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In den 60er-Jahren haben diese Grenchner Musiker sogar vor Liz Taylor und Richard Burton gespielt. Der erste Auftritt der Grenchner «Jackass-Boys» ging noch ganz bescheiden im Kino Palace über die Bühne.
Die ehemaligen «Jackass-Boys» und späteren Mitgliedern des «David Hard Sextetts» trafen sich kürzlich im Parktheater. Sie folgten der Einladung von René Gissler. Roland Broch, Urs Girard, Kurt Gasser, Heinz Widmer, Hans Müller, Urs Stephani, Werner Wirth und Denise Wirth.
Andere sind nicht mehr da oder waren verhindert. Es wurden Erinnerungen ausgetauscht und die Frage «weisch no?» stand oft im Mittelpunkt.
Den Klavierunterricht beim ehemaligen Leiter der Musikschule Grenchen, Wilhelm Steinbeck, vergisst Urs Girard nie. Am Ende einer Stunde legte Steinbeck die Noten des «Jackass Blues» von Fletscher Henderson auf den Notenständer und bat den damaligen Zwölfjährigen, das Stück einzustudieren.
Girard hat es getan, Gefallen am Musikstil gefunden und bald mit René Gissler und Roland Broch, zu Beginn der 60er-Jahre, die später berühmt gewordenen «Jackass-Boys» gegründet. Der erste Auftritt der Grenchner «Boy-Group» ging im Kino Palace über die Bühne. «Es gab Filme zu sehen und Kasperle-Theater standen auf dem Programm», erinnert sich Urs Girard, der in der Band lange Zeit mit der Klarinette mittat. Der erste kommerzielle Auftritt fand im Saal des Restaurants Ticino statt. «Einen Fünfliber für jeden, das gab’s für uns damals als Gage», weiss René Gissler noch.
Es folgten zahlreiche Auftritte im ehemaligen Grenchnerhof, im Löwensaal und an diversen Fasnachtsanlässen. Aber nicht nur in Grenchen hinterliess die Tanzcombo Spuren.
Namensänderung war vonnöten
An einer Silvesterveranstaltung im einen Nobelhotel in Davos kam es dann zu einer wichtigen Erkenntnis. Der Hotelier weigerte sich, das anrüchige Wort «Jackass», was Esel oder sinngemäss «Vollidiot» bedeutet, aufs Programm zu drucken.
Er kündigte seinen englischsprachigen Gästen die Grenchner Musikbegeisterten als «Jacky and his Boys» an. Dieses Erlebnis bewog die Musiker, den Namen zu ändern. Der Vorschlag «David Hard Sextett» schwang oben aus. In einem Flyer dieser Zeit preist das Sextett sich als «Das neue Schweizer Orchester» an.
Als Bandleader sind Roland Broch und Werner Wirth aufgeführt, als Arrangeur zeichnet Heinz Gasser verantwortlich. In der Besetzung figurieren Roland Broch an der Trompete, Hans Kurth (Posaune), Heinz, Willi und Kurt Gasser als Bassisten, Posaunisten und Spielende verschiedener anderer Instrumente, René Gissler am Schlagzeug und Denise Wirth (Gesang).
Mit dem Erfolg stiegen die Gagen
1963 wurden die «Jackass-Boys» Sieger in einem Schallplattenwettbewerb vor «Les Diables-Rouges» aus Basel und der Berner «Longstreet Jazzband». Im selben Jahr machten die Jackass-Boys beim Grenchner Stenographenverein vier Stunden Musik für 200 Franken. Die Gagen sind dann gestiegen. Konzerte in St. Moritz und im Gstaad Palace, unter den Augen der Filmgrössen Liz Taylor und Richard Burton, waren wesentlich einträglicher. Denise Wirth erinnert sich an die Shows: Nacheinander trat sie mit Liedern in verschiedensten Sprachen auf und trug jeweils ein zum Song passendes Kostüm. Mit Titeln wie «Margritli i lieb di», «Girls from Ipanema»‚ «Ave Maria» und vielen andern begeisterte die Show- und Tanzmusik in vollen Sälen.
Ein grosses Jubiläumshighlight fand 1970 im Parktheater statt. In der grossen Frühlingsshow wurden zehn Jahre gefeiert. Mit dem Sextett gastierte Paola del Medico in Grenchen. «Schade war immer Paolas Mutter dabei», flachst Werner Wirth, wenn er an die grandiose Gala zurückdenkt.
Irgendwann in den 80ern ist die Musik des «David Hard Sextetts» verstummt. Einige Kollegen sind abgesprungen und bei den Ersatzspielern hat die Chemie nicht mehr gestimmt. Aber vielleicht schon nächstes Jahr trifft man sich wieder; selbstverständlich im Parktheater, in dem jahrzehntelang geübt wurde.