bühne frei für den Märetplatz».
Grenchens Ausgehszene ist in Aufruhr. Nach dem spektakulären Fall vor einer Woche, als eine Corona positiv getestete Person unter Quarantäne in Grenchen eine Party und ein weiteres Lokal besuchte, haben die Behörden ein Lokal geschlossen, weil der Wirt selber an besagter Party war und sich nicht an die Quarantänebestimmungen gehalten hat.
Über allenfalls erfolgte Ansteckungen an jener Party ist bisher nichts bekannt. Doch Gesetz ist Gesetz. Mehmet Polat, der Wirt der Bar «Baracoa», muss nun mit einer Busse von mehreren tausend Franken rechnen. Er hat sich am Wochenende denn auch öffentlich für sein Verhalten entschuldigt und ging den Medien nicht aus dem Weg. «Ich bedaure, was ich getan habe und entschuldige mich dafür», sagte Polat gegenüber dem TV Sender Tele M1.
Nach einer Denunzierung wurde Polat nach Beizenschluss von einem Grossaufgebot der Kantonspolizei in den Räumen des «Baracoa» aufgegriffen. Die Rede ist von mindestens 12 Beamten, die dort eingefahren seien. Die Stadtpolizei erhält vom Kanton nach eigenen Angaben keine Informationen, wer in Quarantäne müsste oder nicht. Weil sich die Grenchner Partygänger und Beizenbesucher aber vorbildlich und zuverlässig gegenseitig denunzieren, wurde der Fall ruchbar und es gab am Wochenende auch die ganz grossen Schlagzeilen in den nationalen online-Medien.
Auf den einschlägigen lokalen Facebook-Plattformen war buchstäblich «die Hölle los.» Manche sahen jetzt den Zeitpunkt gekommen, um im Baracoa «das Messer reinzulassen». Denn das Lokal geniesst tatsächlich eine Art Sonderbehandlung durch die Stadt. Es kann im Sommer (gegen Gebühr) eine Gartenwirtschaft auf der Bettlachstrasse aufstellen.
Am Wochenende sah es zeitweise danach aus, als sei nun damit Schluss. So hat der städtische Corona-Sonderstab in Erwägung gezogen, dem Baracoa-Wirt die Bewilligung der Aussenbestuhlung per sofort zu entziehen (und das den Gemeinderäten zunächst auch so kommuniziert). Das hätte das Ende für das beliebteste Grenchner Ausgehlokal bedeutet, wie Polat auf Anfrage bestätigt. «Ich bin froh, dass dieser Kelch an mir vorbeigegangen ist», meint er. Vorerst. Die Busse werde er natürlich bezahlen und ob der Kanton auch noch Sanktionen hinsichtlich Wirtepatent ergreife, sei derzeit offen. Was allerdings auch das Ende des Baracoa bedeuten würde.
«Ich würde persönlich schon irgendwie über die Runden kommen, doch für mein Personal wäre das bitter», erklärt Polat, der vor drei Jahren das Lokal schon mal verkaufen wollte.
Der Stand der Dinge ist jetzt folgender: «Wir warten jetzt einmal die Sanktionen bzw. Entscheide das Kantonalen Amtes für Wirtschaft und Arbeit ab», erklärt Polizeikommandant Christian Ambühl. Bis Mittwoch ist das Baracoa als Folge der Razzia am Wochenende ohnehin geschlossen. Eine weitere angekündigte Massnahme des Sonderstabes wird hingegen umgesetzt.
So wird es bis 17. Juli keine Veranstaltungen im Rahmen des Projekts «Bühne frei für den Märetplatz» mehr geben. Davon betroffen sind derzeit die drei Gratis-Kinofilm- Vorführungen vom 9., 11. und 16. Juli. «Dies gilt aber gemäss der aktuellen Lage und kann sich jederzeit ändern», heisst es.
Eine erste Filmvorführung am vergangenen Samstag hat noch keine Massen angelockt. Etwa zwei Dutzend Interessierte konnten die Vorführung des Musikfilms «Grease» bei einem Bier von der Centro-Bar aus verfolgen.
Betroffen wäre zudem das «Mario Kart Turnier» am 11. Juli, das ebenfalls vom lokalen Kinounternehmer auf die Beine gestellt worden wäre. Hierfür hatte die Polizei allerdings bis am Montag noch gar kein Gesuch erhalten, wie Ambühl präzisiert.