Grenchen
Dieses Team hat sich ein halbes Jahrhundert «guet gmetzget»

Zum 50-Jahr-Jubiläum gewähren die einstigen und heutigen Chefs der Metzgerei Guex Einblick in ihr Schaffen. Ihre Arbeit ist nach wie vor die Passion der Guex’ - sie produzieren fast alles selber.

Patrick Furrer
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Sie sind stolz auf deas Jubiläum

Sie sind stolz auf deas Jubiläum

Solothurner Zeitung

1961 übernahmen Jean-Pierre und Heidi Guex den Laden an der Centralstrasse in Grenchen. Vierzehn Metzgereien reichten damals ihr Fleisch noch über die Theke, heute sind es noch zwei. 1991 – pünktlich zum 30-Jahr-Jubiläum – gaben Jean-Pierre und Heidi Guex dann das Geschäft an Sohnemann Roland und dessen Ehefrau Cornelia weiter, die sich in den vergangenen 20 Jahren ebenso «guet gmetzget» haben. Heuer nun können Guex’ das 50-Jahr-Jubiläum feiern. Während des ganzen Jahres gibt es verschiedene Aktionen, als Dankeschön an die Kundschaft. Dieses Wochenende findet zudem eine Feier für geladene Gäste statt.

Beim Gespräch sitzen die zwei Generationen gemeinsam am Tisch, hinten im winzigen Garten, wo früher vor Ostern jeweils rund 20 Gitzi darauf warteten, einem nahrhaften Zweck zugeführt zu werden. Sympathische, aufgeweckte Menschen, alle vier. «Es hat sich viel verändert im Vergleich zu früher, vor allem, was die unzähligen neuen Gesetze und Kontrollen angeht», weiss die 77-jährige Heidi Guex. Was man heute an Arbeit und Geld investieren muss, um überhaupt arbeiten zu können, sei extrem, findet auch Sohn Roland, der heuer 50 Jahre alt wird – so alt, wie die Metzgerei selbst. «Für ins Spital hats schon noch gereicht», lacht Heidi Guex, «aber ja, Roland ist sozusagen in der Metzgerei geboren und aufgewachsen.» Kein Wunder, war es für den heutigen Metzgermeister von Anfang an klar, dass er einmal das Geschäft von den Eltern übernimmt.

Nicht immer bleibt genügend Zeit

Früher bestand die Konkurrenz eines Metzgers hauptsächlich aus den Berufskollegen im Ort. Heute sind es die Grossverteiler, die mit Billigpreisen statt Qualität oder Frische locken. «Einfach war es nie», sagt Vater Jean-Pierre Guex (79), aber man habe sich immer behaupten können. Ganz früher, da kamen die Ehefrauen morgens um 11 Uhr nach der Arbeit in der Uhrenfabrik in eine der vierzehn Metzgereien und standen Schlange. Das gibt es heute nicht mehr, obwohl der grösste Teil der Einkäufe immer noch von Stammkunden gemacht wird. Damals, da war vor allem Rohware gefragt, «heute verlangen die Leute viel öfter nach pfannenfertigen Produkten», weiss Roland Guex. Vor 50 Jahren gabs «höchstens mal gekochte Kutteln», sagt Heidi Guex.

Vieles ist heute anders, eines aber nicht: Hinter dem Geschäft steht heute wie damals ein starkes und eingespieltes Team – Metzgermeister Roland und Köchin Cornelia Guex (47) führen die Metzgerei gemeinsam. Mutter Heidi aus dem Emmental lernte ihre späteren Mann Jean-Pierre im Waadtland kennen, wo er aufgewachsen war. Als sie durch einen Tipp von der Metzgerei in Grenchen erfuhren, war es für die beiden nicht ohne Risiko, ein eigenes Geschäft zu eröffnen. Doch sie kämpften sich durch, unterstützt vom Gewerbeverband. Sohn Roland und Cornelia sind beides waschechte Grenchner; sie lernte ihn kennen, als sie vor der Kochlehre in der Metzgerei Guex schnupperte. Heute sind die beiden unzertrennlich. Rund 10 Stunden müssen sie täglich im Laden sein. «Nicht, dass das immer einfach wäre», witzelt Cornelia Guex. Geschadet hats aber auch nichts; die beiden feiern bald ihren 23. Hochzeitstag. Während 10 Jahren – bis 2001 – arbeiteten die beiden Metzgergenerationen noch gemeinsam im Laden. «Auch das war nicht immer einfach», sagt Roland Guex. Da übernimmt ein Sohn das Geschäft von Vater, und dann muss erst mal etabliert werden, wer jetzt der Chef ist. «Aber letztlich wir haben immer gut zusammengearbeitet», meint Heidi Guex.

Fast immer hausgemacht

Ihre Arbeit ist die Passion der Guex’, sie produzieren fast alles selber. Seit einigen Jahren betreiben sie zusätzlich einen Partyservice, der inzwischen rund 10 Prozent des Umsatzes ausmacht. Dafür verantwortlich ist hauptsächlich die gelernte Köchin Cornelia. Ausserdem setzen Guex auf regionale Herkunft, das meiste Fleisch beziehen sie von Feinkost Scholl in Selzach. Das Ehepaar Guex ist aber nicht nur stolz auf den eigenen Betrieb, sondern auch auf die Stadt Grenchen. Cornelia Guex: «Wir stehen zu Grenchen. Die Stadt, die Berge, die Aare oder der gute Anschluss an den öffentlichen Verkehr – das muss man einfach mögen.»

Die Liegenschaft haben die älteren Guex übrigens vor einigen Jahren gekauft. Wie sie da so hinten im Garten sitzen, lächeln sie, wenn sie über sich und die Stadt erzählen. Hier wollen sie nicht mehr weg. Bis zum 60-jährigen Bestehen würden sie noch ganz gerne weitermachen, sagt Roland Guex. Zwei Lehrlinge arbeiten derzeit im Betrieb, der letztes Jahr mit dem Hermann-Herzer-Preis für vorbildliche Lehrbetriebe ausgezeichnet wurde. Langsam machen sich Guex’ auch über eine Nachfolge Gedanken; da sie keine Kinder haben, hofft Roland Guex, dass vielleicht ein ehemaliger Stift das Geschäft übernimmt. Doch noch bleibt Zeit. Noch geht es nicht um die Wurst. Erst wird gefeiert.